Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
kannze da auch hin mitnehmen. Aber nicht, dass du mich jetzt immer Mutta nennst.«
»Nur wenn du noch öfter unruhig zur Tür schaust«, erwiderte Pielkötter.
»Ich weiß wirklich nicht, wo die Jungs so lange bleiben.«
Aus ihrer Stimme hörte Pielkötter eine gewisse Besorgnis heraus. »Die kommen schon noch«, brummte er. »Du weiß doch, wie das bei Krankenhausärzten ist. Die können nicht so einfach den Griffel fallen lassen wie so’n Schreibtischtäter.«
»Also eher wie so’n Polizist.«
Um sich abzulenken, warf Marianne schon einmal einen Blick in die Speisekarte. Sie war gerade bei Leberkäse mit Grubengoldsoße auf Sauerkraut und Kartoffelpüree angelangt, da tauchte Jan Hendriks schmale Gestalt am Eingang auf, dahinter Sebastian. Freudig winkte Marianne die beiden heran. Nach der Begrüßungsszene mit Umarmung und Küsschen, die Pielkötter doch ein wenig übertrieben fand, nahmen die beiden jungen Männer ihnen gegenüber Platz.
»Herr Pielkötter, Sie sehen etwas erholter aus als bei unserem letzten Treffen«, erklärte Sebastian.
Willibald spürte Mariannes Fuß an seiner Wade. Doch nicht jetzt, dachte er. Schließlich wollte er dem Freund seines Sohnes nicht schon nach dem ersten Satz der Unterhaltung das Du anbieten. Es war ihm schwer genug gefallen, Jan Hendriks homosexuelle Neigung zu akzeptieren. Inzwischen hatte er sich an Sebastian gewöhnt und mochte ihn, aber das schnelle Duzen lag ihm nun einmal nicht. Im Laufe des Abends würde sich sicher noch eine günstige Gelegenheit ergeben.
»Auf eure dreißig Jahre Ehe«, erklärte Jan Hendrik und erhob sein Glas, nachdem die Kellnerin auch Sebastian und ihn mit Getränken versorgt hatte. »Alle Achtung. Und das bei einem Ehemann, an dem die Emanzipation anscheinend spurlos vorübergegangen ist.«
Pielkötter nuschelte etwas Unverständliches. Er wusste, worauf sein Sohn anspielte. In gewisser Weise hatte er damit sogar Recht, aber Pielkötter war noch nicht danach, das auch offen zuzugeben.
»Falls wir zehn Jahre Freundschaft überstehen, heiraten wir auch«, erklärte Sebastian.
Während Marianne lächelte, konzentrierte sich Pielkötter darauf, keine Miene zu verziehen. »Heiraten?«, fragte er ungläubig.
»Zumindest eingetragene Partnerschaft«, erklärte Jan Hendrik. »Vielleicht finden wir aber auch einen Pfarrer, der sich, beziehungsweise uns traut.«
»Etwas Zeit habt ihr ja noch«, schaltete sich nun auch Marianne ein. »Wer weiß schon, wie dann die Gesetzeslage ausschauen wird. Aber jetzt feiern wir erst einmal den Hochzeitstag, und dass es eurem Vater wieder besser geht.«
Jetzt heißt das also schon »euer Vater«, dachte Pielkötter, dabei habe ich Sebastian noch nicht einmal das Du angeboten. Jedenfalls hatte er die feste Absicht dies nachzuholen, ehe Marianne unterm Tisch noch einmal nachhelfen musste. Während die anderen eifrig die Speisekarte studierten, überlegte Pielkötter fieberhaft, wie er am besten damit anfangen sollte.
»Auf unsere Familie«, hörte er sich plötzlich sagen und erhob sein Glas. »Und du, Sebastian gehörst natürlich dazu. Ich heiß übrigens Willibald, aber das weißt du ja bereits.«
»Und speziell auf meine Mutter, die nach dreißig Jahren Hausfrauendasein endlich über ihren eigenen Schatten springt«, er klärte Jan Hendrik augenzwinkernd. »Ja, ja, Liebe ist Arbeit, Ar beit, Arbeit. Welcher Therapeut hat das noch gesagt?«
»Sebastian«, sagte sein Freund sichtlich bewegt, ohne auf die Frage einzugehen.
Alle lachten, nur die Kellnerin verzog das Gesicht. Schließlich wollte sie langsam die Bestellung aufnehmen.
29
Missmutig starrte Pielkötter vor sich hin. Nach dem unterhalt samen Abend hatte seine Laune einen wahren Absturz erlebt. Marianne hatte heute früh das Haus verlassen und war immer noch nicht zurück. Offiziell hatte sie ihre Arbeit zwar noch nicht aufgenom men, aber die zukünftige Chefin hatte sie gebeten, für eine andere Mitarbeiterin einzuspringen.
Das fängt ja schon gut an, dachte er. Marianne war mit fliegen den Fahnen aufgebrochen und hatte ihn einfach ohne warmes Essen sitzen lassen. Und Kochen gehörte nicht gerade zu seinen Hobbys, auch wenn er ein gutes Mahl zu schätzen wusste. Na türlich hätte er sich etwas auftauen können, aber eigentlich wollte er ja sowieso abnehmen.
Er musste gerade an Barnowski denken, was seine Laune auch nicht gerade hob, da klingelte das Telefon.
»Hauptkommissar Pielkötter«, brüllte er nicht gerade freund lich in den
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