Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
erwiderte Pielkötter. »Verändern die nicht die Persönlichkeit?«
»Langfristig schon, aber doch nicht von einem Tag zum nächsten. Außerdem werden die Patienten dann eher passiv und antriebslos als ungehemmt und lebenslustig.«
»Und wen hat Frau Gerhardt dann gesehen?«
»Vielleicht eine Doppelgängerin«, antwortete Milton. »Vielleicht ihre Schwester.«
»Aber sie hat keine Geschwister.«
»Trotzdem schließe ich hundertprozentig aus, dass diese Frau Vanessa Martini war.«
»Die Sache scheint immer verzwickter zu werden«, sagte Pielkötter mehr zu sich selbst.«
31
Pielkötters Stimmung sackte automatisch nach un ten, sooft er an Barnowski dachte. Warum hielt sein Untergebener ihn auch nach der deutlichen Ermahnung nicht auf dem Laufenden? Ganz im Gegenteil. Bei einem zweiten Anruf im Präsidium hatte er den Eindruck gewonnen, dass er sich von der neuen Assistentin verleugnen ließ. Durchkommen würde Barnowski damit allerdings nicht, so wahr er Willibald hieß.
Mit brummiger Miene lief Pielkötter auf das Präsidium zu. Entschlossen öffnete er die Eingangstür seitlich der Düsseldorfer Straße. Ein uniformierter Polizist in der Pförtnerloge grüßte freundlich. Natürlich kannte er den Hauptkommissar, wusste aber wohl kaum, dass er krankgeschrieben war. Als Pielkötter den Kopf in Richtung Pförtner wandte, um den Gruß zu erwidern, entdeckte er Bernhard Barnowski aus dem Augenwinkel. Er be fand sich im Treppenhaus und strebte direkt auf den Sicherheitsbereich mit der Aufschrift »Kein Durchgang« zu.
Während Pielkötter sich noch einen Spruch des Pförtners über das Wetter anhörte, war Barnowski plötzlich verschwunden. Der hat mich doch genau gesehen, dachte Pielkötter. Ärgerlich betrat er ebenfalls den Sicherheitsbereich und sah sich um. Barnowski eilte rechts hinten den Gang entlang. Er war schon so weit ent fernt, dass Pielkötter ihn nur noch an dem auffällig rotgelb gestreiften Hemd erkennen konnte. Wenige Augenblicke später war er ganz verschwunden. Am liebsten wäre Pielkötter ihm hinterhergerannt und hätte ihn zur Rede gestellt, aber nach kurzer Überlegung fand er das doch zu lächerlich. Am meisten ärgerte er sich darüber, dass Barnowski wahrscheinlich davon ausging, er habe ihn nicht bemerkt. Er war jedoch nicht willens, seinen Untergebenen so einfach davon kommen zu lassen. Der würde sich noch wundern.
Wesentlich schlechter gelaunt als zuvor betrat er sein Büro. Die Luft in dem Raum roch abgestanden. Eilig lief er zum Fenster. Er öffnete es und schaute kurz hinaus. Gerade noch rechtzeitig, um auf der Düsseldorfer Straße einen Blick auf den Dienstwagen mit Barnowski hinterm Steuer zu erhaschen. Offensichtlich hatte sich sein Untergebener über den Innenhof des Präsidiums davongestohlen.
Na warte, dachte Pielkötter.
Dann versuchte er, sich auf sein zweites Anliegen zu besinnen. Schließlich war er nicht nur wegen des Falls Heitkämper hier, son dern auch wegen Katharina Gerhardts Sorgen. Zumindest über den Autounfall von Vanessas Eltern musste etwas in den Akten stehen. Als er den Computer hochfuhr, fiel ihm plötzlich ein, dass Vanessa Eltern nicht zwangsläufig Martini heißen mussten. Aber hatte Frau Gerhardt nicht von den alten Martinis gesprochen?
Zur Sicherheit, vielleicht auch um Katharina Gerhardts Stimme zu hören, rief er noch einmal bei ihr an. Aber sie ging nicht ans Te lefon. Also suchte er unter dem Namen Martini – und wurde tatsächlich fündig.
Vanessas Eltern waren auf der Grafschafter Straße in einer gefähr lichen Kurve verunglückt. Der Wagen war frontal gegen einen Baum gerast und hatte sich überschlagen. Anschließend war er teilweise ausgebrannt. Herr Martini hatte am Steuer gesessen und offensichtlich die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Vermutung: Defekte Bremsen durch Marderschaden. Dieser Schluss lag nah, da der Wagen zuvor schon einmal wegen eines Marderschadens in einer Werkstatt repariert worden war. Offensichtlich war Herr Martini aber auch viel zu schnell gefahren.
Pielkötter schüttelte den Kopf. Wie schlampig manche Polizisten Berichte verfassten. Eine Kriminaltechnische Untersuchung des Wagens war nicht angeordnet worden, genauso wenig wie ei ne Obduktion. Nicht einmal den Alkoholgehalt im Blut des Fahrers hatte man gemessen. Am meisten regte Pielkötter die Feststellung auf: »Walter Martini war als rasanter Fahrer bekannt.« Zeugen oder Belege für diese Aussage fehlten jedoch. Zudem ging ihm eine Frage nicht
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