Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
Aber helfen würde es mir schon.«
»Wissen Sie, ich möchte niemanden belasten, schon gar keinen Angehörigen.«
»Keine Angst, ich bin nicht hier, um irgendein Mitglied Ihrer Fa milie anzuklagen. Es geht mir nur darum, Hintergründe besser zu verstehen.«
»Ich weiß zwar nicht, was das mit dem Unfall der Martinis zu tun hat, aber gut. Die Vanessa hat ihren Mann angefahren.«
»Aha«, dachte Pielkötter, das wollte mir Katharina Gerhardt also nicht verraten. Und genau damit hat Herr Martini seine Frau in der Hand.
»Mit der Verletzung an seinem Bein ist das Tennis natürlich passé« , fuhr Frau Tönnis fort. »Bei dem Unfall war wohl tatsäch lich etwas Alkohol im Spiel. Aber Vanessas Vater hat an dem Un glücksabend wirklich nur ein Glas Sekt getrunken. Leider.«
»Wieso leider?«
»Sonst wäre Vera zurückgefahren. Dann wäre der Unfall sicherlich nicht passiert. Die war immer vorsichtig, ganz anders als Walter. Auf der Hinfahrt hat sie ja am Steuer gesessen. Die haben extra getauscht, weil sie was getrunken hatte. Paradox nicht?«
»Herr Martini war also ein rasanter Fahrer?«
»Ja, aber warum interessieren Sie sich eigentlich nach so langer Zeit dafür?«
Gute Frage, dachte Pielkötter.
37
Am »Still-Leben Ruhrschnell weg«, dem Super-Event im Kulturhauptstadtjahr kam so schnell keiner vorbei. Das Spektakel war in aller Munde, füllte Zeitungsseiten und sorgte für Gesprächsstoff bei lokalen und überregionalen Sendern.
Auch Willibald und Marianne Pielkötter hatten ausgiebig dis kutiert, wo und wie sie daran teilnehmen wollten. Es war das erste längere Gespräch, seit ihren erfolgreichen Bemühungen, sich möglichst aus dem Weg zu gehen.
Schließlich waren sie übereingekommen, auf jeden Fall die Rheinbrücke zu passieren. Von hier aus würden sie einen guten Überblick haben, im Gegensatz zu den Abschnitten mit Lärmschutzwänden mitten durch Wohngebiete. Ihre Tour begann an der Auffahrt Homberg am linken Niederrhein. Danach planten sie, die A 40 in Richtung Dortmund so weit mit dem Rad abzufahren, dass gerade noch genug Kraft für den Rückweg blieb.
Kurz vor elf Uhr parkte Pielkötter seinen Wagen in Essenberg auf der linken Rheinseite zwischen einem Friedhof und der Chemiefabrik Sachtleben. Während sie die Räder vom Dachgepäckträger hoben, waren plötzlich alle Parkplätze um sie herum be legt. Unzählige Fahrer radelten schon an ihnen vorbei, zwangen die nachfolgenden Autos, das Tempo zu drosseln. Den ersten Fahrradstau erlebten sie kurz vor der Homberger Autobahnauffahrt.
»Wer sich hier durchwuselt, erhält das Platzangst-Prüfsiegel«, verkündete Mariannes Nachbar lachend und versuchte, sie nicht über die Maßen einzuquetschen. Generell konnte man beobachten, dass die Menschen überall trotz des großen Andrangs viel Rücksicht aufeinander nahmen.
Hoffentlich bleibt das so, dachte Pielkötter. Seinen Kollegen im Dienst würde solches Verhalten zugutekommen, zumal man über eine Million Besucher erwartete. Wahrscheinlich würden sich aber weitaus mehr Menschen auf der A 40 tummeln als erwartet. Im Moment hatte er jedenfalls das Gefühl, der gesamte linke Niederrhein dränge sich geschlossen auf die Autobahn.
Nachdem Willibald und Marianne ihre Fahrräder im Gedränge die lange Rechtskurve der Auffahrt hinaufgeschoben hatten, löste sich der Stau langsam auf. Immerhin verteilten sich die Passanten nun über drei Spuren, den Standstreifen nicht einmal mitgerechnet. Es gab auch Fahrräder mit Anhänger. Aus einem lugte der Kopf eines niedlichen Mischlingshundes heraus. Pielkötter tat der Hund leid. Das Gedränge war sicher nichts für ihn. Er selbst dagegen genoss den Ausflug. Nachdem der Menschenstau sich aufgelöst hatte, überkam ihn ein seltenes Gefühl von Freiheit.
Unter ihnen lag der Rhein mit seinen herrlich grünen Wiesen, über ihnen zogen kleine weiße Fotowolken vorbei. Die Wetterfee aus dem Fernsehen hatte für den 18. Juli 2010 wahrlich nicht zu viel versprochen.
Nach der Rheinbrücke ging es erst einmal bergab. Inzwischen hatte die Temperatur zugelegt und der Fahrtwind strich angenehm über seine Haut. Pielkötter hätte ewig so weiterradeln können, aber an der nächsten Auffahrt war damit leider Schluss.
»Dat is ja wie morgens mit de Karre«, bemerkte ein junger Mann mit Strohhut und Gitarre, ließ sich dennoch nicht die Laune verderben. Überhaupt nahmen alle Menschen den Stau ziemlich gelassen. Nachdem sie eine Weile gewartet und eingesehen hatten, dass
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