Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
geht es mir an den Kragen.«
Aufgewühlt folgte er ihr ins Wohnzimmer. Der Raum war annähernd quadratisch und wies gegenüber der Tür zwei gleich große Fenster mit Sprossen auf. Obwohl es draußen schon lange dunkel war, hatte Yvonne die schweren dunkelblauen Samtvorhänge noch nicht vorgezogen. Jalousien besaß das Haus nicht. Dafür bot der Altbau, in dem Benedikt ihr diese Eigentumswohnung gekauft hatte, andere Vorteile. Vor allem mochte sie die relativ zentrale Lage. Leider nützte ihr das nun nicht mehr viel. Sofern alles planmäßig verlief, würde die Wohnung samt Inventar in wenigen Tagen an eine Kollegin verkauft. Dabei liebte sie das luxuriöse Ambiente, das kostbare Dekor, mit dem sie jeden Raum ausgestattet hatte. Zum Leidwesen ihrer Finanzen. Freilich hatte sie sich niemals mit knauserigen Freiern eingelassen, dennoch sprengte ihre Kaufsucht den finanziellen Rahmen. Inzwischen stand sie bei zahlreichen Boutiquen und andern Läden in der Kreide, die Schulden wuchsen ihr über den Kopf.
»Bin gleich zurück«, erklärte sie, während sich Alexander auf ei nem antiken Diwan mit einem Bezug aus Goldbrokat niederließ.
Eilig rauschte Yvonne ins Bad.
»Siehst angespannt aus«, bemerkte sie, nachdem sie sich etwas frisch gemacht hatte. »Am besten trinkst du erst einmal was.«
Auf den hochhackigen Pantöffelchen stolzierte sie zu einer Vitrine und holte zwei Sektkelche heraus.
»Im Kühlschrank steht noch Champagner.«
Alexander verschwand und kehrte mit einer Flasche zurück.
»Was ist los?«, fragte sie, nachdem er eingeschenkt hatte.
»Die Gläubiger sitzen mir im Nacken«, erklärte er und zündete sich eine Zigarette an. »Der Plan duldet wirklich keinen Aufschub mehr.«
»Jetzt sind es doch nur noch ein paar Tage. Frau Gerhardt steht uns nicht mehr im Weg und die Wohnung ist bald verkauft. Dann können wir unsere Konten ausgleichen und anschließend nach und nach Geld aus der Firma abziehen.«
Obwohl er seine Zigarette erst halb aufgeraucht hatte, bohrte er sie mit aller Kraft in den Aschenbecher. »Du musst unbedingt auf sofortiger Zahlung bestehen. Ich hab Libarski versprochen, dass ich nächste Woche meine Schulden bei ihm begleiche.« Unaufhörlich trommelten die Finger seiner linken Hand auf die Tischplatte. Dieses Anzeichen höchster Erregung kannte sie bei ihm nur zu gut.
»Beruhige dich. Der Käufer ist liquid. Der Notar hat alles überprüft. Und jetzt trinken wir erst einmal den Champagner.«
»Trotzdem wäre mir wohler, wenn wir alles schon hinter uns gebracht hätten.«
»Die Art meines Abgangs musst du schon mir überlassen. Ich werde nichts überstürzen«, erwiderte sie spitz. Sie wollte einfach einen konsequenten Schlussstrich unter ihr bisheriges Leben ziehen. Warum stieß dieser Wunsch kaum auf sein Verständnis? Zumindest hatte Alexander mehrmals versucht, sie umzustimmen, seit Frau Gerhardt nicht mehr in der Villa weilte. Er war jedoch auf ihre Mithilfe angewiesen, und das wusste sie nur zu gut.
»Dir fehlt etwas Entspannung«, erklärte sie plötzlich in versöhnlichem Ton. »Darauf verstehe ich mich.«
Dabei zog sie mit der einen Hand an der Kordel ihres Seidenmantels, die andere presste sie an seinen Schritt.
35
Seit seinem gestrigen Besuch im Präsidium hatte Piel kötter immer wieder über den Autounfall der alten Martinis nachgedacht. Der Bericht war schlampig verfasst, richtige Ermittlungen hatte es nicht gegeben. Zwar besagte das nichts, aber bei Pielkötter hatte diese Oberflächlichkeit einen schalen Nachgeschmack hinterlassen. Eine eindeutige Unfallursache mit Augenzeugen wäre ihm lieber gewesen. Wahrscheinlich war das eine Art Berufskrankheit, ein Verbrechen zumindest nicht vorschnell auszuschließen. Auf jeden Fall konnte es nicht schaden, noch einmal mit Katharina Gerhardt über den Unfall zu sprechen. Dafür hatte er sich mit ihr am Leinpfad in der Nähe ihrer Wohnung verabredet. Den Treffpunkt hatte sie vorgeschlagen, wegen ihrer Vorliebe für den Rhein, vielleicht auch wegen des herrlichen Sommerwetters.
Schon von weitem erkannte er sie, obwohl Katharina Gerhardt das rotblonde Haar heute offen trug. Sie saß auf einer Bank am Leinpfad und starrte auf den breiten Strom. Zur Begrüßung hätte er sie gern umarmt, aber das mochte er sich kaum eingestehen.
»Sie machen mich neugierig«, erklärte Katharina Gerhardt, nachdem er sich zu ihr gesetzt hatte.
»Gestern habe ich mir den Bericht über den Autounfall Ihrer alten Arbeitgeber noch einmal
Weitere Kostenlose Bücher