Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
ausgedrückt. Er musste unbedingt noch einmal mit ihr darüber reden, und zwar bevor er seinen Dienst wieder antrat.
Pielkötter verzog das Gesicht. Seltsam, zuerst hatte er es kaum zu Hause ausgehalten, und nun nahm ihn die undurchsichtige Sache Martini so in Anspruch, dass er noch gut ein paar Tage Zeit gebrauchen könnte.
Inzwischen hatte er die zweite Unterführung erreicht. Die Kurve war wirklich halsbrecherisch. Okay, hier galt Tempo dreißig, aber daran hatte sich Herr Martini offensichtlich nicht gehalten. Wenn hier mal Bremsen oder Lenkung versagten, war schnell alles zu spät.
Pielkötter nahm die Kurve nicht gerade vorschriftsmäßig, stoppte hinter der Unterführung und stieg aus. Hier genau, auf der Rückfahrt, hatte sich der Unfall ereignet. Auf dieser Seite war die Kurve genauso abenteuerlich. Zudem lag davor eine gerade freie Stecke, vorbei an übersichtlichen Feldern. Hier hatte Herr Martini sicher beschleunigt. Aber wesentlich weiter brachte ihn die Besichtigung des Unfallortes nicht. Was habe ich eigentlich erwartet, fragte sich Pielkötter, während er wieder in seinen Wagen stieg.
Nachdenklich drehte er das Radio auf. Oldieparade. Als Pielkötter gerade die ersten Takte von Radar Love erkannte, stoppte er den Wagen vor einem schmucken Einfamilienhaus. Am liebst en hätte er der Scheibe noch zu Ende gelauscht, aber dann siegte so eine Art Pflichtgefühl. Er hörte noch »radar love was gone«, dann zog er den Zündschlüssel raus. Nach einem kurzen Blick auf den Schlosspark ging er zum Eingang. Ingrid Tönnis, eine Frau um die fünfzig, öffnete die schwere Eichentür.
»Sie sind sicher Kommissar Pielkötter«, grüßte sie, noch ehe er sich vorstellen konnte.
Während sie ihn durch eine mit Nippes vollgestopfte Diele führte, schaute sie eine breite Treppe hinauf. »Heinz-Werner, der Kommissar ist schon da!«, rief sie nach oben.
Wenige Sekunden später eilte ein Mann in Jogginganzug herunter. »Am besten Sie beginnen das Verhör mit mir«, erklärte er statt einer Begrüßung. »Ich muss nämlich gleich weg.«
»Das ist kein Verhör«, erwiderte Pielkötter. »Ihre Frau hat sich am Telefon netterweise bereit erklärt, mir einige Fragen zu beant worten.«
»Was wollen Sie also wissen?«
»Wie gut kannten Sie die Martinis?«
»Wir sind weitläufig verwandt. Also, sie war eine Cousine mei ner Frau. Drei, viermal im Jahr haben wir uns besucht. Oft zu Geburtstagen. Der Unglückstag war übrigens mein Fünfundfünfzigster. Ich habe reingefeiert, wissen Sie? Allerdings finde ich es schon äußerst seltsam, dass die Polizei sich nach so langer Zeit noch dafür interessiert.«
Nun, die Polizei war nicht ganz richtig, aber Pielkötter klärte diesen ohnehin eher abweisenden Mann darüber nicht auf. »Dann viel Spaß beim Sport«, wünschte Pielkötter ihm noch, aus dem würde er wahrscheinlich ohnehin nicht viel mehr herausbekommen. Dagegen erschien ihm die Frau wesentlich zugänglicher.
»Nehmen Sie doch erst einmal Platz«, forderte ihn Frau Tönnis freundlich auf. »Darf ich Ihnen vielleicht etwas anbieten.«
Pielkötter lehnte ab. »Ich nehme an, Ihr Verhältnis zu den Martinis war recht gut.«
»Kann man wohl behaupten.« Ihre Miene wirkte sehr ernst. »Deshalb war der Unfall ein riesiger Schock für uns. Natürlich auch, weil er auf der Heimfahrt von unserer Feier passierte.«
»Wie waren die Martinis an diesem Abend?«
»Meinen Sie, ob die was getrunken haben? Da kann ich Sie beru higen. Sicher, Vera hatte schon einige Gläschen Wein intus, aber Walter auf keinen Fall. Nur ein halbes Glas Sekt um zwölf. Damit haben wir auf das Geburtstagskind angestoßen.«
Also hatte Katharina Gerhardt doch Recht gehabt, was die Aussage von Herrn Martini sehr fragwürdig erscheinen ließ.
»Kennen Sie eigentlich Vanessas Ehemann?«, fragte Pielkötter.
»Einmal war der hier«, antwortete Frau Tönnis. »Ganz zu An fang. Sofern ich mich recht erinnere, waren Vanessa und er damals noch nicht verheiratet. Ansonsten fuhr der ja von einem Tennisturnier zum nächsten. Jedenfalls war das Metier wohl mehr für ihn geeignet als die Arbeit in der Firma. Was glauben Sie, wie meine Cousine und Walter dem als Geschäftsführer auf die Finger sehen mussten. Aber schließlich war er ihr Schwiegersohn.«
»Und wieso hat der nicht einfach weiter Tennis gespielt?«
»Muss ich Ihnen darauf wirklich eine Antwort geben?« Offensichtlich war Frau Tönnis diese Frage sehr unbequem.
»Nein, das müssen Sie nicht.
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