Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
Gastgeberin gönnte sich ein Glas Wein. Nachdem er einen kräftigen Schluck getrunken hatte, ließ die Anspannung nach, vielleicht auch einfach der Ärger. Jedenfalls fühlte er sich in Katharina Gerhardts Gesellschaft sehr wohl.
»Es geht um eine bestimmte Information, die ich im Hinterkopf gespeichert habe«, erwiderte Pielkötter. »Wenn ich mich recht er innere, wurde Vanessa nicht auf natürlichem Weg gezeugt.«
»Ja, das habe ich Ihnen erzählt«, bestätigte Katharina Gerhardt. »Auch wenn ich das besser nicht verraten hätte.«
»Wer weiß, wozu das gut war?« Nachdenklich betrachtete Pielkötter eine vorwitzige Strähne, die Katharina Gerhardt in die Stirn gefallen war.
»Heute ist mir endlich die entscheidende Idee gekommen«, erklärte er. »Ich meine zu Ihrer Beobachtung im City Palais. Vielleicht gibt es eine ganz einfache Erklärung, warum Sie dort eine Frau gesehen haben, die Ihnen zumindest äußerlich wie Vanessa erschien.«
Katharinas Miene drückte eine gehörige Portion Skepsis aus.
»Vanessa Martini hat eine eineiige Zwillingsschwester!« Tri um phierend sah er sie an und wartete gespannt auf ihre Zustim mung – und ihren Beifall. Aber das Einzige, das er in ihrem Gesicht lesen konnte, war Ungläubigkeit.
»Vielleicht liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei der künstlichen Befruchtung höher«, fuhr er schnell fort.
»Mag sein, aber die Martinis hätten das zweite Kind doch niemals zu fremden Leuten gegeben. Im Gegenteil, sie hätten sich riesig gefreut, gleich zwei Töchter großzuziehen.«
»Damit haben Sie sicher Recht«, stimmte Pielkötter widerwillig zu. »Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich diesem Anhaltspunkt unbedingt nachgehen sollte.«
Katharina Gerhardt trank ihr Weinglas aus und musterte ihn unverhohlen. »Und jetzt wollen Sie von mir den Namen der Klinik wissen, in der Frau Martini behandelt wurde.«
Pielkötter nickte.
»Zum Glück lässt mich mein Gedächtnis heute nicht im Stich. Die Klinik hieß Schönborn, Frauenklinik Schönborn. Ob die aber noch existiert?«
»Hier in Duisburg?«
»Düsseldorf«, erwiderte Katharina Gerhardt nachdenklich, während sie sich ein zweites Glas Wein einschenkte.
Pielkötter hatte sein Bier immer noch nicht ausgetrunken. Er behielt besser einen klaren Kopf. Zudem musste er an den Rück weg denken, auch wenn es ihm durchaus gefallen hätte, noch etwas in ihrer Gesellschaft zu trinken.
»Halten Sie mich auf dem Laufenden«, sagte Katharina Gerhardt zum Abschied, während der Duft ihres süßlichen Parfüms seinen Verstand einzunebeln schien.
Pielkötter nickte, bevor er aus ihrem Blickfeld verschwand. Lie bend gern hätte er etwas Gescheites erwidert, aber ihm fiel absolut nichts ein.
39
Seit dem gestrigen Abend bei Katharina Gerhardt ging Pielkötter die künstliche Zeugung von Vanessa Martini nicht mehr aus dem Kopf. Der Einwand von Katharina Gerhardt war sicher berechtigt, trotzdem existierte anscheinend diese Zwillingsschwester. Er konnte nur hoffen, in der Frauenklinik Schönborn eine Antwort auf diesen Widerspruch zu finden.
Pielkötter nahm seine Kaffeetasse vom Küchentisch und verzog sich ins Arbeitszimmer. Marianne war schon aus dem Haus. Vielleicht war das besser so. Die Stimmung während des Frühstücks war nicht gerade nach seinem Geschmack gewesen. Zudem war er froh, sich kommentarlos in die Arbeit stürzen zu können. Der Fall Martini schien immer interessanter zu werden und hatte Heitkämper seltsamerweise längst von Platz eins der Prioritätenliste verdrängt. Sollte sich Barnowski doch allein darum kümmern, solange er selbst dienstunfähig war.
Pielkötters Miene drückte eine gewisse Zielstrebigkeit aus. Neugierig fuhr er den Computer hoch und gab die Frauenklinik Sonnenschein in die Suchmaschine ein. Zum Glück brauchte er dafür nicht den PC im Präsidium. Schon nach kurzer Zeit fand er die gesuchten Informationen.
Die Klinik hatte man inzwischen in Haus Sonnenschein umgetauft, sie stand aber noch immer unter privater Leitung. Jedenfalls hatte ein Doktor Schönborn dort tatsächlich eine der ersten künstlichen Befruchtungen in Deutschland durchgeführt und sogar Frauen ohne jegliche Hoffnung auf ein Kind zum ersehnten Nachwuchs verholfen. Pielkötter hatte sich eine Ehe mit Marianne auch ohne Nachwuchs gut vorstellen können. Deshalb fiel es ihm schwer nachzuvollziehen, warum kinderlose Paare in einer Klinik landen mussten. Abgesehen von diesem Unverständnis blieben jedoch weitere Fragen
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