Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
ungeklärt. Warum hatte Schönborn die Klinik auf dem Höhepunkt seiner Karriere verlassen, um plötzlich ein unauffälliges Leben zu führen? Jedenfalls erregte dieses Rätsel Pielkötters Aufmerksamkeit. Hoffentlich würde ihm die Dienstmarke helfen, ein wenig darüber in Erfahrung zu bringen. Instinktiv spürte er, dass die Informationen von zentraler Bedeutung waren, auch wenn er noch nicht genau wusste warum.
Nachdem er sich die Adresse der Klinik notiert hatte, fuhr er den PC herunter. Plötzlich hatte er es sehr eilig aus dem Haus zu kommen. Fast hätte er den Termin bei Doktor Düllenhofer ver gessen. Den hielt er ohnehin für unsinnig, seit es ihm wieder bes ser ging. Der gute Doktor konnte ihm noch einmal die Tabletten gegen zu hohen Blutdruck verschreiben, das war’s dann. Bis einschließlich Dienstag war er noch dienstunfähig. Eine neue Be scheinigung kam jedenfalls nicht mehr in Frage, obwohl er jetzt e twas Zeit für seine privaten Ermittlungen bitter nötig gehabt hätte. Immerhin blieben ihm noch der Nachmittag und ein weiterer Tag, um der Klinik Sonnenschein, ehemals Schönborn, einen Besuch abzustatten.
40
Unwillig sah Kommissar Bernhard Barnowski von seinem Schreib tisch hoch. Die Zeit drängte, und er hatte die Liste der Besitzer des möglichen Unfallwagens noch lange nicht abgearbeitet. Im Türrahmen stand ein Mann Mitte fünfzig mit schütteren Haaren und unmodischer Brille.
Der Mann hatte zwar angeklopft, aber keine Reaktion abgewartet. »Eberhard Scheuermann«, stellte er sich vor.
»Und Sie wünschen?«, fragte Barnowski unfreundlich.
»Der Bruder vom Heribert hat mich hergeschickt.«
Für einen kurzen Moment stutzte Barnowski, doch dann keimte die Hoffnung auf, eine gute Fee hätte ihm diesen Mann geschickt.
»Ich war in Finnland«, fuhr der Mann fort. »Jedes Jahr verbringe ich dort meinen Sommerurlaub. Und nun komm ich ahnungs los nach Hause und erhalte so eine schlimme Nachricht.« Seine Stimme schien zu ersticken. Der Mann wirkte sichtlich erschüttert.
»Jetzt setzen Sie sich erst einmal«, forderte Barnowski ihn auf. »Danach erzählen Sie mir, wie Sie von dem Unfall erfahren haben und wie Sie zu dem Toten standen. Falls Sie mögen, mache ich Ihnen auch gerne einen Kaffee.«
»Nein danke, mein Magen verträgt das im Moment nicht.«
Eilig räumte Barnowski die Listen von seinem Schreibtisch, kramte einen Notizblock hervor und sah Herrn Scheuermann erwartungsvoll entgegen.
»Wie gesagt, Heriberts Bruder hat mich informiert. Hatte wohl schon öfter vergeblich versucht, mich zu erreichen. Das war viel leicht ein Schock. Zwei Tage vor meiner Abreise hab ich den Her ibert doch noch getroffen.«
»Wann war das genau?«
»Zwei Tage vor seinem Tod. Wir haben ja freitags öfter Schach gespielt. Na ja, öfter ist vielleicht etwas übertrieben. Der Heribert hätte das sicher gern gehabt. Immer freitags, genau ab acht Uhr. Nur die Partien waren natürlich nicht immer gleich lang.«
Scheuermann lachte, was allerdings eher wie ein Aufschrei klang.
»Ich hab beruflich viel zu tun. Und dann meine Mutter. Da bin ich doch auch allein für zuständig. Deshalb habe ich Heribert öfter abgesagt.«
»Aber zwei Tage vor Herrn Heitkämpers Tod haben Sie zusammen Schach gespielt?«
»Genau«, bestätigte Scheuermann. »Ich hatte ein Kundengespräch in seiner Nähe. Deshalb haben wir uns ausnahmsweise bei ihm getroffen. Auch sonst war an diesem Tag alles anders. Der Heribert wirkte irgendwie sonderbar. Und Wein hatte der auch gekauft. Stellen Sie sich das vor, Heribert und Alkohol. Ich kenn den ja noch von der Schule her, Leibniz Gymnasium in Hamborn, aber Alkohol, das hat es bei dem niemals gegeben. Ich erinnere mich da an Klassenfeten. Also alle waren hackedicht, nur der Heribert nicht. Standhaft hat der nicht einen Tropfen angerührt, nicht einen. Manchmal habe ich mich gefragt, wie der das mit uns ausgehalten hat. Ich meine, so mit nüchternem Kopf.« Plötzlich glitzerten Scheuermanns Augen verdächtig.
»Aber an besagtem Freitag gab es Wein«, stellte Barnowski möglichst sachlich fest. »Und Herr Heitkämper hat selbst auch davon getrunken.«
»Genau«, erwiderte Scheuermann, nachdem er sich wieder etwas gefasst hatte. »Ich hab noch gefragt, ob es was zu feiern gäbe, aber da hat er mich nur ganz komisch angesehen. Nachdem er dann schon etwas angetrunken war … Also beim Heribert ging das ja schnell, der war ja überhaupt nix gewöhnt. Jedenfalls hat der da so einen merkwürdigen
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