Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
angesehen«, erwiderte Pielkötter, froh, das Gespräch auf einer sachlichen Ebene führen zu können. »Darin steht unter anderem etwas von einem Marderschaden. Wissen Sie, wie meine Kollegen darauf gekommen sind?«
»Nach dem Unfall waren die bei uns im Haus«, antwortete sie nachdenklich. »Dabei habe ich ihnen von dem Marderschaden erzählt. Tatsächlich hatte kurz zuvor ein Marder irgendeinen Schlauch angebissen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, damals hat es in der Nachbarschaft sehr viele Vorfälle mit diesen Tieren gegeben, die müssen sich vorübergehend in einer größeren Anzahl dort aufgehalten haben. Der Lump hat den Wagen der alten Herrschaften höchst persönlich in die Werkstatt gebracht. Dabei zählte Hilfsbereitschaft wirklich nicht zu seinen Stärken.«
»Wissen Sie noch, wie die Werkstatt hieß?«
»Klar, Handick. Dort haben die Martinis den Wagen ja immer abgegeben.«
»Woran können Sie sich sonst noch im Zusammenhang mit dem Unfall erinnern?«, fragte Pielkötter neugierig.
Katharina betrachtete ihn mit undefinierbarer Miene. »Natürlich war Vanessa völlig fertig. Das Unglück kam zu plötzlich. Und dann gleich beide Eltern tot.«
Während sie weiter nachzugrübeln schien, zog ein energischer Rauhaardackel sein Herrchen an ihrer Bank vorbei. In einem gewissen Abstand folgte ein junger Mann mit einem noch nicht ausgewachsenen Boxer. Anscheinend war der Leinpfad bei Hundebesitzern sehr beliebt. Eine Schlussfolgerung, die Pielkötter an diesem Morgen noch öfter bestätigt wurde.
»Haben Sie auch ausgesagt, dass Herr Martini ein rasanter Fahrer gewesen sei?«
»Das war er wirklich«, seufzte sie. »Aber meiner Ansicht nach kann das nicht die Unglücksursache gewesen sein.«
»Immerhin ist der Unfall in einer gefährlichen Kurve passiert«, erwiderte Pielkötter hellhörig.
»Aber Walter Martini kannte die wie seine Westentasche. Was glauben Sie, wie oft der zuvor dort entlanggerast ist.«
Während warmer Wind mit Katharina Gerhardts Haaren spielte, zogen zwei plaudernde junge Mütter mit Kinderwagen vorbei.
»Da fällt mir noch etwas Merkwürdiges ein«, fuhr sie fort. »Als die Polizei bei uns war, hat der Lump ausgesagt, Herr Martini hätte gerne mal was getrunken. Irgendwie hat er das so hingestellt, als ob er den Unfall vielleicht unter Alkoholeinfluss verursacht hätte.«
»Seltsam«, wunderte sich Pielkötter. »Davon habe ich gar nichts in dem Bericht gelesen.«
»Ich habe diese Unterstellung auch sofort vehement zurückgewiesen. Vanessa ebenfalls. Wahrscheinlich hat die Polizei deshalb nichts davon aufgenommen.«
Eigentlich glaubte Pielkötter Katharina Gerhardt, aber war sie wirklich objektiv? Oder stellte sie ihre toten Arbeitgeber einfach zu positiv dar?
»Wieso waren die Martinis eigentlich an diesem Abend unterwegs?«, fragte er neugierig.
»Sie waren bei Verwandten zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Die Tönnis wohnen in Moers, direkt am Schlosspark.«
Hoppla, dachte er, die kommen mir gerade recht. Zumindest konnte es nicht schaden, die Tönnis nach dem Alkoholkonsum von Herrn Martini zu fragen. »Am besten suche ich sie auch noch einmal auf«, sagte er laut. »Aber jetzt genießen wir erst mal den Sonnenschein und den herrlichen Blick auf den Rhein.«
36
Pielkötter summte im Wagen vor sich hin. Er war tat sächlich bei Katharina Gerhardt zum Mittagessen eingeladen gewesen. Ein verlockendes Angebot, zumal Marianne ihm vorgeschlagen hatte, etwas aus der Kühltruhe aufzutauen. Obendrein hatte er die Zeit spanne überbrückt, bis die Tönnis ihn empfangen wollten. Katharina hatte das alles arrangiert. Sie hatte ihm auch noch einmal den Weg beschrieben, den die Martinis immer nach Moers genommen hatten. Damit kam er automatisch an der Unfallstelle vorbei.
»Genau an der zweiten Unterführung, über die oben die Güterzüge rollen, ist es passiert«, so hatte sie erklärt.
Die erste Unterführung hatte Pielkötter soeben passiert. Während er nun nach der Unglücksstelle Ausschau hielt, überlegte er, dass Alexander Martini auf jeden Fall zu den Nutznießern dieses Unfalls gehörte. Selbst wenn er nicht über das Erbe seiner Frau verfügen konnte, so war nach dem Ableben der alten Martinis zumindest sein Einfluss in der Firma gestiegen. Zudem hatte er von dem Erbvertrag zum Zeitpunkt des Unfalls überhaupt noch nichts gewusst.
»Der hat sich vielleicht aufgeregt, als er von dem Erbvertrag erfuhr«, so ähnlich hatte sich Katharina Gerhardt doch
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