Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
sie hatte die Sachlage schnell aufgeklärt. Daraufhin hatte Alexander sie sehr freundlich und zuvorkommend ins Haus gebeten und wie einen gern gesehenen Gast behandelt. Während sie selbst Vanessas Abwesenheit bedauert hatte, schien Vanessas Mann dies ganz anders zu sehen. Schon nach kurzer Zeit, hatte er keinerlei Hehl daraus gemacht, dass er auch in Zukunft lieber mit ihr unter vier Augen reden würde. Seine Frau sei den Belastungen in der Firma nach dem schockierenden Unfalltod ihrer Eltern nicht gewachsen gewesen und leider erkrankt. Er müsse sie daher behutsam auf ein Treffen vorbereiten, hatte er ihr erklärt, und Yvonne war schnell einverstanden gewesen, ihn demnächst an einem neutralen Ort zu treffen.
Bei der dritten Verabredung hatte sie in seinen Armen gelegen, und er hatte ihr die persönliche Begegnung mit Vanessa ganz aus geredet. Aus einer neutralen Haltung seiner Frau gegenüber hatte sich in ihr eine tiefe Abneigung entwickelt. Warum besaß Vanessa alles und sie selbst so gut wie nichts?
45
Pielkötter starrte aus dem Wohnzimmerfenster in den Garten. Seit er aus Münster aufgebrochen war, kreisten seine Gedanken pausenlos um die Machenschaften in der Klinik Schönborn. Dabei war er absolut davon überzeugt, dass Hannelore Schwiderski mit ihrem Verdacht richtig gelegen hatte. Was aber hatten diese lang zurückliegenden Ereignisse mit der heutigen Situation im Haus der Martinis zu tun? Und weshalb beunruhigten ihn die Informationen? Hatte er sich einfach nur von Katharina Gerhardts Angst um Vanessa anstecken lassen? Jedenfalls musste die Frau, die Katharina zusammen mit Alexander Martini vor dem Casino gesehen hatte, Vanessas Zwillingsschwester gewesen sein. Wie aber hatten die zusammengefunden? Zu viele Fragen auf einmal.
Pielkötter beschloss, bei Katharina Gerhardt anzurufen. Schließlich hatte er versprochen, sie auf dem Laufenden zu halten. Als er ihre Stimme vernahm, war sie ihm trotz ihrer kurzen Bekanntschaft schon seltsam vertraut.
»Pielkötter hier«, meldete er sich. »Entschuldigen Sie die späte Störung, aber ich habe einige Neuigkeiten für Sie.« Während er ihr ausführlich über die Machenschaften in der Klinik Schönborn berichtete, verunstaltete er die oberste Seite seines Notizblocks mit sonderbaren Zeichen.
»Ich kann kaum glauben, dass Vanessa wirklich eine Zwillings schwester hat«, erwiderte Katharina Gerhardt, nachdem Pielkötter geendet hatte. »Dabei habe ich sie ja mit eigenen Augen gesehen. Und jetzt verstehe ich auch, warum sie sich so ganz anders verhalten hat. Aber wie kommt der Lump mit ihr zusammen? Und was hat er vor?«
»Genau das frage ich mich natürlich auch«, antwortete Pielkötter.
»Mir wäre jedenfalls wohler, er hätte irgendeine andere Geliebte.«
»Das kann ich verstehen.«
»Vielen Dank für Ihre Mühe«, verabschiedete sich Katharina unerwartet schnell. »Leider muss ich das Gespräch jetzt beenden. Ich habe Besuch.«
Enttäuscht legte Pielkötter den Hörer auf und durchkreuzte mehrmals die Zeichen auf dem Notizblick, dann knüllte er das Blatt ärgerlich zusammen. Mit einem leisen Plop landete es im Pa pierkorb.
46
Während Alexander mit ent schlossener Miene auf dem Sofa saß, stand Vanessa regungslos auf dem oberen Treppenabsatz und lauschte. Er hatte die Stehlampe angeknipst und deren einzigen Strahler von sich weg zur Wand gedreht. Offensichtlich hatte er die Jalousie wegen der Sonne heruntergelassen. Aber warum war er heute schon so früh aus der Firma gekommen?
Da ihr schwindelig wurde, hielt sie sich am Treppengeländer fest. Kein Wunder, dass sie so wackelig auf den Beinen war. Unzäh lige Male hatte sie sich übergeben, nachdem ein Kommissar Bar nowski sie angerufen hatte. Mit Entsetzen dachte sie an das Telefonat.
Langsam schlich sie die ersten Stufen hinunter, bis sie den Mann hinter dem Mauervorsprung sehen konnte, den sie einmal geliebt hatte. Im Halbschatten der Stehlampe wirkten seine Gesichtszüge irgendwie unheimlich. Vielleicht lag das an seinen harten, unnachgiebigen Augen oder an dem diabolischen Lächeln, das plötzlich seine Mundpartie umspielte. Nachdem sie noch drei weitere Treppenstufen hinabgestiegen war, schaute er zu ihr hoch. Der eiskalte Blick, mit dem er sie musterte, erschreckte sie. Warum verstellte er sich nicht mehr? Bemühte sich nicht einmal darum. Er konnte doch nicht wissen, was sie inzwischen erfahren hatte.
»Wieso bist du auf?«, fragte er ohne besonderes Interesse.
»Weil ich die
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