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Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi

Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi

Titel: Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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leibliche Mutter. Auch das Einpflanzen in die Gebärmutter verläuft nicht immer komplikationslos.«
    »Aber einmal hat es ganz sicher funktioniert«, resümierte Pielkötter. Er versuchte, seine verkrampfte Muskulatur wieder zu entspannen.
    »Einmal ganz sicher«, bestätigte Hannelore Schwiderski.
    »Wie sind Sie dahintergekommen?«
    »Mit Hilfe von Schwester Lieselotte, mit der ich damals heimlich befreundet war. Heimlich, weil die Klinikleitung das nicht gerne sah. Auch das hat mich damals in gewisser Weise hellhörig werden lassen.«
    »Herr Janning hat mir davon erzählt.«
    »Die wussten auch genau, warum. Ohne unsere Freundschaft wäre die Sache nämlich niemals aufgeflogen. Wir beide arbeiteten ja in ganz unterschiedlichen Bereichen.«
    »Was meinen Sie damit genau?«, fragte Pielkötter neugierig.
    »Lieselotte war für die Pflege der Neugeborenen zuständig, ich habe die Reproduktion überwacht.« Hannelore Schwiderski seufzte, als stünde sie unter einer großen Last.
    »Der Anstoß für unser Misstrauen ging jedenfalls von Lieselotte aus«, fuhr sie fort. »Viele Menschen glauben, alle Neugeborenen wären kaum zu unterscheiden, aber das stimmt nicht. Meine Freundin hat sich immer einen Jux daraus gemacht, bestimmte Charakterzüge bereits in den winzigen Gesichtern zu erkennen. Dabei fielen ihr zwei Neugeborene mit identischen Gesichtszügen auf. Ihrer Meinung nach waren das eindeutig eineiige Zwillinge. An sich noch keine Sensation, allerdings waren die Babys wenige Tage hintereinander von zwei unterschiedlichen Frauen entbunden worden.«
    »Da wussten Sie, dass etwas nicht stimmt«, bemerkte Pielkötter.
    »Nur was? Heute diskutieren schon Schulkinder über Leihmutterschaft. Aber damals war das alles unvorstellbar. Lieselotte hat mir die Neugeborenen gezeigt. Dabei kam ich zu demselben Ergebnis. Wahrscheinlich hätten wir trotzdem an den großen Zufall geglaubt, die Mädchen hatten jedoch zusätzlich ein Muttermal etwa an der gleichen Stelle.«
    »Daraufhin haben Sie dann recherchiert«, erwiderte Pielkötter mit wachsendem Interesse.
    »Genau. Heimlich habe ich mir die Krankenakten der beiden Elternpaare vorgenommen. Bei den Martinis war alles normal. Das heißt, ihre Eileiter waren total verklebt. Er hundertprozentig zeugungsfähig. Also ein klassischer Fall für die künstliche Befruchtung. Aber das andere Paar hätte eigentlich keine Kinder bekommen können.«
    »Wissen Sie noch, wie dieses Paar hieß?«
    »Nur noch den Vornamen der Frau. Anna. Seltsam nicht? Dabei träum ich noch oft von ihr. Hoffentlich hört das jetzt auf, wo ich mir endlich alles einmal von der Seele geredet habe.«
    Pielkötter nickte. Dabei versuchte er das ganze Ausmaß dieser Informationen zu begreifen. »Eines verstehe ich immer noch nicht«, bemerkte er. »Wieso entstehen bei der künstlichen Befruchtung eineiige Zwillinge? Ich denke, im Reagenzglas treffen verschiedene Eizellen auf eine enorme Anzahl unterschiedlicher Spermien? Aus diesem Mix werden doch nur Geschwister, oder?«
    »Im Normalfall schon«, erklärte Hannelore Schwiderski. »Allerdings können sich die Eizellen nach der Befruchtung genau wie im Mutterleib teilen. Womöglich ist die Wahrscheinlichkeit dafür sogar etwas erhöht.«
    »Und nach der Teilung kann man die dann unterschiedlichen Müttern einpflanzen«, folgerte Pielkötter.
    »Richtig, zumal zwischen Befruchtung und Einbringen in die Gebärmutter mehrere Tagen vergehen.«
    »Verstehe schon, dass Sie geahnt haben, mit welch unlauterer Methode Doktor Schönborn gearbeitet hat. Einen Beweis dafür hatten Sie damit aber noch nicht.«
    »In einer gesonderten Kartei, in der nur die künstlichen Befruch tungen samt Erfolgsquote erfasst wurden, habe ich den nachträglich gefunden.« Hannelore Schwiderski seufzte. »Da ich kaum an Schönborns Einsicht appellieren konnte, bin ich direkt zur nichtmedizinischen Klinikleitung gegangen. Möglicherweise der größte Fehler meines Lebens.«
    »Wieso? Hat man Ihnen nicht geglaubt? Oder steckten die gar mit dem Schönborn unter einer Decke?«
    »Nein, nein«, widersprach sie plötzlich ganz energisch. »Den sauberen Chefarzt haben sie sich schon vorgeknöpft. Aber während er mit einer Verwarnung davonkam, durfte ich gehen. Man hat mir sogar mit einer Anzeige wegen übler Nachrede gedroht, falls ich den Vorfall publik machen würde.«
    »Diese Ungerechtigkeit müssen Sie wie einen Faustschlag empfunden haben.«
    »Sie sagen es.« In ihrer Stimme hörte man Bedauern.

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