Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
Medikamente ausgebrochen habe«, antwortete sie.
Erstaunt sah er zu ihr hoch. Der ungewohnt feste Klang ihrer Stimme irritierte ihn. »Aber deshalb schleichst du hier nicht herum?«
»Nein«, erwiderte sie, wobei sie ihn unverwandt ansah, »ich will reden.«
»Daraus wird nichts.«
»Dann willst du mich also wieder mit den Medikamenten zu Bett schicken.«
»Kluges Kind!«
»Leider klüger als du denkst.«
»Wie meinst du das?«, fragte er, diesmal mit wachsendem Interesse.
»Du könntest dich erkundigen, warum mir übel ist.«
»Also warum?« Seine Stimme klang ungeduldig.
»Ein Kommissar Barnowski von der Polizei hat mich heute Morgen angerufen.«
»Polizei?«
»Wegen Heribert Heitkämper.«
»Wieso ruft der hier an?«
»Weil du nicht in der Firma warst, ich will gar nicht wissen, wo du dich rumgetrieben hast. Jedenfalls hat deine Sekretärin wohl gedacht, du seist noch zu Hause. Und er hat ja nicht zum ersten Mal mit dir über Heitkämpers Tod gesprochen.«
Unter ihrem forschenden Blick schien er sich unwohl zu fühlen, im nächsten Moment jedoch verfinsterte sich seine Miene.
»Jeder hat davon gewusst, nur ich nicht«, fuhr sie mit einer ge hörigen Portion Bitterkeit fort. »Warum hast du mich nicht darüber informiert?«
»Vielleicht wollte ich dich nicht aufregen«, erwiderte er spöttisch, »eben ganz der besorgte Ehemann.«
»Das Märchen von dem besorgten Ehemann habe ich mir lange genug eingeredet. Aber spätestens seit heute Morgen ist damit Schluss.«
»Und welchen Grund habe ich deiner Meinung nach dann, dir seinen Tod zu verschweigen?«
»Du hast ihn umgebracht«, erklärte sie tonlos. »Wolltest mich nicht misstrauisch machen.«
»Aber genau das bist du jetzt«, entgegnete er mit gefährlich ruhiger Stimme, »obwohl du das Motiv nicht einmal kennst.«
»Oh doch«, entgegnete sie nun mühsam um Fassung ringend. »Heitkämper hat mich nämlich aufgesucht. Kurz vor seinem Tod. Er hat mich über die Veruntreuung einer großen Summe informiert. Lange habe ich gezögert, dich dafür verantwortlich zu machen. So viel ich jedoch überlegt habe, warst du der Einzige, der dafür in Frage kam.«
»Dann weißt du es also«, wandte er emotionslos ein, so als würde er über einen neuen Wagen sprechen, den er heimlich gekauft hatte.
Seine Unverfrorenheit ließ sie erschauern. »Du hast ihn also wirklich umgebracht?«, fragte sie fassungslos.
»Warum sollte ich das leugnen? Mein kleines Geständnis ist sowieso bedeutungslos.«
»Du Bestie!«, schrie sie.
»War nicht einmal schwierig. Der Heitkämper war einfach zu berechenbar.«
Unschlüssig stand sie auf der untersten Treppenstufe, den dünnen Körper gegen das Geländer gelehnt. Obwohl sie sich um Haltung bemühte, hatte sie das Gefühl, jeden Moment zusammenzubrechen. Dabei musste sie wachsam sein, gerade jetzt. Nur langsam wurde ihr bewusst, in welcher Gefahr sie schwebte. Nach dem Geständnis konnte Alexander sie kaum mit der Polizei sprechen lassen. Diese Erkenntnis schnürte ihr fast die Kehle zu.
»Denken wir jetzt etwa dasselbe?«, fragte er sarkastisch. »Ganz so wie ein eingespieltes, altes Ehepaar?«
Die Angst lähmte sie, so dass sie darauf nichts erwidern konnte.
»Ich lese es in deinen Augen«, flüsterte er gefährlich. »Vor Furcht sind sie ganz geweitet. Aber warum? Hast du in Gedanken deinem Leben nicht schon einmal ein Ende gesetzt? Ich verwirkliche sozusagen deinen Traum.«
Aber ich will leben, schrie jetzt alles in ihr. Nie zuvor war ihr so deutlich bewusst gewesen, wie sehr sie an ihrem Leben hing. Verzweifelt forschte sie in seinem Gesicht nach etwas Vertrautem. Sie registrierte jedoch nur eiskalte Entschlossenheit. Sie blickte zur Tür, ihre letzte Chance. Obwohl sie sich kaum auf den Beinen halten konnte, rannte sie plötzlich los. In wenigen Sätzen war er bei ihr und riss sie an ihren Haaren zurück.
»Aber, aber, du willst doch wohl nicht in diesem Aufzug nach draußen? Du weißt doch, wie gefährlich es draußen für schwache Frauen ist.«
»Meine Eltern hatten Recht«, schleuderte sie ihm entgegen. »Sie haben dich von Anfang an durchschaut.«
»Das kleine verwöhnte Mädchen, das immer zu ihnen gestanden hat und nie zum Ehemann, kommt jetzt brav mit mir nach oben, hast du gehört? Dort nimmst du einen kleinen Schlummertrunk und legst dich ins Bett. Ein wenig früher vielleicht als sonst, aber eigentlich alles so wie immer, fast jedenfalls.«
Als er sie wenig später im Badezimmer auf den Toilettende
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