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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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nichts.“
    „Na, dann ist es ja gut.“
    Er ließ meinen Arm los, musterte mich aber mit bekümmerter Miene.
    „Ich erkenne dein Verhalten gar nicht wieder.“
    „Ach ja?“
    „Aber ich weiß, dass du eigentlich ein anständiges Mädchen bist. Falls dich irgendwas bedrückt, weißt du, wo du mich finden kannst.“
    Ich konnte mir sein Gesicht schon vorstellen, wenn ich ihm von der Nachricht erzählte, die ich von Mikael Karlssons Mutter auf dem Handy erhalten hatte. Besser, ich hielt den Mund. Er würde sowieso nichts begreifen.
    „Ja, vielen Dank“, sagte ich und trottete davon.
    Vielleicht würde sich irgendwann eine bessere Gelegenheit ergeben, um aus Mikael die Wahrheit herauszupressen.
    Aber vorher musste ich mit Natalie reden.
    Natalies Körperhaltung drückte aus, für sie sei es ein Schicksal schlimmer als der Tod, mit mir zusammenarbeiten zu müssen.
    Sie schaute zu Boden und ließ mich einfach wild drauflosreden.
    Schließlich gab ich auf und ging schweigend neben ihr her.
    Obwohl Natalie in meiner Nähe lebte, war ich noch nie bei ihr zu Hause gewesen. Sie wohnte in einem großen weißen Bungalow. Der Briefkasten war mit einem Landschaftsmotiv bemalt und an der blau gestrichenen Haustür hing ein geschnitztes Holzschild mit dem Namen: Lindgren.
    Eine schwarze Katze kam uns entgegen. Sie strich zurückhaltend an der Dielenwand entlang und musterte mich misstrauisch, bevor sie zu mir herhuschte.
    „Jemand hat behauptet, deine Katze wäre tot“, sagte ich erstaunt.
    „Sieht es etwa danach aus?“, versetzte sie kurz.
    Sie ging in die Küche und ich kam hinterher, die Katze auf den Fersen.
    Es war eine helle Küche mit großen Fenstern und einer Sprossentür zum Garten, durch die die blassen Strahlen der Spätwintersonne hereinfielen.
    Natalie deutete mit der Hand auf die hohen Stühle vor der Kücheninsel. Ich kramte meine Bücher und einen Kollegblock heraus und kletterte auf den Barhocker.
    Sie legte ihren Block neben meine Bücher und ging zum Kühlschrank.
    Super, jetzt gibt’s eine Stärkung, dachte ich.
    Natalie kam mit einem Glas Orangensaft und einem Teller zurück, auf dem ein Doppelbrot lag, und ließ sich neben mir nieder.
    Dann biss sie ruhig von ihrem Brot ab und wartete darauf, dass ich anfing. Ich hatte schließlich behauptet, ich wisse alles über die griechische Mythologie.
    Ich verfolgte jeden Bissen, den sie nahm, hungrig mit den Augen und verstand plötzlich, wie es für Wuff sein musste, wenn ich aß.
    „Sind deine Eltern noch bei der Arbeit?“, fragte ich.
    „Ja. Meine Mutter ist Maklerin und mein Vater verreist.“
    „Ist doch ganz schön ätzend, oder? Mein Vater hat früher auch in einer anderen Stadt gearbeitet.“
    Sie zuckte die Schultern, als wäre ihr das egal.
    „Meiner arbeitet im Ausland.“
    Sie steckte sich die letzten Krümel in den Mund.
    „Womit fangen wir an?“
    „Mit Aphrodite?“, schlug ich grinsend vor.
    Sie beantwortete mein Lächeln nicht.
    „Was gibt es noch für welche?“
    „Zeus, Hera, Artemis, Apollon, Demeter, Ares, Pallas Athene, Adonis …“
    „Hilfe!“
    „… Dionysos, Persephone …“
    Sie stöhnte laut.
    „Wie sollen wir es schaffen, über die alle was zu schreiben?“
    „Im Internet steht jede Menge darüber. Und in Nachschlagewerken. Meine Mutter hat viele davon. Am besten, wir fangen mit dem Internet an, oder?“
    „Äh, der Computer steht in meinem Zimmer, und da sieht’s zurzeit wüst aus …“
    „Da solltest du erst mal meins sehen!“
    „Ich möchte vorher ein bisschen aufräumen. Warte!“
    Ich nickte und hoffte, sie würde mich fragen, ob ich solange ein Glas Saft und was zu essen haben wollte.
    „Ich hab Durst“, sagte ich listig.
    „Im Schrank über der Spüle stehen Gläser.“
    Damit verschwand sie.
    Ich hüpfte von dem wackligen Barhocker, ging an den Wandschrank über der Spüle, holte mir ein Glas und füllte es mit kaltem Wasser.
    Das Geräusch lockte die Katze an. Sie kam her und rieb sich schnurrend an meinen Beinen.
    „Dein Frauchen ist echt knickrig“, flüsterte ich. „Stimmt’s?“
    Die Katze antwortete mit einem Miau und tappte zur Terrassentür hinüber.
    „Willst du raus?“
    „Miau.“
    „Draußen ist es aber kalt.“
    Die Katze kratzte an der Tür.
    „Wirst es gleich merken.“
    Ich fasste den Türgriff an. Er ließ sich umdrehen. Ich hatte vor, die Tür nur einen Spalt weit aufzuschieben, um die Katze die Kälte spüren zu lassen. Aber dabei rutschte meine Hand aus, worauf die Tür

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