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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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deutete mit dem Kopf auf eine Apothekentüte, die auf dem Dielentisch lag.
    Ich ging hin und öffnete sie. Unten in der Tüte funkelte etwas.
    „Was machst du da?“
    „Wollte bloß nachschauen.“
    „Hör auf, bei mir rumzuschnüffeln!“
    Das hatte ich überhaupt nicht vor. Ich wollte nur diesen bescheuerten Schmuck sehen und kapierte nicht, warum sie das zu verhindern versuchte. Das kam mir irgendwie verdächtig vor. Fast so, als ahnte sie dasselbe wie ich.
    Dass der Schmuck gestohlen war!
    Mein Hirn lief auf Hochtouren, als ich nach einer Möglichkeit suchte, mir das Armband ungestört anschauen zu können.
    Plötzlich fiel mir ein Trick ein.
    Ich sah Hannamaria direkt ins Gesicht, starrte sie einfach an. Sie begann sich ängstlich zu winden.
    „Was ist?“
    „Äh … dein Auge.“
    „Was ist damit?“
    Sie blinzelte in den Dielenspiegel.
    „Was denn? Ich seh nichts.“
    „Ich glaube fast, du hast bloß auf der einen Seite Mascara aufgetragen. Aber das liegt bestimmt nur an dem Licht hier im Flur.“
    „Welches Auge?“
    „Das linke.
    „Ich muss nur …“
    Sie verschwand ins Innere des Hauses.
    Ich stürzte mich schnell auf die Tüte und zog den Schmuck heraus. Er sah auf altertümliche Weise elegant aus, mit Gold und Perlen, war aber für ein junges Mädchen viel zu schwer und protzig. Ich hätte schwören können, dass das Armband zu den Ohrringen in meiner Schublade gehörte.
    Blitzschnell holte ich mein Handy heraus und fotografierte es.
    Hannamarias Schritte näherten sich. Bevor ich den Schmuck rasch wieder in die Tüte steckte, fotografierte ich ihn noch einmal. Dann stellte ich mich vor den Spiegel und zwinkerte angestrengt mein Spiegelbild an.
    „Das muss an der Beleuchtung hier im Flur liegen“, sagte ich.
    Sie stellte sich neben mich und musterte sich selbst im Spiegel.
    „Mhm“, sagte sie bekümmert.
    Die Wimpern ihres linken Auges waren so zugekleistert, dass sie echt komisch aussah, es gelang mir aber gerade noch, nicht loszukichern.
    „Wie seh ich aus?“, fragte sie ängstlich.
    „Schön wie der junge Frühling“, flunkerte ich.
    Elias wohnte nur ein paar Straßen entfernt in einer schicken Villa mit Swimmingpool im Garten. Der war jetzt allerdings von einer Plane bedeckt.
    Hannamaria warf auch einen Blick auf den Pool.
    „Hab gehört, du gehst mit deinem Vater schwimmen.“
    Ich warf ihr einen verstohlenen Blick zu. Fand sie das womöglich uncool?
    „Ja“, sagte ich trotzig. „Und?“
    „Das würde mein Vater nie tun“, sagte sie betrübt. „Ebbas und Fadumas Väter auch nicht.“
    Ich fragte nicht, warum. So war es eben mit gewissen Vätern.
    Wir traten an die weiß gestrichene Haustür.
    „Drück auf die Klingel!“, befahl Hannamaria.
    „Ich?“
    „Mach schon!“
    Ich drückte auf den leuchtenden Knopf und stellte mich hinter Hannamaria.
    Es war Elias selbst, der uns aufmachte. Er lächelte Hannamaria breit an mit seinen weißen, ebenmäßigen Zähnen. Dann entdeckte er mich. Sein Lächeln verwandelte sich in eine angewiderte Grimasse.
    „Hast du heute noch nicht genug bekommen?“
    Axel hatte offenbar geplaudert.
    „Sie hat mich begleitet“, sagte Hannamaria schnell.
    Wir traten ein, auf den klinkergemusterten Dielenboden. Im Hintergrund lief Schlagermusik. Passte schlecht zu Elias. Oder vielleicht doch? Jeder von uns hat so seine Geheimnisse.
    Ich warf einen kurzen Blick in eine supermoderne Küche. Kühlschrank, Kühltruhe, Dunstabzugshaube, alles aus rostfreiem Stahl. Über Elias’ Schulter konnte ich ins Wohnzimmer sehen. Die eine Schmalseite war von einem Flachbildschirm bedeckt. Elias’ Familie schien wirklich mit der neuesten Technik Schritt zu halten, was mich im Hinblick auf seine angesagten Sachen und Klamotten nicht allzu sehr überraschte.
    „Hallo, Hannamaria!“
    Ein hübsches junges Mädchen schaute von dem weißen Ledersofa im Wohnzimmer hoch.
    „Willst du nicht reinkommen?“
    „Nein.“
    Das Mädchen wandte sich wieder dem Fernseher zu und Hannamaria hielt Elias die Tüte mit dem Schmuck hin.
    „Es ist aus“, sagte sie.
    Elias starrte die Apothekentüte an.
    „Was denn?“
    „Oooh Mann!“, stöhnte sie, drehte sich um und trippelte auf den hohen Absätzen ihrer Stiefeletten hinaus.
    „Hannamaria! Hey!“
    Elias rannte ohne Schuhe hinter ihr her, holte sie ein, packte sie am Arm und versuchte sie aufzuhalten.
    „Lass das!“, fuhr sie ihn mit schriller Stimme an. „Svea! Sag’s ihm!“
    Ich ächzte. Das war echt zu

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