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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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Gefährt dieser Größe nur wenige Möglichkeiten. Es war also noch nicht alles verloren.
    »Rawley, bleiben Sie bei Lady Octavia.«
    Im Stall stand nur noch ein einziges Pferd, und zwar ein Wallach, der hin und wieder vor ein Fuhrwerk gespannt wurde, um ins Dorf zu fahren. Shannon schnappte sich das Zaumzeug und saß Sekunden später auf dem bloßen Rücken des Tieres, drängte es in einen unbeholfenen Galopp. Sie ritt quer über die Streuobstwiese und den Hügel hinauf, von dem aus sie den See überblicken konnte. Von dort aus hatte sie zwei Möglichkeiten - die Straße, die nach Dornoch hinunterführte, und den Weg, der sich in südlicher Richtung durch die Heidelandschaft nach Inverness wand. Sie überschattete die Augen mit der flachen Hand, ließ den Blick schweifen. Nichts regte sich. Also würde sie nach Intuition entscheiden müssen.
    Die Klosterruine lag am Fuße des Beinn Tharsuinn am Rande eines kleinen Sees. Fünf Meilen die Straße entlang, aber nicht mehr als zwei als Vogelfluglinie.
    Der Weg, den die Falken nehmen würden.
    Shannon schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Sie durfte sich nicht irren! Und schon lenkte sie das Pferd nach Süden.
 
    Durch das dichte Kieferngehölz kam die Jagdgesellschaft nur langsam voran. Die spärlichen Sonnenstrahlen, die es durch die schweren Zweige schafften, trugen nur wenig dazu bei, die Stimmung aufzuhellen. Talcott hatte sich in verdrießliches Schweigen gehüllt, nur unterbrochen durch keuchenden Atem und gelegentliche Flüche. Selbst De Villiers hatte sämtliche Versuche aufgegeben, eine harmlose Plauderei in Gang zu bringen. Außer dem Knirschen der vertrockneten Nadeln unter den Füßen war nichts zu hören.
    Unter Jervis' Führung waren sie ausgeschwärmt. In dem Dickicht aus dunklen Baumstämmen und Zweigen hatte Orlov die anderen innerhalb weniger Minuten aus den Augen verloren. Er hielt inne. Das Gehölz schien ihn förmlich zu belauern; sogar die Singvögel hatten ihr Gezwitscher eingestellt.
    Nachdem er noch ein Weilchen gewartet hatte, schlug er sich ins Unterholz, hatte die Absicht, die Jagdgesellschaft vor sich ziehen zu lassen. Die Jagd war eröffnet. Nur - auf welche Beute hatte man es abgesehen?
    Ein Zweig knackte. Orlov schaute sich um und sah einen Schatten den Hügel hinuntereilen. Rasch holte er ihn ein.
    »Haben Sie sich verlaufen, Mr. Hartley?«
    Erschrocken wirbelte der Diener herum, trug Talcotts Gewehr immer noch in den Händen. Aber bevor er es in Anschlag bringen konnte, hatte Orlov schon nach dem Lauf geschnappt. »Vorsicht.« Mit einer abrupten Drehung riss er es aus dem Griff des Mannes. »Es ist immens wichtig, größte Vorsicht walten zu lassen, wenn man mit einer geladenen Waffe hantiert.«
    Hartley warf ihm einen wütenden Blick zu. »Lord Jervis hat mir befohlen, zum Herrenhaus zurückzukehren, um noch mehr Wein und Whisky zu holen.«
    »Ich fürchte, das wäre ein schwerer Fehler. Wer schießt, braucht einen klaren Kopf und eine ruhige Hand. Meinen Sie nicht auch?«
    »Befehl ist Befehl«, brummte der Diener.
    Orlov schulterte das zweite Gewehr. Nicht dass es seine Feuerkraft verstärkte, denn früh am Morgen hatte er vorsorglich die Patronen entfernt. »Kommen Sie, wir sollten Seine Lordschaft suchen und ihn bitten, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken.«
    Hartley warf ihm zwar einen mürrischen Blick zu, aber nach einem längeren Blick auf die Waffen schien er nicht mehr streiten zu wollen und machte sich zögernd auf den Weg den Berg hinauf.
 
    Vor ihr wirbelte eine Staubwolke auf. Shannon zügelte den Wallach in den Stand. Das Dach der Kutsche glänzte schwarz inmitten der grünen und goldfarbenen Heide, bevor es in einem kleinen Wäldchen in einer Senke verschwand.
    Shannon rang dem schweißbedeckten Wallach einen letzten Spurt ab und holte das Gefährt ein, als es sein Tempo in einer Biegung verlangsamte. Seite an Seite mit Sylvias Kutscher befahl sie ihm, anzuhalten.
    Der Mann drehte sich zu ihr und wollte antworten, aber ein heftig knackendes Geräusch schnitt ihm die Worte ab. Der Mund stand ihm eine Sekunde lang offen, dann sackte er nach vorn, sodass man das klaffende Loch an seinem Hinterkopf sehen konnte.
    Im Gebüsch an der anderen Seite der Straße bemerkte Shannon einen glitzernden Gewehrlauf, der in ihre Richtung zeigte. Sie riss die Zügel zurück und schwang sich seitlich. Der Schuss pfiff an ihrem Ohr vorbei.
    Ein paar Zentimeter ...
    Sie duckte sich tiefer. Nur der Klammergriff in die Pferdemähne

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