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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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leise schnatterte. Vorsichtig glitt sie an der Hecke entlang und linste über die gekräuselten Blätter.
    »In Russland nennt man sie Wolfsvögel.« Orlov war dabei, einen unter mehreren schwarzen Raben mit ein paar Brotkrumen anzulocken. »Obwohl sie immer blicken, als wären sie auf Raubzug, sind es eigentlich recht gesellige Tiere.«
    »B ... beißen sie auch nicht? Oder picken mir die Augen aus?« Emma zuckte zusammen, als der Vogel mit den glänzenden Schwingen flatterte. Ihre Knöchel an den geballten Fäusten färbten sich weiß. Aber als sie sah, dass ihr Bruder sich nicht von der Stelle rührte, setzte sie sich ebenfalls auf die niedrige Steinmauer.
    »Nein, meine kleine Elfe.« Orlov legte den Arm um die Schulter des Mädchens und zog es dichter. »Hier.« Er drehte die Handfläche nach oben, krümelte das Brot zu feinem Pulver und stieß mit tiefer Stimme ein paar russische Worte aus. »Du kannst es versuchen, denn ich habe Zauberworte gesprochen. Falls sie dir zu nahe kommen, darfst du ihnen den Druidenstaub in die Augen streuen und in kleine Spätzchen verwandeln.«
    Emma kicherte. »Es gibt keinen Druidenstaub. Onkel Angus sagt, das ist nur altes Zeugs aus Märchen.«
    »Mag sein. Aber es kann nie schaden, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Dein Onkel ist Wissenschaftler und würde mir sicher zustimmen.« Orlov warf den Raben die Krümel hin. Ein Vogel flatterte auf, fing die Nahrung im Fluge und schluckte sie hinunter, was einen Proteststurm der anderen nach sich zog.
    Emma vergaß ihre Angst und klatschte in die Hände. »Sie schauen so spaßig aus! Die großen Füße, und wenn sie mit den Köpfen nicken.«
    »Aye, das stimmt.« Er ahmte die Bewegungen der Tiere nach, entlockte den Kindern noch fröhlicheres Gelächter.
    Shannon lächelte, obwohl ihr Herz immer noch raste. Der Russe war ein Rätsel, vereinte in sich die merkwürdigsten Gegensätze. Einerseits ein kaltblütiger Killer, andererseits ein warmherziger Schutzengel ... Beides war nur schwer übereinzubringen. Was steckte zu einem größeren Teil in dem Mann? Irgendwie beschlich sie das Gefühl, dass die Antwort nicht leicht war. Und doch ...
    Ihr wild pochender Puls, schnell und wütend wie der Galopp eines Hengstes, mahnte sie, ihre wüsten Spekulationen zu zügeln. Schließlich hatte sie Lynsley versprochen, dafür zu sorgen, sich von ihren unberechenbaren Gefühlen nicht fortreißen zu lassen. Alexandr Orlov war ein Mann mit stahlhartem Willen, überaus arrogant und mit ausgeprägten fleischlichen Gelüsten. An welcher unerklärlichen Anziehungskraft auch immer es liegen mochte, dass ihr das Blut heiß durch die Adern rann, sie musste sie um jeden Preis bekämpfen. Es konnte für alle Beteiligten ein schlimmes Ende nehmen, wenn sie die Beherrschung verlor.
    »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«, kreischten die Kinder im Chor, als sie sie entdeckten. Orlov schaute sich plötzlich um und fing ihren Blick auf. Er hob Emma auf den Arm und stand auf. Schwarze Schwingen warfen sekundenlang einen schwarzen Schatten über die Gesichter.
    Shannon war sich der windzerzausten Frisur und ihres dünnen Kleides bewusst und kam sich ziemlich dumm vor. »Die Köchin sucht nach den Kindern. Sie hat heiße Hammelpasteten gebacken, die schnell kalt werden.«
    Wenn ich das doch nur auch von meinen glühenden Wangen behaupten könnte! Der Mann besaß das unfehlbare Talent, ihr das Gefühl zu geben ... sie würde nackt vor ihm stehen.
    Orlov zog die Mundwinkel hoch. »Hoffentlich hat sie ein Extrablech in den Ofen geschoben. Ich sterbe nämlich beinahe vor Hunger.«
    »Ich habe Sie am Frühstückstisch vermisst.«
    »Ich bin zeitig aufgestanden und habe beschlossen, einen Spaziergang zu machen, solange das Wetter sich hält. Hatte mir ein paar Scheiben Brot eingesteckt, aber ich fürchte, dass wir sie nun an unsere gefiederten Freunde verloren haben.«
    »Der heilige Franz von Assisi wäre beeindruckt.«
    Orlov lächelte unschuldig wie ein Chorknabe. »Gott im Himmel weiß, dass ich wahrlich kein Heiliger bin. Wie auch immer ...«
    »Scottie hat mich verspottet, weil ich Angst habe vor Raben«, piepste Emma, »aber Mr. Oliver hat mich gelehrt, dass sie gar nicht so böse sind, wenn man über die schwarzen Federn hinwegsieht und auch über den scharfen Schnabel.«
    »Ja, manchmal täuscht der Anschein.« Shannon widerstand dem Impuls, einen Blick auf den Russen zu werfen. »Es ist eine ausgezeichnete Lektion, die du dir unbedingt einprägen musst. Und

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