Gefährliches Spiel der Versuchung
jetzt kommt schon, ihr zwei, bevor die Köchin beleidigt ist.«
»Verstehe ich recht, dass die Einladung nicht für mich gilt?«, fragte Orlov, nachdem die Kinder davongestoben waren.
»Warten Sie einen Moment«, erwiderte Shannon ein wenig schärfer. »Ich möchte gern wissen, was Sie letzte Nacht herausgefunden haben.«
»Herzlich wenig von Bedeutung. In De Villiers Zimmern gab es nichts, was ihm vorzuwerfen wäre. Die meisten Gentlemen würden auf solch einer Reise eine Pistole mit sich führen.« Er verzog das Gesicht. »Nun, sein Geschmack für Duftwasser ist allerdings ein Grund, ihn standrechtlich zu erschießen.«
»Die Kutsche ...«, begann Shannon.
»Ich habe sie heute Morgen durchsucht, als der Kutscher noch geschlafen hat. Weder in der Täfelung noch in den Polstern habe ich irgendetwas gefunden.«
»Keine Karten.« Nachdenklich runzelte sie die Stirn. »Keine verborgenen Botschaften, kein Geld.«
»Das heißt allerdings nicht, dass bei gründlicherer Durchsuchung nicht doch irgendetwas zutage gefördert würde. Ich werde die Augen offen halten, ob sich nicht eine Gelegenheit bietet, etwas tiefer zu graben. Aber bis jetzt gab es nichts, was meinen Verdacht erregt hat.«
»Außer ihrer Ankunft an sich.«
»Außer ihrer Ankunft an sich«, wiederholte Orlov.
Die Falte an Shannons Nasenwurzel vertiefte sich. »Dann sind auch Sie nicht überzeugt, dass es sich um einen Zufall handelt?«
»Oh, wie ich schon zuvor gesagt habe, golubuschka: Ich pflege einen eher nüchternen Blick auf die Welt und auf die Menschen, die sie bevölkern.« Er schaute über die Heide, während die Sonne hinter den Wolken verschwand. Von der Küste her wehte der Nebel über das Land und hüllte die Hügel in windverhangene graue Schatten. Eine regennasse Brise rauschte durch den Efeu, und wie aus weiter Ferne grollte der Donner dumpf an den Felswänden. »In dieser Hinsicht gebe ich mich keinen Täuschungen hin.«
Das herabgefallene Laub tanzte über den Kies.
»Dann bin ich geneigt, zuzustimmen ...«, begann sie.
Plötzlich schob Orlov sie gegen den steinernen Torbogen und küsste sie leidenschaftlich. »Schauen Sie böse drein ... aber nicht zu böse«, murmelte er und neigte den Kopf, um an ihrem Ohrläppchen zu knabbern.
Shannon schnappte nach Luft. Es kam ihr vor, als würde ihre Haut vor Wut brennen, als er sie an sich presste.
»Ja, so ist es richtig.«
Shannon kämpfte und befreite ihre Arme, klammerte sich an seinen Schultern fest. Ihre Finger glitten durch sein Haar. Er spürte, wie sie die geschmeidigen Muskeln streckte, als sie sich an ihn schmiegte. Offenbar hatte sie ihre körperliche Ertüchtigung nicht vernachlässigt. Ihre tödliche Eleganz - die langen Gliedmaßen und biegsamen Rundungen - jagte ihm wieder das Bild einer Löwin durch den Kopf, einer majestätischen Jägerin. Die auf Augenhöhe gegen ihn kämpfen konnte.
Orlov stöhnte leise und küsste sie wieder auf die Lippen. Die vorgebliche Leidenschaft wandelte sich in ein viel tieferes, viel ursprünglicheres Begehren. So wild, so weiblich. Er stieß die Zunge in ihren Mund, berührte sie, spielte mit ihr, verlockte sie.
Shannon schauderte, als sie den Rücken nach hinten bog und sich noch vertraulicher in die Umarmung schmiegte. Orlov fühlte sich ermutigt und glitt mit den Händen über ihre Brüste, spürte, wie ihre Knospen sich unter seinen Handflächen verhärteten. Er verlagerte das Gewicht und drängte ein Knie zwischen ihre Schenkel.
Es schien, als würde sie sich seine Anweisungen zu Herzen nehmen. Anstatt ihn zu bekämpfen, öffnete sie ihre Beine und lud ihn auf geradezu skandalöse Weise ein. Sekunden später ...
Er zuckte zurück.
»Schlagen Sie mich!«, wisperte er und wunderte sich über seine verzerrte Stimme. »Fest.«
Eine schallende Ohrfeige erklang, als ihre Hand auf seine Wange traf.
Erstarrt und schweigend schauten sie einander an. Ein paar Sekunden lang hielt die Überraschung sie fest im Griff.
»Gut gespielt«, murmelte Orlov schließlich. Langsam strich er ihr ein paar wirre Locken aus der Stirn. »Falls Sie Ihre gegenwärtige Aufgabe jemals aufgeben, sollten Sie über eine Karriere auf der Bühne nachdenken.«
»Was zum Teufel hatte das alles zu bedeuten?« Ihre Wangen waren gerötet, der Atem ging stoßweise.
»Die Ladys haben uns beobachtet.« Mit dem Blick deutete er auf die Eiben, die einen Schutzschild vor der oberen Terrasse bildeten. »Aber jetzt sind sie fort.«
»Warum ...«, begann sie.
»Ich
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