Gefährliches Spiel der Versuchung
spielen. Ganz gleich wie verführerisch.
»Haben Sie keine Angst, Mademoiselle.« Die Berührung des Comte jagte ihr wieder einen kleinen Schauder über den Rücken. »Es ist nicht geladen. Und ich habe den Lauf fest im Griff. Er kann nicht abrutschen.«
»Arnaud preist sich selbst immer als Experte in der Vogeljagd an, Miss Sloane. Es mag aber sein, dass seine Technik ein wenig zu plump ist.« Jervis, der sich ihnen angeschlossen hatte, lächelte anmaßend. »Wenn ich es Ihnen zeigen darf.« Er nahm seinem Freund die alte Jagdwaffe aus der Hand und zielte zum Schein auf einen der geflügelten Engel, der zu den Schnitzereien an der Decke gehörte.
»Leg das ab, Randall, bevor es zu einem bedauerlichen Unfall kommt«, zischte Lady Sylvia.
Der Lord lachte. »Ich habe meine Zweifel, dass diese Waffe seit Cromwells Zeiten noch mal abgefeuert worden ist.«
»Sylvia hat recht«, mischte Annabelle sich lauthals ein. Die jüngere Talcott-Schwester hatte ihr mürrisches Schweigen abgelegt und versuchte, die Aufmerksamkeit ein wenig auf sich zu lenken. Flachsfarbene Locken umrahmten das herzförmige Gesicht und betonten den üppigen rosigen Mund. Sie war wesentlich attraktiver als ihre Schwester. Ein bis zwei Jahre blieben ihr noch, die Ecken und Kanten ihres jungmädchenhaften Lebens abzuschleifen, um sie zu einem Diamanten allererster Güte zu formen.
Aber Geduld schien nicht zu ihren Tugenden zu gehören. Während des Abendessens hatte sie einen überaus verärgerten Eindruck gemacht, weil die Gentlemen nicht ihr die größere Aufmerksamkeit geschenkt hatten.
Annabelle schauderte übertrieben und fügte hinzu: »Es ist mir unbegreiflich, wie Sie diese Berührung ertragen können. Waffen sind viel zu gefährlich. Der bloße Anblick solch schrecklicher Gegenstände verschlägt mir förmlich den Atem.« Die klimpernden Wimpern schienen den Comte einladen zu wollen, seine tröstende Unterstützung doch besser an sie zu verschwenden - und nicht an eine rangniedere Gouvernante.
De Villiers schien es nicht zu bemerken. »Nur, wenn sie sich in den falschen Händen befinden, Bella.«
Lord Talcott lachte. »Sylvia ist aus härterem Holz geschnitzt. Für ihr Talent im Bogenschießen würde ich meine Hand ins Feuer legen.«
»An Pfeil und Bogen ist sie unschlagbar«, stimmte Lord Jervis zu, während er die alte Muskete an ihren Platz zurückhängte. »Das kann ich nur bestätigen. Als wir bei Lord Henniger eine Party gefeiert haben, hat sie uns Gentlemen um Längen geschlagen.«
Wie interessant. Shannon warf einen Seitenblick auf die Lady. Diese zarten Hände waren also doch nicht so nutzlos, wie sie aussahen.
»Vielleicht sollten wir eine Revanche organisieren.« Der Comte stützte sich mit der Hüfte an die Anrichte und begann, sich die Nägel an seinem Ärmel zu polieren. »Angesichts der Tatsache, dass die Zerstreuungen hier recht spärlich gesät sind, könnten wir uns dabei prächtig amüsieren.«
Die übrigen Gäste applaudierten dem Vorschlag.
»Sind Sie geschickt mit Pfeil und Bogen, Miss Sloane?«, fragte er.
»Gouvernanten werden üblicherweise nicht in dieser Disziplin ausgebildet«, erwiderte sie pflichtgemäß.
»Üblicherweise nicht.« Das tiefe Dunkelrot seines Mantels - das der Farbe des britischen Regiments auffallend ähnlich war - brachte den dunklen Teint des Comte perfekt zur Geltung. Zweifellos hatte er die Wahl absichtlich getroffen, wie er jetzt auch die perlenweißen Zähne aufblitzen ließ. »Aber weil Sie vom Lande kommen, hatte ich angenommen, dass Sie in solchen Leibesübungen vielleicht ein wenig erfahren sind«, fuhr er fort. »Und Sie hatten doch gesagt, dass Sie vom Lande kommen, oder?«
Lady Sylvia sprang ihr unbeabsichtigt zur Seite, um der Frage auszuweichen. In Shannons Augen war die Lady nicht sonderlich glücklich darüber, dass die mit ihr befreundeten Gentlemen einer einfachen Dienerin solche Aufmerksamkeit widmeten. »Lady Octavia hat uns eindringlich darum gebeten, Miss Sloane nicht von ihren Pflichten im Klassenzimmer abzulenken. Ich möchte meiner lieben Tante keine Unannehmlichkeiten bereiten.«
»Oh.« Annabelle machte einen enttäuschten Eindruck und knabberte an einem süßen Keks. »Ich hatte gehofft, Mr. Oliver dabei beobachten zu können, wie er seine Tapferkeit beweist, indem er genau ins Schwarze trifft. Er sieht aus, als wäre er körperlich sehr tüchtig.«
»Du solltest deine Blicke nicht an den Hauslehrer verschwenden!«, warf ihr Bruder ein. »Denk nur an
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