Gefährliches Spiel
hinüber. Sie hatte nicht die Kraft, sich ihm zu widersetzen. Er drückte sie aufs Sofa und nahm im Sessel Platz. Er schenkte Nick einen weiteren feindseligen Blick, als der sich direkt neben sie setzte.
Di Stefano lehnte sich in einer typisch männlichen Pose vor, die Beine gespreizt, die Ellenbogen auf die Knie gestützt. Er sah ihr direkt in die Augen und sagte: „Sie haben mich nie gesehen. Ich existiere gar nicht. Dieses Treffen hat nie stattgefunden. Das muss jetzt direkt am Anfang gesagt und verstanden werden, Ma’am.“ Ein weiterer böser Blick zu Nick hinüber. „Es tut mir leid, dass es hierzu kommen musste. Sie sollten eigentlich gar nichts von uns wissen.“
Nick legte seinen Arm auf die Rücklehne des Sofas und wollte, dass sie sich an ihn lehnte. Doch sie beugte sich vor, weg von seinem Arm.
„Special Agent Di Stefano“, sagte sie deutlich und drehte ihren Kopf von Nick weg. „Ich vermute, Sie meinen die Tatsache, dass Sie offensichtlich beide auf einer geheimen Mission hier sind. Ich versichere Ihnen, dass ich keinerlei Absicht habe, Informationen weiterzugeben, die mein Land in Gefahr bringen könnten. Aber wenn Ihr Auftrag hier darin besteht, Wassily Worontzoff auszuspionieren, dann glaube ich, dass Sie Ihre Zeit und die Ressourcen unseres Landes verschwenden. Der Mann ist ein großer Schriftsteller und weiter nichts.“
Nick warf einige Dinge auf den kleinen Couchtisch zwischen ihr und Di Stefano und unterbrach damit Charity, die gerade warmlaufen wollte für Wassilys Verteidigung.
Sie sah sie an. Eine Schachtel Medikamente, eine Art Stahlbolzen und eine CD.
„Was ist das?“
Nicks Kiefermuskeln arbeiteten. „Mein eigenes kleines Worontzoff-Paket. Schau es dir an.“ Charity warf ihm nur einen Blick zu. Mit dem Zeigefinger winkte er zu dem kleinen Haufen. „Mach schon. Schau dir alles an.“
Sie tat es ganz vorsichtig, als befürchtete sie, dass sich etwas darin verbarg. Aber nein, es waren ganz normale Dinge. Eine Medikamentenschachtel von einem großen internationalen Pharmakonzern mit einem Fläschchen mit Flüssigkeit zur intravenösen Anwendung, ein Bolzen und eine CD ohne Label. Als sie damit fertig war, sie sich anzusehen, legte sie sie vorsichtig wieder zurück und wartete.
Nick hob die Schachtel hoch und legte sie ihr in die Hand. „Dies ist ein ganz neuartiges Medikament, das bei der Behandlung von fortgeschrittenen Krebserkrankungen eingesetzt wird. Besonders wirksam in der Pädiatrie. Sieh dir den Preis an.“
Sie drehte es in den Händen und suchte nach dem Preis auf der unteren Lasche. Ihre Augen wurden groß.
Nick nickte kurz. „Dieses Medikament ist achthundert Euro wert, bei dem jetzigen Wechselkurs sind das mehr als tausend Dollar. Es ist experimentell und teuer. Oder wäre es zumindest, wenn es echt wäre. Was du in der Hand hältst, ist bedruckter Karton, Glas und Leitungswasser, alles im Wert von etwa 10 Cent. Worontzoffs Geschäftspartner haben diese Packungen in Lieferungen an Krankenhäuser geschmuggelt. Kein schlechtes Geschäft. Tausend Dollar für ein Produkt, das zehn Cent wert ist. Wir reden also über einen Gewinn von fast einer Million Prozent. Das lukrativste Geschäft auf der Welt. Nichts anderes kommt dem auch nur annähernd nahe. Im Vergleich dazu bringt das Dealen mit Kokain und Heroin nur Peanuts. Der einzige Nachteil ist, dass irgendein armes Kind, das an Leukämie stirbt, einen Schuss Leitungswasser in die Vene bekommen wird, statt des Medikaments, das sein Leben retten könnte.“
Geschockt wandte sich Charity an Di Stefano. Er nickte. „Ja. Ein ganz neues Kapitel im Drogenhandel.“
„Und dies hier?“, fuhr Nick fort und reichte ihr den Bolzen. „Ein sehr teures Teil für die neueste Generation von Großraumflugzeugen, bestehend aus Titan und auf den tausendstel Millimeter genau gefertigt. Sie kosten siebenhundertfünfzig Dollar das Stück. Nur dass dieses Teil hier aus billigem Nickel hergestellt ist. Es wird ungefähr beim zehnten Start anfangen, rissig zu werden. Bis man herausfindet, wo überhaupt der Fehler liegt, wird es für einige Zeit Flugzeuge regnen.“
Charity ließ den Bolzen fallen, als wäre er plötzlich glühend heiß geworden.
„Und das?“ Nick hielt die CD hoch. „Das habe ich für den Schluss aufgehoben. Auf dieser CD sind die Zugangscodes für etwa zwanzig Prozent unserer nuklearen Waffenlager. Wir haben sie auf dem Weg von Worontzoff zum iranischen Verteidigungsminister abgefangen und durch falsche Codes
Weitere Kostenlose Bücher