Gefährliches Spiel
Selbstzerstörung und so verzweifelt unglücklich gewesen, dass Charity das Herz geblutet hatte. Sie hatte Stunden und Stunden mit Anna gesprochen, die ganz offensichtlich einen Erwachsenen brauchte, mit dem sie reden konnte und der nicht zur Familie gehörte. Emilio war ein guter Vater, aber seine Problemlösungsstrategie bestand darin, so lange zu schreien, bis das Problem verschwand.
Anna war nun am MIT sehr erfolgreich und ging mit dem süßesten Computerfreak der Ostküste. Seitdem behandelten Emilio und seine Familie Charity, als könnte sie auf Wasser gehen.
Nick hatte ihr mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen zugehört, seine Augen leicht zusammengekniffen, sein Blick aufmerksam. Diese Augen waren einfach überwältigend. Dunkel, kobaltblau und umgeben von dichten schwarzen Wimpern, für die jede Frau gemordet hätte. Sie waren wunderschön und passten doch perfekt in sein so männliches Gesicht.
„Da steckt eindeutig noch mehr dahinter. Aber Sie wollen offensichtlich nicht darüber reden, also wenden wir uns einem neuen Gesprächsthema zu. Was soll es sein? Das Wetter? Bücher? Filme? Ich würde Politik und Religion aus Prinzip ausschließen wollen. Ansonsten bin ich mit allem einverstanden, was Sie aussuchen.“
Das war überraschend. Charity war es nicht gewöhnt, mit Männern zu reden, die tatsächlich zuhörten, wenn sie etwas sagte, und die es der Frau überließen, die Konversation ins Rollen zu bringen. Die meisten Männer, mit denen sie ausgegangen war, hörten immer nur mit einem halben Ohr zu, bis die Unterhaltung sich dem widmete, was sie am meisten interessierte – ihnen selbst. Sie machten Ausnahmen für ihre Arbeit, Autos und in letzter Zeit auch Plasmafernseher, aber das war es auch schon.
Also war Nick Ames nicht nur der attraktivste Mann, den sie je getroffen hatte, er war auch noch intelligent und aufmerksam. Das bedeutete, dass sie die sanfte Ironie, die sie manchmal verwendete und die von ihren bisherigen Begleitern nicht einmal wahrgenommen worden war, ein wenig zügeln musste.
Sie lächelte. „Nun, Bücher sind immer gut.“
„Da Sie Bibliothekarin sind, ist das kaum überraschend.“
„Bitte keine Witze über Bibliothekarinnen“, meinte Charity beunruhigt. Sie kannte sie alle.
Seine Augen waren so unglaublich blau. Er hob eine große Hand, Zeige- und Mittelfinger ausgestreckt. Sein Mund kämpfte mit einem Lächeln. „Kein einziger. Pfadfinderehrenwort.“
„Sie waren bei den Pfadfindern?“
„Ja, Ma’am. Mit den höchsten Auszeichnungen. Ich habe in meiner Gruppe die meisten Punkte gehabt. Also, um auf Sie zurückzukommen: Wie sind Sie ausgerechnet Bibliothekarin in Parker’s Ridge geworden?“
Fass dich kurz. „Nun, ich liebe Bücher, und ich habe ein einigermaßen organisiertes Gehirn, also schien Bibliothekswissenschaft eine gute Wahl fürs Studium.“
Bevor sie ihren Lebenstraum verwirklichen und nach Paris fahren wollte. Mit einem Stipendium, um in Paris französische Literatur zu studieren, und einem One-Way-Ticket für die Touristenklasse hätte sie es sogar fast geschafft. Sie hatte ihre wenigen Habseligkeiten eingelagert und war praktisch schon mit einem Fuß aus der Tür gewesen, als Onkel Franklin anrief, um ihr zu sagen, dass Tante Vera sich plötzlich nicht mehr an die Namen der Wochentage erinnern konnte.
Es war keine Frage gewesen, was sie tun musste. Am nächsten Tag war sie zurück in Parker’s Ridge gewesen – das Flugticket konnte sie zurückgeben – und hatte sich um den Job der alten Mrs Lambert beworben.
„Aber warum sind Sie hier?“ Er hörte ihr so aufmerksam zu, als erzählte sie ihm irgendeine wahnsinnig spannende Geschichte. „Warum haben Sie sich in Parker’s Ridge niedergelassen? Es ist hübsch, aber auch sehr klein.“
Charity unterdrückte ein Seufzen. Ja, es war klein. Und abgelegen. Und ganz sicher nicht Paris.
Sie war hier, weil sie hier Pflichten zu erfüllen hatte. Aber das war zu deprimierend, um es laut auszusprechen. Charity hatte gelernt, dass das Wort Pflicht in der modernen Welt nur sehr vorsichtig benutzt werden sollte. Also wich sie ihm aus.
„Meine Familie ist seit über zweihundert Jahren in Parker’s Ridge ansässig.“ Was machte es schon, dass sie genau diesen Banden hatte entkommen wollen, genau wegen ihnen war sie letztendlich zurückgekehrt.
Er schenkte ihnen ein und hob sein Glas. „Nun, wenn es die Prewitt-Familie für zweihundert Jahre glücklich machen kann, dann muss Parker’s Ridge
Weitere Kostenlose Bücher