Gefährliches Spiel
Scheiße, seit er überhaupt zurückdenken konnte.
Nick lehnte mit ihr in seinen Armen an der Tür, und verrückterweise waren seine Knie schwach. Es war nicht Charitys Gewicht. Sie war schlank, nahezu federleicht. Er würde wetten, dass sie nicht mehr als höchstens fünfzig Kilogramm wog. Er hatte im Hindukusch mit einem Fünfunddreißig-Kilo-Rucksack auf dem Rücken, sechzehn Litern Wasser und seiner XM8 mit neun Magazinen, die fast zehn Kilo wogen, einen Berg bestiegen. Es war nicht einfach gewesen, und er war nicht wie eine Bergziege hinaufgesprungen, aber er hatte es getan.
Charity zu halten war dagegen ein Kinderspiel. Also warum hatten seine Beine dann ein Problem, ihn zu tragen?
Ihre Blicke trafen sich und sie bewegten sich gleichzeitig. Er beugte sich wieder zu ihr hinunter, genau als sie ihr Gesicht zu dem seinen hob. Der Kuss war lang und tief, sein Glied hob sich jedes Mal schmerzhaft, wenn seine Zunge die ihre berührte. Er hob wieder seinen Kopf und sah ihr lächelnd in die Augen. Am besten fragte er jetzt einfach.
„Also … gehen wir ins Schlafzimmer?“ Bitte, Gott, lass die Antwort Ja sein. Wenn es nicht so wäre, würde er heulen wie ein Schlosshund. Heute Nacht wäre seine Hand einfach nicht genug für den Monsterständer in seiner Hose.
Sie nickte. Ja!
Beim nächsten Kuss verkrampften sich seine Oberschenkelmuskeln. Er war schon drauf und dran, sie ins Schlafzimmer zu tragen, als die drei Moleküle seiner Gehirnmasse, die noch funktionierten, die Alarmglocke läuten ließen.
Das Haus war groß, vor allem für eine Frau allein. Es war das Haus, in dem ihre Familie gelebt hatte. Es war groß genug, dass man fragen musste, wo das Schlafzimmer war.
Er wusste sehr genau, wo ihr Schlafzimmer war. Er war schon zweimal in ihrem Haus gewesen – er hatte das Schloss geknackt, während sie in der Bücherei war, und im Haus nach Hinweisen gesucht, wer sie war.
Zuerst war er auf der Suche nach Schwachstellen gewesen, Dingen, die er als Druckmittel einsetzen konnte. Drogen wären gut gewesen. Viel Alkohol wäre auch gut gewesen. Vielleicht ein Haufen häufig benutzter Vibratoren und Sexspielzeuge, auch wenn er damals wirklich gehofft hatte, dass es nicht so wäre.
Eine Sucht war wie eine Tür mit einem „Bitte hier eintreten“-Schild. Schwächen – ein Faible für Champagner, wenn man sich nur Bier leisten konnte, sexuelle Perversionen – waren Schwachstellen im Schutzpanzer, Schwachstellen, die er sich nicht scheuen würde zu benutzen.
Gott sei Dank war nichts dergleichen zu finden gewesen. Consuelo hatte ihn in dieser Beziehung für immer geheilt. Wenn er nie wieder eine fellgepolsterte Handschelle sah, wenn er nie wieder in seinem Leben eine Frau auf Drogen vögeln müsste, wäre er außer sich vor Freude.
Doch in Charitys Haus war nichts außer schönen Möbeln, Büchern und Gemälden. Charitys Leben las sich passenderweise so leicht wie ein Buch, denn ihr Haus war voll von ihnen. Und von CDs. Sie kaufte tatsächlich noch CDs, was er fast schon für übertrieben aufrecht und ehrlich hielt. Er war ein Gesetzeshüter und hatte seit 2001 keine Musik mehr gekauft. Charity tat es, was einiges über sie verriet.
Überall hingen Aquarelle, die mit Clarissa Prewitt signiert waren. Ihre Mutter. Ihm wurde klar, dass das Haus ein vollkommener Spiegel ihrer selbst war: elegant, voller Klasse, weiblich.
Ein weiterer Kuss ließ seine Oberschenkelmuskeln erbeben. „Wo geht es zu deinem Schlafzimmer?“, fragte er an ihrem Mund. Er wusste die Antwort. Linker Gang, erste Tür rechts.
„Linker Gang“, sagte sie, „erste Tür rechts.“ Er ging los, sobald die Worte ihren Mund verlassen hatten. Sie sah ihn mit großen Augen an. „Du willst mich ins Schlafzimmer tragen?“
„Oh ja.“ Das war die schnellste Art hinzukommen. Und es musste schnell gehen, weil er verbrannte. Es musste schnell gehen, bevor seine Knie nachgaben und er mit ihr zu Boden fiel.
Wenn sie auf dem Boden landeten, würde er sie direkt dort nehmen, und das wäre nicht gut. Nicht romantisch. Das hier musste romantisch werden. Er konnte romantisch sein. Oder nicht? Wann genau hatte er die Kontrolle verloren?
Ungefähr vor fünf Minuten, wie es schien. Er küsste sie und keuchte und schwitzte, als er es endlich in ihr Schlafzimmer geschafft und sie wieder auf die Füße gestellt hatte. Es wäre leichter, ihr die Kleider auszuziehen, wenn er aufhören könnte, sie zu küssen, aber das schien ihm nicht möglich zu sein. Seine eine
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