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Gefährliches Spiel

Gefährliches Spiel

Titel: Gefährliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Aktiengesellschaft gehörte, zu der er kaum nachvollziehbare Verbindungen hatte. Niemand würde je erfahren, dass es ihm gehörte.
    Das Apartment war in den hellen Farben dekoriert, die Charity liebte, und sowohl ihre Lieblings-CDs als auch all ihre Lieblingstees waren vorhanden. Er hatte eine ganze Garderobe Designerkleidung in ihrer Größe gekauft, die nur darauf wartete, von ihr getragen zu werden. Alles war bereit. Sein neues Leben wartete dort, fast schon zum Greifen nah. Mit jedem Tag, der verging, wurden die Umrisse deutlicher, konkreter.
    Bald schon. Bald .
    Bald würde sie es sehen und alles verstehen. Bald wäre sie sein.
    Das war es, worauf er gewartet hatte, seit er vor fünf Monaten hierhergekommen war, worauf er hinarbeitete. Charity war dazu bestimmt, ihm zu gehören. Sie war seine ins Leben zurückgekehrte Katya. Dafür hatte er ohne es zu wissen gearbeitet, seit dem 12. Dezember 1989, als der KGB zu ihm gekommen war. Dieses Datum war mit Säure in sein Herz geätzt und er würde es niemals vergessen können. Es war der Tag, an dem er aufgehört hatte, ein Mensch zu sein.
    Sie hatten sich gerade geliebt, er und Katya. Einmal reichte ihnen beiden nie aus, daher war er noch halb erigiert, als er neben ihr lag, noch feucht von ihr. Das Zimmer roch nach ihrem Parfüm und ihrem Sex.
    Er wollte sie, war unersättlich. Sie waren seit einem Jahr ein Liebespaar, und er wusste, dass er sie so oft haben konnte, wie er wollte, aber sein Begehren ließ trotzdem nie nach. Das erste, atemlose Verlangen, als er sie so oft genommen hatte, wie es nur irgend möglich war, jeden Tag stundenlang, hatte ein wenig nachgelassen. Nicht, weil er sie weniger begehrte, sondern weil er wusste, dass sie sein war. Alles, was er tun musste, war, die Hand auszustrecken, und sie war da.
    Katya, seine wunderschöne Katya, lag auf dem Bauch, befriedigt, rosig, lächelnd. Er lag neben ihr auf der Seite. Eine Hand stützte seinen Kopf, die andere lag auf ihrem Rücken. In Gedanken verfasste er ein Gedicht, eine Ode an die Frau, denn in diesem Moment schien es ihm, dass Katya jede schöne Frau verkörperte, die je auf dieser Erde gewandelt war.
    Ihr weiblicher Geruch lag in der Luft und er wusste, dass Generationen von Männern für diesen Geruch, diesen unverwechselbaren Geruch von vollzogener, heißer Liebe, gelebt hatten und gestorben waren.
    In aller Ruhe entwarf er seine „Ode an die Frau“, ein Gedicht, das einfach in ihm aufstieg. Das erste Gedicht in seinem Leben, das vollständig und perfekt in einem einzigen überwältigenden Rausch in ihm entstanden war.
    An diesem Nachmittag berührten ihn die Götter.
    Die Worte kamen kraftvoll und golden in perfektem Rhythmus zu ihm. Er musste sie nicht niederschreiben. Sie brannten sich in sein Herz, während sie sich in ihm bildeten. Er klopfte ihren Rhythmus mit seinem Zeigefinger auf die Wölbung von Katyas perfektem weißem Hintern, wie den Rhythmus eines Liedes, die Musik der Lyrik auf der Haut seiner Frau.
    Sie wusste natürlich, was er tat. Katya kannte ihn, kannte ihn bis auf den Grund seiner Seele. Er wäre nicht überrascht gewesen, wenn sie die Worte in seinem Kopf hätte sehen können.
    Seine Finger malten den Takt auf ihre weiche Haut. Er hatte das Gedicht gerade beendet, das beste, was er je geschrieben hatte, als ein scharfes Klopfen an der Tür ertönte. Es blieb ihm nicht einmal Zeit aufzustehen, seine Kleidung anzuziehen, sich mit Würde zu wappnen. Die KGB-Schläger traten die Tür ein und zerrten ihn mit gezogenen Waffen von der schreienden Katya weg.
    Das ist unmöglich , dachte er panisch. Nein! Russland hat sich geändert! Die Welt hat sich geändert! Die Berliner Mauer ist gerade gefallen!, schrie er, bevor ein Gewehrkolben ihn am Kopf traf und er zu Boden ging.
    Ungläubig schüttelte er den Kopf. Dies passierte nicht wirklich, es konnte nicht passieren. Gorbatschow hatte Glasnost und Perestroika gebracht. Russland öffnete sich endlich. Der lange stalinistische Albtraum war vorbei.
    Außerdem war Wassily kein Dissident. Er war unpolitisch. Ein Schriftsteller. Ein Schriftsteller des neuen Russlands mit keinem anderen Ziel als dem, große Literatur zu schaffen. Er war ein umschwärmter Intellektueller, ein „neuer Russe“, ein Mann, der sich von den Ketten der Vergangenheit befreit hatte.
    Aber die Männer, die seine Tür eintraten, kamen aus einer anderen Zeit. Es waren brutale, unzivilisierte Männer, die aus dem dunklen Gang wie Orks aus einer nachtschwarzen

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