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Gefährliches Spiel

Gefährliches Spiel

Titel: Gefährliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Stimme hörte sich selbst für ihre Ohren atemlos an.
    „Charity?“ Onkel Franklins leise, zitternde Stimme klang dumpf, als würde er vom Grund eines tiefen Brunnens mit ihr sprechen. Ihre Angst wuchs.
    „Onkel Franklin? Was ist passiert?“
    Den Hörer zwischen Schulter und Ohr geklemmt, versuchte sie, sich anzuziehen. Was auch immer passiert war, es war schlimm. Dafür musste sie angezogen sein. Unterhose – in der Ecke, wo Nick sie hingeworfen hatte. Hose – über dem Stuhl. Pullover – am Fuß des Bettes.
    „Deine Tante, Liebes. Sie ist weg. Ich weiß nicht …“ Onkel Franklins bebende Stimme entfernte sich, die letzten Worte kamen aus einiger Entfernung vom Telefon.
    „Onkel Franklin!“ Charitys Stimme klang scharf vor Sorge. „Wo ist sie? Wo ist Tante Vera hingegangen?“
    Stille.
    Verzweifelt balancierte sie auf einem Bein und versuchte, ihre Hose anzuziehen und gleichzeitig einen schnellen Blick aus dem Schlafzimmerfenster auf das dichte Schneetreiben draußen zu werfen. Zauberhaft, wenn man mit seinem heimlichen Liebhaber im Bett lag. Ein Albtraum für eine ältere und verwirrte Frau.
    Die Stimme ihres Onkels kam, jetzt etwas fester, wieder zurück. „Es tut mir leid, Liebes. Ich dachte, ich hätte sie durchs Fenster gesehen, aber ich habe mich getäuscht.“
    „Wie lange ist sie schon weg?“ Stiefel. Charity blickte sich panisch nach ihren Stiefeln um. Sie sprintete zum Schrank hinüber und zog mit vor Eile zitternden Händen ein Paar wasserdichte Stiefel heraus.
    „Ich … ich … weiß es nicht.“ Onkel Franklins Stimme schwankte so sehr, dass sie ihn kaum verstehen konnte. „Ich bin aufgewacht und wollte einen Schluck Wasser trinken. Aber ich hatte vergessen, mir meine übliche Flasche auf den Nachttisch zu stellen, weil wir ein Leck im Badezimmer unten hatten und ich den Klempner anrufen musste, und als der endlich fertig war, war es schon Zeit fürs Abendessen, und da habe ich es vollkommen vergessen.“
    Er konnte ewig so weitermachen. Für einen Augenblick trauerte Charity um den Onkel Franklin, den sie ihr Leben lang gekannt hatte. Um Richter Franklin Prewitt mit dem scharfen Verstand und der scharfen Zunge. Stählerne Intelligenz gepaart mit gradlinigem und direktem Handeln. Ein messerscharfer Humor, den er so oft vor Gericht gezeigt hatte. Wehe dem Anwalt, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Er verließ den Gerichtssaal garantiert wie ein geprügelter Hund.
    Sie sah diesen Mann weniger und weniger.
    Und Tante Vera – elegant, voller Ironie, belesen, die Kammermusik und das Theater liebte, die Rimbaud auf Französisch und Isabel Allende auf Spanisch las. Diese Tante Vera war für immer verschwunden.
    „Ich gehe raus und suche sie …“
    „Nein!“, sagte Charity scharf. Gott, das war das Letzte, was sie gebrauchen konnte, dass Onkel Franklin sich jetzt auch noch im Schnee verirrte. „Du bleibst im Haus. Ich komme sofort rüber.“
    Sie legte auf, sodass er keine Zeit hatte zu widersprechen. Es war sehr gut möglich, dass Tante Vera ins Untergeschoss oder in den Keller gegangen war. Es wäre nicht das erste Mal.
    Hektisch zog sie ihren Parka aus dem Schrank und drehte sich mit schwerem Herzen um.
    Durch den Nebel von Angst konnte sie Nick immer noch in sich spüren, die warme Säule harten Fleisches, die sie mit ihrer Hitze zum Glühen brachte, seine großen Hände, die sie hielten, das Gefühl seines Körpers an ihrem Rücken. Der Sex hatte überall an ihr Spuren hinterlassen – ihr Höschen war feucht, ihre überempfindlichen Brustwarzen rieben sich an dem Pullover, den sie übergestreift hatte – und doch fühlte ihr Körper sich schon jetzt beraubt, verloren und kalt ohne ihn.
    Dies könnte tatsächlich der Moment sein, an dem Nick unter Umständen entschied, dass sie den Ärger nicht wert wäre. Es blieb keine Zeit, ihm zu erklären, dass sie wegmusste, dass es ihre Pflicht war. Er hätte jedes Recht, verärgert zu sein. Bettpartner sollten eigentlich nicht mitten in der Nacht einfach verschwinden. Ganz sicher nicht mitten beim Sex.
    Aber er war ohnehin zu gut, um wahr zu sein. Vielleicht war es sowieso besser, wenn er eher früher als später ging, bevor sie anfing, sich Hoffnungen zu machen …
    Sie zog den Reißverschluss ihres Parkas hoch und wandte ihm den Kopf zu, während sie zur Tür eilte. „Nick, es tut mir leid, wirklich, wirklich leid, aber ich muss …“
    Er war nicht auf dem Bett. Er war überhaupt nicht im Zimmer. Oh Gott – war er gegangen ,

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