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Gefährliches Spiel

Gefährliches Spiel

Titel: Gefährliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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während sie in der Dunkelheit herumgewühlt hatte? Hätte er sich nicht wenigstens verabschiedet?
    Sie schaltete die Deckenlampe an, und da war er, komplett angezogen, und wartete an der Tür. Oh nein, er wollte tatsächlich gehen.
    „Nick, es tut mir leid, aber meine Tante Vera ist verschwunden und ich muss los. Glaub mir, ich würde nicht gehen, wenn ich es nicht müsste.“ Sie schluckte schwer. „Aber würdest du vielleicht gerne noch hierbleiben? Ich bin vermutlich ganz schnell wieder zurück.“
    Allein der Gedanke, in ein leeres Haus zurückzukommen, versetzte ihr einen Stich ins Herz.
    Er antwortete nicht, sondern öffnete nur die Tür. „Komm, Charity.“ Sein Gesicht hatte einen harten Ausdruck, den sie nicht einordnen konnte. Sie hatte es eilig, aber sie hielt inne, als sie seine Miene sah. War das Wut? Nein, nicht Wut. Aber was war es? „Kommst du?“ Schnee wehte durch die offene Tür hinein und sammelte sich im Foyer. „Ich lass dich nicht bei diesem Wetter fahren. Du kannst mir alles im Auto erzählen. Und jetzt beweg dich .“
    Charity zuckte bei seinem Ton zusammen. „Aber …“ Sie redete mit der Luft, denn er war schon in den weißen Wirbeln verschwunden. Also schloss sie die Tür ab und folgte Nick, so schnell sie konnte, über den vereisten Pfad hinunter zur Straße, wo sein Auto parkte. Was für ein Albtraum!
    Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, und sie betete zum Gott der guten älteren Damen, dass Tante Vera einfach in den Keller oder die Garage gegangen war.
    Es fühlte sich wie eine kleine Ewigkeit an, aber es dauerte vermutlich nur eine Minute, bis die glänzende schwarze Stoßstange des Lexus’ zwischen den Schneeflocken erschien.
    Wie es aussah, nahmen sie Nicks Auto. Das war gut und schlecht. Sein Auto war ohne Zweifel besser als ihr eigenes für dieses schlechte Wetter geeignet. Das war gut. Die schlechten Neuigkeiten waren, dass Nick ein miserabler Fahrer war, viel zu vorsichtig. Charity wollte so schnell wie möglich zum Haus ihres Onkels kommen, und Nick würde garantiert ewig brauchen. Bei gutem Wetter dauerte die Fahrt zwanzig Minuten, bei schlechtem vierzig. Nick – langsamer, vorsichtiger Fahrer, der er war – würde vermutlich fast eine Stunde brauchen. In dieser Stunde konnte Tante Vera tot sein.
    Nick wartete mit laufendem Motor, eingeschaltetem Scheibenwischer und geöffneter Beifahrertür hinter dem Steuer. Charity steckte den Kopf in die Tür.
    „Nick, äh, soll ich vielleicht fahren? Ich kenne den Weg und …“
    „Nein“, antwortete er kurz und mit zusammengebissenen Zähnen.
    „Aber …“
    „Steig ein. Jetzt.“ Seine Stimme hörte sich wie ein Befehl an, hart und keinen Widerspruch duldend. „Jetzt, Charity.“ Er warf ihr einen schnellen Blick zu. Ein Blick war genug.
    Charity gehorchte instinktiv und kletterte, so schnell sie konnte, auf den Beifahrersitz. Der leistungsstarke Motor war im Leerlauf, die Vibration ein leises, kraftvolles Schnurren unter ihr. Sie fühlte sich, als säße sie auf einem Tiger, der jede Sekunde losspringen würde.
    „Anschnallen.“ Charity drehte den Kopf. Nicks Gesicht war vollkommen teilnahmslos, ohne jeden Ausdruck. Sie war so verwirrt und verängstigt, dass sie vergessen hatte, den Gurt anzulegen. In einem Schneesturm unangeschnallt zu fahren, forderte nur jede Menge Ärger heraus.
    „Sag mir, wo es hingeht.“ Nicks Tonfall war neutral, distanziert.
    „Ferrington. Es ist eine kleine Stadt, etwa fünfzehn Meilen …“
    „Ich weiß, wo Ferrington ist. Halt dich fest.“
    Halt dich fest? Charity griff nach dem Klappgriff über der Tür und fragte sich, warum sie sich festhalten sollte, als das Auto plötzlich unerwartet nach vorne schoss und sie wie einen Astronauten während des Starts in ihren Sitz presste. In einer Sekunde, so schien es, waren sie am Ende der Straße und überraschenderweise immer noch am Leben. Ein Wunder, wenn man bedachte, dass sie es nicht einmal an einem sonnigen, trockenen Tag gewagt hätte, mit dieser Geschwindigkeit zu fahren – und sie war eine Frau, die die Geschwindigkeit liebte. Auf vereisten Straßen und inmitten eines Schneesturms war dieses Tempo selbstmörderisch.
    Ein Schrei vibrierte in ihrer Kehle, und sie presste die Lippen zusammen. Ein Schrei konnte Nick ablenken, und das war bei dieser Geschwindigkeit und bei diesem Wetter womöglich tödlich. Eine falsche Bewegung, und sie würden sterben.
    Nick jagte das große, schwere Auto weiter vorwärts. Er schien instinktiv zu

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