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Gefährliches Spiel

Gefährliches Spiel

Titel: Gefährliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Charitys Herz wie wild zu schlagen. Zum ersten Mal wollte sie, dass das Auto schneller fuhr, auch wenn das wirklich unmöglich war. Nick fuhr so schnell wie ein Krankenwagen mit heulender Sirene. Schneller.
    Sie blickte ängstlich aus dem Fenster. Der Schnee war eher noch dichter geworden. Beinahe undurchdringlich fiel er in immer schneller aufeinanderfolgenden Wellen aus dem Himmel. Ein scharfer Wind war aufgekommen, der eisigen Schneeregen gegen die Windschutzscheibe drückte.
    Es war gut möglich, dass Tante Vera irgendwo in dem riesigen Haus oder den Nebengebäuden war. Aber sie konnte auch bei diesem Wetter hier draußen sein – allein und verwirrt.
    Vielleicht schon tot.
    Herannahende Tränen verschlossen Charitys Kehle. Sie öffnete den Mund, um jetzt rechts zu sagen, aber es kamen keine Worte heraus. Sie winkte mit der Hand nach rechts, und Nick verstand. Der Wagen bog um die Ecke in die Auffahrt von Hedgewood, dem Zuhause ihres Onkels und ihrer Tante. Nick fuhr beinahe blind.
    „Halt an“, flüsterte sie. Auch wenn sie das Haus nur gerade so als dunklen Umriss in der wirbelnden Nacht erkennen konnte, wusste sie durch das plötzliche Holpern der Räder in den Furchen, die ablaufendes Regenwasser über die Jahrzehnte in den Boden gespült hatte, dass sie den Eingang erreicht hatten. Sie schluckte schwer. „Wir sind da.“
    Nick stellte den Motor ab. „Bleib hier“, knurrte er, und bevor sie widersprechen konnte, hatte er seine Tür geöffnet und war hinausgesprungen. Die Tür war nur wenige Sekunden auf, aber schon in dieser kurzen Zeit trieb der kalte Wind die ganze Wärme aus dem Auto. Eine Sekunde später wurde ihre Tür geöffnet, und Nick hob sie heraus.
    Das musste er auch, denn ihr Körper erstarrte in der Sekunde, in der sie das Auto verließ – eine Reaktion ihres geschockten Körpers auf die extremen Temperaturen. Eispartikel bissen ihr in die Wangen und Augen. Sie hob einen Arm, um ihr Gesicht zu schützen. Verwirrt versuchte sie herauszufinden, wo sich der Weg zur Eingangstür befand. Es war unmöglich, irgendeine Richtung zu erkennen. Die einzigen möglichen Anhaltspunkte waren oben und unten.
    Eine starke Kraft in ihrem Rücken drängte sie voran, so unwiderstehlich, dass sie keinen Widerstand leisten konnte. Sie war gezwungen vorwärtszustolpern. Ihre Füße rutschten über eine Eispfütze. Bevor sie auch nur Zeit zum Schreien hatte, wurde sie aufgefangen und weitergeschoben. Nick trug sie praktisch die breiten Mamorstufen zum Eingang hinauf. Ihre Füße berührten kaum den Boden.
    Onkel Franklin musste nach ihnen Ausschau gehalten haben, denn die große Eingangstür öffnete sich sofort.
    „Charity! Oh, mein Kind, du hast es geschafft!“ Onkel Franklin warf seine Arme um sie und sie erwiderte die Umarmung, beunruhigt, wie dünn und zerbrechlich er sich anfühlte. Die Tatsache, dass er nicht makellos elegant angezogen war, machte ihr sogar noch mehr Angst. Als sie klein war, hatte sie ihn nie anders als perfekt gekleidet gesehen. Er war immer so schick, immer perfekt gestylt und frisch rasiert, und roch nach dem speziellen Eau de Cologne, das er extra für sich in England herstellen ließ.
    Nun trug er einen Bademantel, und auf seinem Kinn waren weiße Stoppeln zu sehen. Er roch nach Angst und saurer Milch. Als er sie umarmte, konnte Charity fühlen, wie seine dünnen Glieder zitterten.
    Sie löste sich aus seiner Umarmung. „Onkel Franklin, dies ist Nick Ames, ein … ein Freund. Nick, mein Onkel, Richter Franklin Prewitt.“ Sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, wie sie erklären sollte, dass sie nach Mitternacht mit einem Mann hier auftauchte. Onkel Franklin bemerkte es nicht einmal.
    „Richter Franklin.“ Nick schüttelte ihm kurz die Hand. „Wann haben Sie Ihre Frau zum letzten Mal gesehen?“
    Onkel Franklin blinzelte. Zum ersten Mal in ihrem Leben erlebte Charity ihren Onkel ratlos. Er schüttelte heftig den Kopf, und die lose Haut um sein Kinn schlackerte leicht. Charity sprang ein. „Sie gehen normalerweise so um neun, halb zehn ins Bett, nicht wahr, Onkel Franklin?“
    Er nickte dankbar. „Ja.“ Seine Stimme war papierdünn und zitterte. „Wir sind kurz nach halb zehn ins Bett gegangen. Ich bin dann um halb zwölf aufgewacht. Ich hatte Durst. Ich tastete nach Vera und sie war … sie war weg.“ Er sah zu Nick hoch, dem starken jungen Mann im Raum, als wäre er seine einzige Rettung. „Weg“, wiederholte er.
    „Was hatte sie an?“
    Der alte Mann

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