Gefährliches Spiel
meine Liebe. Hattest du ein schönes Wochenende?“
„Ja.“ Nick konnte ihr Erröten beinahe durch die zwanzig Kilometer Kabel fühlen. „Ja, hatte ich … Ein sehr schönes Wochenende. Wassily, ich habe mich gefragt …“
„Ja, Liebes?“
„Deine musikalische Soiree ist doch am Donnerstag …“
„Ah, die Soiree. Samuel Cha am Cello. Es wird ausgezeichnet werden. Wir haben gerade gestern darüber gesprochen, was er spielen wird. Und ich habe ihn gebeten, Elgars Cellokonzert in e-Moll zu nehmen, weil ich weiß, dass es eines deiner Lieblingsstücke ist.“
„Oh, Wassily …“ Charitys Stimme wurde warm und herzlich. Nick ballte die Fäuste. Mit dem gleichen Tonfall flüsterte sie ihm ins Ohr, während er in ihr war. „Du erinnerst dich daran! Ich liebe das Konzert, danke. Es wird wundervoll sein zu hören, wie Samuel Cha es spielt.“
„Es ist mir ein Vergnügen, Liebes. Ich freue mich schon, es gemeinsam mit dir anzuhören.“
„Ja, genau. Wo wir gerade davon sprechen, Wassily …“
„Ja, Liebes?“
Wenn er genau hinhörte, konnte Nick einen schmierigen Unterton hören, als wüsste Worontzoff schon, was kommen würde. Wie ein Bösewicht in einem Film, der die Heldin in seine Höhle lockte. Ja, Liebesssss?
„Ich weiß, dass du nicht gerne mehr als dreißig Leute zu deinen Soireen einlädst, Wassily …“
„Das stimmt. Zu viele Menschen ruinieren die Akustik des Raumes. Kammermusik ist genau dafür komponiert worden … für Kammern. Die meiste Kammermusik wurde im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert für den Hof geschrieben, niemals für ein allgemeines Publikum, nur für die königliche Familie und vielleicht einige Höflinge als Publikum, nicht mehr.“
„Nun, ich bin ganz sicher nicht von königlichem Geblüt, aber ich wollte dich fragen, ob ich einen Freund mitbringen könnte. Er ist ein beschäftigter Mann, und ich weiß nicht einmal, ob er Zeit hat, aber wenn ja, könnte ich ihn dann einladen? Ich wollte dich erst fragen, bevor ich überhaupt die Sache bei ihm anspreche.“
„Ein Freund? Du willst einen Freund mitbringen? Zu meiner Soiree?“
Konnte Charity den eiskalten Ton in Worontzoffs Stimme hören? Nick konnte es. Er hörte die plötzliche Verwandlung vom onkelhaften Intellektuellen zum gefährlichen Kriminellen. Jedes Haar auf Nicks Körper richtete sich auf, und sein Puls raste. Dies war einer der gefährlichsten Männer auf dem Planeten, und Charity hatte ihn gerade verärgert.
Scheiße! Sag ihm, er soll es vergessen. Sag, dass es nur eine dumme Idee war. Komm, Charity, belass es einfach dabei. Ich finde einen anderen Weg, in das verdammte Haus zu kommen. Stell dich nicht diesem Kerl – und seiner Wut – in den Weg.
Er biss seine Zähne fest aufeinander. Professionell betrachtet war dies ein echter Glücksfall, und das in einem Job, in dem es nicht allzu viele davon gab. Darauf hatte er die ganze Zeit hingearbeitet. Deswegen hatte er überhaupt das Treffen mit Charity arrangiert und vordergründig auch mit ihr geschlafen. Das war der Job: ins Hauptquartier des Scheißkerls hineinzugelangen.
Di Stefano schlug mit einem breit grinsenden Alexei die Hände aneinander. Auftrag erledigt. Ein sorgfältig konstruierter Plan war aufgegangen, und ein Bundesagent stand kurz davor, eine Eintrittskarte in das Haus eines bekannten Kriminellen zu bekommen.
„Wassily?“ Charitys sanfte Stimme drang aus den Lautsprechern. Ihre Stimme zu hören bereitete ihm Schmerzen, als hätte er einen Schlag gegen die Brust erhalten. Gott sei Dank hatte sie etwas gemerkt, auch wenn sie den Grund falsch deutete. „Ist das ein Problem? Kommen zu viele Gäste? Ich kann auf meine Einladung verzichten, wenn du nicht genug Platz für alle hast.“
„Nein, nein, Liebes. Das wird nicht nötig sein. Ich will dich natürlich auf jeden Fall dabeihaben. Deine Freude ist mir das Wichtigste an diesem Abend. Dein Freund ist natürlich willkommen, wenn er denn Zeit hat. Ich gehe davon aus, dass er klassische Musik mag?“
Eine überraschte Stille folgte. Nick begriff, dass Charity keine Ahnung hatte, ob er Musik mochte oder völlig unmusikalisch war. Auf das Thema waren sie einfach nicht gekommen. Tatsächlich waren er und sie so ziemlich das Einzige, was an diesem Wochenende gekommen war.
„Ja. Ja, natürlich mag er sie.“
Sie war so eine lausige Lügnerin.
„Nun, Liebes“, sagte Wassily aalglatt, „dann kann er natürlich kommen. Jeder musikinteressierte Freund von dir ist ein Freund von
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