Gefährliches Spiel
zu Nick herüber und zerrte an seinem Arm. „Hör auf, du bringst ihn um. Lass das, Mann! Was zur Hölle denkst du dir dabei?“
Nick dachte gar nichts. In seinem Kopf existierten überhaupt keine Gedanken mehr, sondern nur ein flammend roter Sturm aus Wut, der alles andere erstickte.
Di Stefanos Gesicht färbte sich langsam violett. Er ruderte mit den Armen und versuchte, Nick auf die Seite seines Kopfes zu schlagen oder ihn wegzutreten. Di Stefano war geübt in Selbstverteidigung – er war schließlich Polizist –, aber er hatte nicht Nicks umfassende Ausbildung genossen. Nick war zehn Jahre lang von den Besten der Besten im Töten unterrichtet worden.
Normalerweise wäre Di Stefano schon längst tot. Nick wusste genau, wie man es machen musste. Colonel Merle hatte einen ganzen Monat auf Würgegriffe verwendet, und Nick war ein Experte. Wenn man das Zungenbein zertrümmerte, ging der Gegner innerhalb einer Sekunde zu Boden.
Aber irgendetwas drang langsam zu ihm durch, durch die Wand statischen Lärms in seinem Kopf. Alexeis Stimme. Es war tatsächlich nur die Stimme, die ihn aufhielt. Alexei besaß so gut wie keine Muskeln, und auch wenn er wild an Nicks Arm zerrte, hätte er ihn genauso gut tätscheln können. Nick starrte in Di Stefanos hervortretende Augen und lockerte seinen Griff. Eine halbe Sekunde später trat er zurück und ließ seinen Arm sinken.
Di Stefano fiel auf die Knie. Sein Kopf hing tief herunter, und er atmete pfeifend ein, um Luft in seine gequälten Lungen zu zwingen. „Du … verdammter … Scheißkerl“, keuchte er, wobei er etwa alle zehn Sekunden ein Wort herausbekam. Er rieb sich den Hals, der rot und wund aussah.
Nick setzte sich in einen der beiden Stühle im Wagen, sprang aber sofort wieder auf, als wenn der schäbige, ehemals weiße Plastikstuhl druckluftbetriebene Federn hätte. Er konnte nicht ruhig sitzen, er war viel zu aufgedreht. Selbst seine Atemfrequenz war erhöht.
Lieber Himmel, er vibrierte vor nervöser Spannung und musste sich zwingen, still zu stehen. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Sie nannten ihn nicht Iceman, weil er keine Gefühle hatte. Er hatte jede Menge Gefühle. Es war nur so, dass er seine Selbstbeherrschung trainierte, seit er mit zwei Jahren festgestellt hatte, dass es Selbstmord war, gegen einen Achtjährigen zu kämpfen. Er konnte sich selbst immer zurücknehmen, um einen Job zu erledigen.
Über Di Stefano herzufallen war einfach nur verrückt. Er konnte nicht glauben, dass er das getan hatte. Er schämte sich. Allerdings war ihm klar, dass er Di Stefano sofort wieder in den Würgegriff nehmen würde, wenn er eine weitere zweideutige Bemerkung über Charity machen würde – was vermutlich bedeutete, dass es ihm doch nicht so leid tat.
Di Stefano war wieder auf den Beinen und funkelte ihn wütend an, während er seinen Hals rieb. „Was zur Hölle sollte das denn?“
Nick sah ihm direkt in die Augen. Di Stefano war ein Teammitglied. In der Armee beschützte man seine Teammitglieder mit dem eigenen Leben, ob man sie nun mochte oder nicht. Nick mochte Di Stefano, sogar sehr. Aber er musste lernen, dass es eine neue Regel gab.
„Also, die Sache ist die: Von diesem Moment an ist Charity Prewitt achtzig Jahre alt, hat vier Kinne und Warzen. Du erwähnst niemals wieder Sex und ihren Namen in demselben Satz. Sie ist offiziell sexlos. Ist das klar?“ Er wandte sich Alexei zu. „Und das gilt auch für dich.“
Mit großen Augen tat Alexei so, als würde er seinen Mund mit einem Reißverschluss verschließen. Nick schenkte Di Stefano einen harten Blick. „Verstanden?“
„Absolut.“ Di Stefano schüttelte den Kopf, als müsse er ihn klar bekommen. „Und ich habe auch eine neue Regel. Wenn du das hier jemals wieder abziehst, mach ich dich fertig.“
Nick grinste breit. „Du kannst es versuchen“, sagte er sanft.
Alexei trat zwischen die beiden, seine Hände deuteten eine Auszeit an. „Hey, Jungs, hört endlich auf mit den Spielchen. Der Geruch von Testosteron überdeckt ja schon die Fürze. Setzt euch mal ganz ruhig hin …“
Ein leises Zischen drang aus Alexeis Kopfhörern, und er stürzte zur Konsole hinüber und schaltete die Lautsprecher ein. Das Telefon klingelte. Worontzoff nahm beim zweiten Klingeln ab.
„Hallo?“ Seine Stimme war tief und ruhig.
„Hallo, Wassily. Wie geht es dir?“ Charity. Charity rief den Scheißkerl an. Nick erstarrte. Jede Zelle seines Körpers konzentrierte sich auf den Anruf.
„Mir geht es gut,
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