Gefährliches Spiel
mir.“
Nicht in diesem Leben, Arschloch.
„Danke, Wassily. Wir sehen uns Donnerstag.“
„Ja, Liebes. Ich freue mich schon darauf, dich zu sehen.“ Eine kurze Pause. „Euch beide zu sehen.“ Worontzoff wartete, bis Charity aufgelegt hatte, und drückte dann einen Knopf, um die Verbindung zu beenden.
Stille. Dann eine Explosion von Lauten, ein zweisilbiges Wort.
Nick sah zu Alexei hinüber. „Was war das?“
„ Pizdet “, sagte Alexei.
„Danke, Alexei“, sagte Di Stefano und rollte die Augen. „Und was heißt das?“
Alexeis Augen funkelten. „Scheiße.“
Charity legte in der Bücherei nachdenklich das Telefon auf und fragte sich, ob das, was sie gerade getan hatte, gut oder schlecht gewesen war.
Wassily hatte sich nicht erfreut angehört. Ganz und gar nicht. Sie kannte seine Stimmlagen, und dies war seine Ich-bin-nicht-erfreut-Stimme. Er lebte in einem riesigen Haus, einer Villa, und sein Musikzimmer war groß. Aber er hatte ihr gesagt, dass er nicht mehr als dreißig Leute bei seinen Konzerten haben wolle, und er hatte wahrscheinlich schon so viele eingeladen, wie der Raum seiner Meinung nach gut fassen konnte. Bei seinen Soireen wurde das Essen geliefert, und der Catering-Service hatte wahrscheinlich auch schon die genaue Zahl genannt bekommen.
Wassily war ein charmanter Mann. Er hatte ihr Leben auf so viele Arten bereichert, dass Charity sie nicht zählen konnte. Aber sie erkannte auch, dass er eine dunkle Seite besaß, hart wie Granit, wie ein einzelner Steinblock in einer Wiese, über die sie manchmal überraschend Leute stolpern sah. Teil dieser dunklen Seite war, dass er es nicht mochte, wenn man sich ihm in irgendeiner Weise entgegenstellte.
Sie hatte das immer respektiert. Sie hatte von ihrer Mutter die Gabe geerbt, zu erkennen, was Leute wollten, und ihr Vater hatte ihr die Fähigkeit mitgegeben, niemals schwierige Menschen gegen sich aufzubringen. Charity wusste genau, wann sie ihren Mund halten musste und tat das dann auch.
Mit Wassily war das einfacher als mit den meisten anderen Leuten, mit denen sie zu tun hatte und die ihre Geduld auf die Probe stellten, wie der Bürgermeister oder die alte Mrs Lambert. Wie schwierig auch immer Wassily sein konnte, er hatte jede Zacke in seinem Charakter verdient, und diese dunkle Seite, die er in sich trug, stand ihm zu.
Wassily redete nie darüber, aber sein Körper sprach eine sehr eindrückliche Sprache: seine grotesk vernarbten und zertrümmerten Hände, an denen alle Fingernägel fehlten, eine lange, dünne Narbe, die von seiner Schläfe direkt am Auge vorbei zu seiner Kinnlinie lief, ein Hinken, das im Winter, wenn es feucht war, schlimmer wurde – und wann war es in Vermont nicht feucht im Winter.
Wassily faszinierte jeden – er war schließlich einer der größten Schriftsteller der Welt. Ein Mann, der in jeder Metropole der Welt umschwärmt werden würde, auch wenn er unerklärlicherweise beschlossen hatte, sich in einer kleinen Provinzstadt in Vermont zu vergraben. Doch niemand konnte ihm die verlorenen Jahre oder seine Gesundheit zurückgeben. Egal, wie reich oder berühmt er war oder noch wurde, er war durch die Hölle gegangen.
Also vergab Charity Wassily alles – seine Launenhaftigkeit, seinen harschen, granitenen Kern, seine dunkle Seite. Sie hatte kein Recht, über ihn zu urteilen, und sie tat es auch nicht.
Vielleicht hätte sie nicht fragen sollen, ob sie Nick mitbringen könne. Es schien ein Verstoß gegen Wassilys Etikette gewesen zu sein. Es war nur so, dass sie mit jedem Tag immer sicherer wurde, dass Nick bald weiterziehen würde. Wie viele Möglichkeiten für Geschäfte konnte es schließlich in Vermont für einen Investor geben? Intelligent, wie er war, beschäftigte er sich sicher mit jeder. Und wenn er damit fertig war, was sollte ihn dann noch hier halten?
Charity machte sich keine Illusionen darüber, was ihre gemeinsame Zukunft anging. Es gab hier nichts, was Nick halten könnte. Er hatte Geld und gutes Aussehen, war gesund und besaß eine Junggesellenwohnung in Manhattan, beträchtlichen männlichen Charme und Charisma. Und er war ein exzellenter Liebhaber. Die Welt gehörte ihm.
Es gab absolut keinen Grund für ihn, hier bei einer Kleinstadtbibliothekarin zu bleiben, die ein ruhiges Leben führte und für zwei gebrechliche ältere Verwandte verantwortlich war, die sie genauso hier festhielten, wie es zwei kleine Kinder getan hätten – wenn nicht gar mehr.
Charitys Leben war beschränkt, an allen
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