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Gefährliches Spiel

Gefährliches Spiel

Titel: Gefährliches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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einzige Person sprach ihren Namen so aus: Mrs Lambert, die ehemalige Chefbibliothekarin.
    Oh Gott, sie konnte noch nicht einmal vorgeben, nicht hier zu sein. Die Tür war nicht abgeschlossen, und ihr Mantel hing an der Garderobe. Mrs Lambert kannte die Bücherei, als wäre sie ein Teil ihrer selbst, sie hatte hier vierzig Jahre lang gearbeitet. Die Abstellkammer war der erste Raum, in dem sie nachsehen würde. Und hier war absolut kein Platz, um einen eins neunzig großen, teuflisch attraktiven Mann zu verstecken.
    Charity schubste Nick weg. „Lass mich raus!“, zischte sie.
    Mit einem kleinen Seufzen zog er sich ganz aus ihr heraus und trat zurück, sein Penis auf Halbmast. Charity blickte auf ihn herunter, dann hoch in sein Gesicht, und mit einem weiteren Seufzer steckte er ihn in die Hose und zog den Reißverschluss hoch. Das Geräusch schien unverhältnismäßig laut in der Stille des Raumes, und er verzog das Gesicht.
    „Charity! Wo bist du, Mädchen?“
    Mrs Lamberts Stiefel verursachten ein dröhnendes Geräusch auf dem alten Holzboden der Bücherei. Charity konnte jeden ihrer Schritte nachverfolgen. Sie warf einen Blick in den Zeitschriftenraum und den Lesesaal. Es folgte ein diskretes Klopfen an der Toilettentür. Es gab nur noch einen einzigen Ort, wo sie jetzt nachsehen konnte.
    „Hör gefälligst auf, so zu grinsen“, zischte sie Nick zu und hüpfte zu ihrem heruntergefallenen Schuh hinüber. Sie strich ihren Rock glatt und kämmte mit den Fingern durch ihr Haar. Nick bemühte sich gehorsam um einen ernsten Gesichtsausdruck und biss sich auf die Lippen, um nicht zu lächeln. Aber seine Augen strahlten amüsiert.
    Er konnte das ja auch alles lustig finden, denn bald war er wieder weg. Charity hingegen musste den Rest ihres Lebens hier verbringen, und Mrs Lambert war die größte Klatschtante der Stadt.
    Charity hatte sogar eine Klausel über moralisches Verhalten in ihrem Vertrag, die sie bei der Unterzeichnung sehr erheitert hatte. Damals lag ihr die Vorstellung, die Moralklausel ihres Vertrags zu verletzen, so fern wie der Gedanke, zum Pluto zu fliegen.
    Nick räusperte sich, und sie stürzte zu ihm, um ihm mit einer Hand den Mund zuzuhalten. Seine Augen glitzerten sie teuflisch an.
    „Kein Wort“, flüsterte sie heftig. „Kein einziges Wort!“
    Als sie ihre Hand wegnahm, tat er, als würde er seinen Mund mit einem Reißverschluss verschließen. Seinen lächelnden Mund, der Schurke.
    „Charity, Liebes. Wo um alles in der Welt bist du?“ Die Stiefel polterten näher.
    Charity sah an ihrem Rock herunter, glättete ihn noch einmal, fächelte sich, in dem Versuch sich abzukühlen, schnell etwas Luft zu und verzog das Gesicht bei dem Gedanken an ihre geschwollenen Lippen und daran, dass sie unter ihrem Rock vollkommen nackt war. Sie war sich sicher, dass sie der Geruch nach Sex wie eine Wolke umgab.
    Nun, dann konnte sie eben nur schamlos abstreiten, dass irgendetwas passiert war. Sie hob den Kopf und atmete tief ein.
    Showtime , dachte sie, öffnete die Tür und schloss sie schnell wieder hinter sich.
    „Mrs Lambert“, sagte sie. „Was für eine nette Überraschung. Was kann ich für Sie tun?“

 
    14
    Wassily Worontzoffs Villa
    Donnerstagabend, 24. November
    In dem Moment, in dem Nick die Granitstufen hinauf und durch die Tür in Worontzoffs Haus – Palast wäre ein besseres Wort – trat, richtete sich jedes Haar auf seinem Körper auf. Es gab keinen offensichtlichen Grund dafür. Absolut keinen Grund, warum sein Blut gefror, keinen Grund für den Adrenalinstoß.
    Jeder, der die Treppe hinauf und ins Haus kam, war elegant und reich. Ehrbare Bürger, Kulturexperten. Das Summen kultivierter Stimmen klang durch das riesige Foyer, vermischt mit dem Murmeln gut geschulter Bediensteter, die die Mäntel entgegennahmen, Getränke anboten und die Gäste in eine große Empfangshalle führten.
    Nick erkannte den Gouverneur von Vermont, zwei Senatoren großer Bundesstaaten, einen Hightech-Tycoon und einen bekannten Filmregisseur. Alle anderen sahen zumindest so aus, als wären sie berühmt. Das Durchschnittsalter lag bei fünfzig, das Durchschnittseinkommen bei mehreren Millionen Dollar pro Jahr.
    Das war’s.
    Er war in der Höhle des Löwen.
    In solchen Momenten lief Nick zu Höchstform auf. Er war am besten in extremen Situationen, direkt im Herzen der Gefahr. Dort hatte er sich schon oft befunden. Das war schließlich der Sinn der Undercoverarbeit: dem ungeschützten Zentrum möglichst

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