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Gefährliches Talent: Kriminalroman

Gefährliches Talent: Kriminalroman

Titel: Gefährliches Talent: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Elkins , Charlotte Elkins
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vielleicht noch nicht jetzt, aber bald.«
    Sie trank ihren Champagner aus und schürzte die Lippen. »Wir werden ja sehen«, sagte sie leicht lallend und mit einem verstohlenen Kichern. Bald würde sie voll sein wie eine Strandhaubitze.
    »Liz, können Sie mir ein paar ungefähre Zahlen nennen? Sagen wir mal, ich würde gern vier Bilder kaufen – oder vielleicht fünf. Wie viel würden Sie verlangen?«
    Er konnte quasi sehen, wie die Dollarzeichen über ihre Augäpfel ratterten. Ihre Stimme war plötzlich belegt. »Na ja, das kommt drauf an.« Sie griff nach der Flasche und schenkte ihnen beiden Champagner nach. »Also gut«, sagte sie mit einem verschwörerischen Lächeln, »wie viel bieten Sie denn?«

KAPITEL 6
    Die Canyon Road war vor Urzeiten mal ein Indianerweg gewesen, der die Pueblos des Rio Grande mit denen des Pecos verband. Später kamen nacheinander Spanien, Mexiko und die Konföderierten Staaten mit ihren Armeen. Dann, als Frieden einkehrte, verkam der Weg zu einem Eselspfad, der nur gelegentlich von der Landbevölkerung genutzt wurde, die in den mit Kiefern bestandenen Hügeln jagte und Holz sammelte. Im achtzehnten Jahrhundert entstanden unter den Pappeln die ersten bescheidenen Lehmziegelhäuser. Zweihundert Jahre später folgten weit weniger bescheidene Lehmziegelhäuser.
    Nun krochen, wo einst Konquistadoren marschierten, dunkel schimmernde Mercedes und Porsches mit schnurrenden Motoren im Tempo der alten Eselkarren dahin. Wer schneller fuhr, riskierte, einen der Touristen zu überfahren, die, mit Kamera um den sonnenverbrannten Hals, die Straße, eine der Hauptattraktionen Santa Fes, entlangschlenderten und schwatzten und dabei immer wieder, ohne es zu merken, auf die Fahrbahn gerieten.
    Mit ihren Dutzenden von Edelgalerien, etliche in renovierten, zweihundert Jahre alten Lehmbauten untergebracht, wo edle Kunstwerke zu entsprechenden Preisen angeboten wurden, war dieCanyon Road sicher die protzigste Galeriemeile Amerikas (obwohl die alte Garde diesen Rang noch immer der West 57th Street in Manhattan zusprach) und ohne Zweifel die hübscheste. Sicher, man konnte hier auch billigen Ramsch finden, aber wenn man so etwas suchte – mit Kojoten bedruckte T-Shirts, winzige Kakteen in Fingerhüten und erotische Kunst mit schwulen Cowboys (ja, die gab’s wirklich) –, dann war man in den Läden auf der Palace Avenue oder dem Old Santa Fe Trail in der Innenstadt besser bedient.
    An diesem freundlichen Oktobernachmittag war die Straße bereits für den berühmten Freitagabend-Kunstbummel gesperrt worden, und die Galerien mit neuen Ausstellungen hatten Schilder hinausgestellt, aber die Besuchermassen waren noch nicht eingetroffen. Ein paar Grüppchen von Frühankömmlingen schlenderten durch die Straße, darunter auch Alix London und Chris LeMay. Sie waren relativ zügig vom Hotel hergelaufen und hatten noch eine halbe Stunde bis zu ihrer Verabredung mit Liz, also machten sie bei ein paar Galerien halt und flanierten durch attraktive Innenhöfe mit üppigen, duftenden Pflanzenarrangements, Bronzeskulpturen und plätschernden maurischen Brunnen. Alles war sogar noch schöner, als Alix erwartet hatte.
    Liz’ Galerie war in einem der moderneren Gebäude untergebracht, aber die Architektur fügte sich harmonisch in die Umgebung mit ihren jahrhundertealten Lehmbauten ein. Beim Betreten des Hauptausstellungsraums fiel Alix sofort angenehm auf, wie professionell und schlicht die Exponate präsentiert wurden. Nur das Nebeneinander von Western-Bronzen, zeitgenössischer europäischer Malerei, japanischer Keramik, Navajo-Sandbildern und amerikanischen Trompe-l’œuil-Gemälden verursachte ihr ein unangenehmes Kribbeln. Niemand konnte sich wirklich mit dieser Bandbreite von Kunst auskennen und schon gar nicht Liz Coane. Außerdem wusste Alix, dass betrügerische Kunsthändler solche Sammelsurien manchmal zu ihrer Verteidigung anführten, wenn gegen sie ermittelt wurde.
Woher sollte ich denn wissen, dass es eine Fälschung war? Woher sollte ich wissen, dass es gestohlen wurde? Sie können doch unmöglich erwarten, dass ich mich mit all diesen Kunstsparten auskenne.
    Nein, Moment mal, das war nicht fair. Sie hatte Liz von Anfang an nicht gemocht und was Chris erzählte hatte, hatte diese Antipathie nur verstärkt. Deshalb war sie auch von vornherein misstrauisch gegenüber Liz, ihrer Galerie und dem O’Keeffe-Bild. Aber nun reichte es, ermahnte sie sich selbst. Sie musste doch wohl in der Lage sein, das Bild

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