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Gefährliches Talent: Kriminalroman

Gefährliches Talent: Kriminalroman

Titel: Gefährliches Talent: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Elkins , Charlotte Elkins
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Misstrauen und Abneigung verspürte. »Weil ich gesehen habe, wie er Sie angeschaut hat, als er aus dem Cockpit kam.«
    »Wie hat er mich denn angeschaut?«
    »Er hat sich gefreut, Sie zu sehen. Er war vielleicht ein wenig nervös, etwas unsicher, aber er sah geradezu begeistert aus. Wenigstens eine Sekunde lang. Aber in dieser einen Sekunde konnte ich sehen, dass er nichts dagegen hätte, sich wieder mit Ihnen anzufreunden.«
    Chris war ehrlich überrascht. »Machen Sie Witze? Er hat doch nur seinen auswendig gelernten Spruch runtergerasselt – hier ist der Ausgang, da ist die Toilette – und ist zurück ins Cockpit getrottet.«
    »Stimmt, aber das war, nachdem Sie irgendwas gemurrt und total dichtgemacht hatten.«
    Chris runzelte nachdenklich die Stirn. »Alix, war es wirklich so? Ich habe das ganz anders in Erinnerung.«
    »Genau so ist es abgelaufen, Chris.«
    »Oh Gott«, seufzte Chris und sackte in ihren Sessel zurück. »Ich kann nicht mehr richtig denken. Ich muss erst mal über die ganze Sache schlafen. Aber jetzt würde ich lieber einen Blick auf mein O’Keeffe-Bild werfen, als hier rumzusitzen und zu grübeln. Haben Sie immer noch Lust auf einen Spaziergang?«
    Alix war aus ihrem Sessel aufgesprungen, noch bevor die Frage ausgesprochen war. »Und wie!«, sagte sie.

KAPITEL 5
    »Roland de Beauvais, Kunstankauf, Boston«, las Liz laut von der Leinenstruktur-Visitenkarte mit Prägedruck ab, die Michael, einer ihrer beiden Assistenten, ihr auf den Schreibtisch gelegt hatte. Darunter stand eine Telefonnummer. Das war alles. Teurer Leinenkarton, schlichte, schwarze Schrift, kein Logo. Dezent, aber stilvoll. Sie legte die Karte wieder auf den Schreibtisch und konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Der Fisch hatte ziemlich schnell angebissen. Sie hatte angenommen, er würde erst am nächsten Tag vorbeikommen.
    »Ich habe ihm gesagt, dass du in einer knappen Stunde eine Ausstellungseröffnung hast«, berichtete Michael, »und vorher noch eine Verabredung, und er hat gesagt, wenn er ungelegen käme, würde er morgen wiederkommen.«
    »Nein, nein, lass ihn nicht gehen. Hol ihn sofort rein«, sagte Liz und stellte ihr halb leeres Champagnerglas ab. Sie würde ihn nicht entwischen lassen, nur damit jemand anderes sich ihn an Land ziehen konnte. Außerdem war der Zeitpunkt ideal. Gerade erst hatte sie das O’Keeffe-Bild auf einer Staffelei aufgebaut. Das würde ihn sicher schwer beeindrucken. Sie schob die Staffelei aber ein wenig zur Seite, damit es nicht so aussah, als wollte sie ihn beeindrucken,sondern als stände das Bild nur ganz zufällig da. Als wäre so ein Bild in ihrer Galerie nichts Ungewöhnliches. Total normal.
    Sie brachte ihren Schreibtisch in Ordnung, kippte den Rest ihres Champagners hinunter, stellte Glas und Flasche in den Kühlschrank, warf einen kurzen Blick in den Spiegel, bemühte sich vergebens, mit einem angefeuchteten Finger ein paar störrische Haarsträhnen zu ordnen, korrigierte mit demselben Finger die Konturen ihres verschmierten Lippenstifts, und gerade als sie sich wieder hinter den Schreibtisch setzte, ging die Bürotür auf und er kam herein.
    Er trug wieder die Sonnenbrille, hatte sich aber umgezogen. Im Santacafé hatte er ein Kaschmirsakko, ein weißes Hemd und Jeans getragen – sportlich-leger. Jetzt, da es langsam Abend wurde, war er immer noch lässig-elegant, aber einen Hauch förmlicher: blauer Blazer, blasslila Hemd mit offenem Kragen und Umschlagmanschetten – unter den Jackenärmeln lugten goldene Manschettenknöpfe hervor – und graue Hose. Die braunen Gucci-Slipper hatte er gegen schwarze Guccis mit Troddeln ausgetauscht.
Das ist schon ein cooler Typ
, dachte sie, während sie sich quasi die Lippen leckte,
und vor allem ein ganz schön reicher Typ.
    »Ich werde Sie nicht lange aufhalten«, sagte er, allerdings mit dem typischen Akzent der Bostoner Oberschicht: affektiert, etepetete und strotzend von übermäßigem Selbstwertgefühl. Gott, er sprach wie Thurston Howell III, der Millionär aus
Gilligans Insel
. »Ich habe mich heute Nachmittag zufällig mit Ms Goudge unterhalten, die zufällig erwähnte, dass Sie mir eventuell behilflich sein könnten, ein paar Bilder aufzutreiben, an denen meine Kunden interessiert sind.« Dann ließ er kurz ein Lächeln aufblitzen, das alles Mögliche bedeuten konnte.
    Dieser Typ war nicht nur cool und reich, dachte Liz, sondern genauso aalglatt wie er aussah. Wie er in seiner kurzen Rede zweimal das Wort

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