Gefährliches Talent: Kriminalroman
»zufällig« untergebracht hatte – »ich habe mich
zufällig
mit Ms Goudge unterhalten, die
zufällig
erwähnte« – und das Wort beide Male fast unmerklich betont hatte: Das sollte sich einerseits ganz unverfänglich anhören, aber andererseits wollte erdamit signalisieren, dass er von ihrer Vereinbarung mit Doris wusste, ihn in ihre Galerie zu lotsen, und dass es ihm überhaupt nichts ausmachte.
So was brachte nicht jeder fertig, dachte sie bewundernd. Hier stand ein betrügerischer Kunsthändler vor ihr und gab vor, hochanständig zu sein, aber gleichzeitig sendete er Signale aus, dass er genau wusste, was los war, und dass es ganz an ihr lag, wie die Sache lief. Nicht einfach, aber er hatte es gemeistert wie ein Profi, der er offenbar auch war. Sie spürte – und bei so etwas täuschte sie ihr Instinkt selten –, dass sie wunderbar miteinander auskommen würden, trotz seines nervigen Akzents.
»Wie wär’s mit einem Glas Champagner, Mr de Beauvais?«, fragte sie. »Ich wollte gerade eine Flasche aufmachen. Vor einer Ausstellungseröffnung trinke ich gern schon ein Glas. Warum sollen schließlich nur die Gäste Spaß haben?«
»Ja, gern«, sagte Ted. »Aber sicher doch.« Wieder dieser Akzent …
»Hoffentlich mögen Sie Moët et Chandon.«
»Wenn Sie keinen Dom Perignon haben«, sagte er und beide fingen an zu lachen.
Er schätzte, ihr Zustand war irgendwo zwischen angeschwipst und stockbetrunken. Deshalb war er schneller zur Sache gekommen. Sie hatten nur ein paar Minuten gebraucht, um sich gegenseitig einzuschätzen und die Spielregeln festzulegen. Ted hatte erklärt, er vertrete mehrere extrem wohlhabende Kunden aus dem Ausland, die alle ungenannt bleiben wollten. Sie seien an Künstlern der amerikanischen Moderne interessiert, insbesondere Marsden Hartley, Arthur Dove und Georgia O’Keeffe. Liz hatte dann erwähnt, dass sie vielleicht, aber nur vielleicht ein paar Bilder dieser Künstler auftun könnte, und zwar zu attraktiven Preisen. Allerdings könnte es ein paar Probleme – geringfügige, irrelevante Probleme – mitder Provenienz der Bilder geben, also was Unterlagen über ihre Entstehung und vorherige Besitzer anging, und außerdem mit den Echtheitsgarantien. Ob ihm das etwas ausmachen würde.
Aber keinesfalls, hatte Ted gesagt, er habe sowieso nie viel von Provenienz und Echtheitsgarantien gehalten. Die seien zu leicht zu fälschen, und überhaupt bräuchte jemand, der sich auskennt, keinen Papierkram, um zu bestimmen, ob ein Gemälde echt war. Da sollte man sich auf seine Erfahrung und Intuition verlassen können. Ob sie ihm da nicht zustimmen würde. Oh ja, sagte Liz ganz ernst, sie stimme ihm hundertprozentig zu. Sie sei ganz seiner Meinung.
»Also das O’Keeffe-Bild auf der Staffelei da«, sagte Ted. »Es ist wahrscheinlich aussichtslos, aber ist das noch zu haben?«
»O’Keeffe?«, fragte Liz mit hochgezogenen Augenbrauen. Sie drehte sich um. »Ach, das da. Das hatte ich ganz vergessen. Ist es nicht wunderbar, Mr de Beauvais?«
»Rollie.«
»Rollie. Aber das ist leider schon verkauft. Es ist erst vor Kurzem aufgetaucht, wissen Sie, deshalb gibt es, ähm, noch keine Unterlagen für das Bild.«
»Das ist ja interessant.«
»Ja, interessant.« Es entstand ein gar nicht peinliches Schweigen, während das Wort »interessant« mit all seinen Assoziationen im Raum hing. »Es ist eins von mehreren«, fuhr sie fort. »Es gehört zu einer Serie aus der Abiquiu-Periode, aber keins der Bilder wurde damals verkauft. Möglicherweise wurde die ganze Serie zusammen verschenkt. Was für ein Geschenk, was? Vielleicht fand sie sie nicht gut genug. Obwohl man sich das kaum vorstellen kann. Ist es nicht wunderschön?«
»Ja, sehr schön«, stimmte Ted ehrlich zu. »Also … diese anderen Bilder …sind die zufällig auch zu verkaufen?«
»Ja, ich könnte das arrangieren. Natürlich weihe ich nicht jeden in diese Sache ein. Nur meine Freunde …« Sie hob ihr mit Lippenstift verschmiertes Glas und lächelte. »… Und Leute, denen ich bedingungslos vertraue. Diskretion ist ein absolutes Muss. Ichbrauche Ihnen ja nicht zu sagen, was mit den Preisen passiert, falls rauskommt, dass noch ein Dutzend Bilder von Georgia O’Keeffe entdeckt worden sind. Angebot und Nachfrage, Sie verstehen …«
»Natürlich verstehe ich das.« Er stieß mit ihr an. »Ihre Freunde und die Leute, denen Sie bedingungslos vertrauen … Hoffentlich zähle ich wenigstens zu einer dieser Kategorien,
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