Gefährliches Talent: Kriminalroman
Informationen, wofür wir mit Recht bekannt sind, und natürlich überprüfen wir auch das Anrufprotokoll ihres Handys, ein- und ausgehende Verbindungen. Und siehe da, am Donnerstag, dem neunten September, um vierzehn Uhr vierunddreißig hat sie einen einminütigen Anruf getätigt. Und zwar …«
»Zur Hacienda Encantada«, sagte Ted. »Sie Teufelskerl!«
»Ja, Liz steckte dahinter.«
»Aber wie ist sie denn in die Casita gekommen, um an dem Gas herumzumanipulieren? Und wann? Oder hat das jemand für sie besorgt?«
Mendoza zuckte wieder mit den Schultern. »Ach, wahrscheinlich war es gar nicht so schwierig. Die fragliche Casita gibt’s natürlich nicht mehr, aber wir haben einen Gasinstallateur kommen lassen. Der hat sich die Leitungen der Casitas angesehen und gesagt, dass man es einfach von außen hätte manipulieren können. An der Rückseite, wo die Leitung zum Tank führt. Das hätte jeder machen können. Die Casitas haben auf der Rückseite keine Fenster, dadurch war es noch einfacher.«
Ted dachte ernsthaft darüber nach. »Zwei Versuche, Alix London umzubringen, in drei Tagen«, sinnierte er.
»Sieht ganz so aus. Außerdem müssen es zwei verschiedene Leute gewesen sein, denn Liz Coane hatte beim zweiten Mordversuch schon das Zeitliche gesegnet.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich nur wüsste, was hier gespielt wird.«
»Nun, was es auch sein mag, das beweist jedenfalls, dass sie bis über beide Ohren in der Sache drinsteckt. Ich wusste es von Anfang an. Der Apfel fällt nicht weit … Was ist?«, fragte er, denn Mendoza sah ihn fragend an. »Was ist denn?«
»Also, Ted, verstehe ich Sie richtig? Dieses Mädchen – diese Frau – entkommt dank ihres ungeheuren Muts und Geschicks nur mit knapper Not zwei Mordversuchen … und Sie kommen zum dem Schluss, dass
sie
etwas verbrochen hat? Habe ich da irgendetwas übersehen?«
»Eine ganze Menge«, sagte Ted überaus freundlich. »Erstens, wer ihr Vater ist. Zweitens, dass sie es ihm nachgetan hat und im Kunstbetrieb arbeitet. Drittens, dass sie diesen Auftrag nur mit seiner freundlichen Unterstützung bekommen hat. Und außerdem …«
»… dass Sie total von ihr besessen sind.«
»Ich bin was …?« Er wollte eigentlich protestieren, doch dann fing er an zu lachen und wurde plötzlich ganz entspannt. Er erkannte selbst, dass seine Argumentation voller Löcher war. »Ja«, sagte er seufzend, »Sie haben recht, Eduardo. Ich bin nicht gerade objektiv, was? Nun gut, was soll ich sagen? Sie hat einfach etwas an sich, das mir gegen den Strich geht.«
Etwa, dass sie anscheinend so vollkommen immun gegen seinen Charme war?
, spekulierte er. Aber diese Erkenntnis behielt er doch lieber für sich.
»Nun, ich habe mir anfangs auch so meine Gedanken über sie gemacht, aber mittlerweile glaube ich, dass sie ehrlich ist. Seien Sie fair, Ted.«
»Sie haben vollkommen recht«, sagte er aufrichtig, aber eigentlich wollte er das Thema wechseln. »Haben Sie nicht gesagt, die Frauen sind in Española? Ist keine von beiden ernsthaft verletzt?«
»Ja, das war der letzte Stand. Chris LeMay bleibt aber zumindest über Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus. Wo Alix London sich gerade aufhält, weiß ich nicht. Sie haben sie untersucht und entlassen, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie immer noch im Krankenhaus bei der LeMay ist. Es ist ja alles erst ein paar Stunden her.«
»Also, wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern hinfahren und ihr ein paar Fragen stellen.«
»Dagegen habe ich nichts, aber ich weiß eine schnellere Möglichkeit. Der Pilot, der Ex-Freund der LeMay, macht sich ziemlicheSorgen um sie. Er fliegt mit dem Privatjet zum Flughafen von Española. Mit dem Flugzeug dauert’s nur fünfzehn Minuten anstatt anderthalb Stunden. Soll ich den Flughafen von Santa Fe anrufen? Vielleicht ist er noch nicht gestartet.«
»Ja, bitte, das wäre nett. Ich habe nämlich ein paar dringende Fragen.«
Ach ja, welche denn?
, fragte er sich auf der Fahrt zum Flughafen, der ein paar Kilometer südlich der Stadt lag.
Was war denn so dringend, dass er unbedingt sofort losfliegen musste, um mit ihr zu reden? Was waren das für Fragen, die nicht bis zum nächsten Tag warten konnten oder bis sie wieder zurück nach Santa Fe kam?
Hatte Mendoza vielleicht den Nagel auf den Kopf getroffen?
Bei dem Gedanken war ihm gar nicht wohl.
War er wirklich von ihr »besessen«?
KAPITEL 17
Sie saß schon seit zwei Stunden an Chris’ Bett und plauderte mit ihr, wenn
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