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Gefährliches Talent: Kriminalroman

Gefährliches Talent: Kriminalroman

Titel: Gefährliches Talent: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Elkins , Charlotte Elkins
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sagen, was los ist. Am besten fahren wir anschließend direkt los, wenn wir noch heute Nachmittag in Taos ankommen wollen. Ich treffe Sie in zwanzig Minuten an Ihrem Wagen.«
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging quer über den Parkplatz zurück zum Krankenhaus. Aus seinem Gesichtsausdruck wurde sie einfach nicht schlau. Er wirkte sauer und verwirrt, mehr konnte sie in seinem Gesicht nicht lesen. Wahrscheinlich machte sie selbst auch so ein Gesicht. Obwohl beide sichtlich verärgert waren, lag unverkennbar noch eine ganz andere Spannung in der Luft, eine prickelnde Anziehungskraft, die sie schon lange nicht mehrverspürt hatte. Aber gleichzeitig konnte dieser Typ sie total auf die Palme bringen. Und das beruhte offenbar auf Gegenseitigkeit.
    Auf jeden Fall kam da in den nächsten zwei Tagen in Taos sicher noch einiges auf sie zu.

KAPITEL 18
    Sie hatte sich tapfer gehalten, aber sobald sie sich auf den Beifahrersitz des rot-weißen Transporters sinken ließ, forderten die Ereignisse des Tages – und dieser ganzen seltsamen Woche – ihren Tribut.
    »Verzeihen Sie dieses proletarische Gefährt«, sagte er. »Normalerweise, wenn ich als betrügerischer Kunsthändler unterwegs bin, fahre ich eine Edelkarosse. Aber Mercedes und Porsche findet man in Española nicht so leicht und das hier war das Beste – nein, das Einzige –, was ich dort auftreiben konnte.«
    »Ich werd’s überleben«, sagte sie. »Ich döse sicher sowieso weg, sobald wir unterwegs sind.« Und noch bevor er den Schlüssel im Zündschloss umgedreht und sogar noch bevor sie den Gurt angelegt hatte, fielen ihr die Augen zu. Sie war gerade noch in der Lage, sich schläfrig lallend, aber ehrlich dafür zu entschuldigen, dass sie die Fassung verloren hatte. Und auch Ted bat um Verzeihung. Dann traten sie die einstündige Fahrt an, und als er auf den Highway 68 Richtung Norden einbog, schlief sie bereits tief und fest. Auch als sie irgendwann spürte, dass der Wagen angehalten hatte und der Motor aus war, wurde sie nicht wach. Erst als Ted sanft ihre Schulter drückte und leise sagte: »Alix, wir sind da … Alix?«,um sie aus dem unendlich tiefen, schwarzen Loch zurückzuholen, in das sie gefallen war, da wurde sie endlich wach.
    Sie war vollkommen desorientiert und ein paar Sekunden lang glaubte sie, sie wäre wieder ein kleines Mädchen und auf der langen Strecke zwischen ihrer Wohnung in Manhattan und dem Sommerhaus in Watch Hill eingeschlafen, die ihre Familie damals jeden Sommer mehrmals zurückgelegt hatte. Sie hatten sie nie richtig wach bekommen, und zu ihren schönsten Erinnerungen gehörte das Gefühl von Geborgenheit und Wärme, wenn ihr Vater sie in seinen starken Armen – sie den Kopf auf seiner Schulter und die Augen fest geschlossen – nach oben ins Bett getragen und liebevoll zugedeckt hatte. Diese Erinnerung war in ihrem schlaftrunkenen Hirn so lebendig, dass sie beinah Ted gebeten hätte, sie in
seinen
starken Armen nach oben zu tragen und zuzudecken. Und bitte schön liebevoll.
    Wie verrückt! Nur gut, dass sie ganz wach wurde, bevor sie diesem Drang nachgab. Trotzdem wurde sie bei dem Gedanken vor Scham rot. Als er anbot, ihre Tasche zu tragen, lehnte sie barsch ab, worauf er sie verständlicherweise überrascht ansah, während sie rasch in dem Lehmziegelbau verschwand.
    Sie kam in einen großen Raum, in dem die Cocktailstunde im Gange zu sein schien. Etwa ein Dutzend Leute standen oder saßen in Grüppchen herum und plauderten. Ein paar bekannte Gesichter waren auch dabei. Gregor Gorzynski war da. Der mit den Frühstücksflocken, Reisnudeln und M&M’s. Er trug denselben abgewetzten Lederblouson, den er auf der Vernissage angehabt hatte, und anscheinend auch dieselbe enge, zerrissene Jeans. (Ließ er die sich etwa so anfertigen?) Er hielt eine überschwängliche Rede, und eine Blondine in mittleren Jahren mit zu stark getuschten Wimpern beobachtete gebannt jede seiner großen Gesten. Wer hier wen verführte, war nicht zu erkennen und wohl auch unwichtig.
    In einem Sessel ganz in der Nähe saß mit unverhohlen verächtlichem Gesichtsausdruck der Museumsarchivar Clyde Moody, während ein älteres Pärchen ihm die Ohren vollplapperte und über die eigenen Geschichten lachte. Der arme Moody sah aus, als wäreer lieber ganz weit weg und wüsste nicht, wie er sich loseisen sollte. Alix winkte ihm zaghaft zu, aber er ignorierte sie. Vielleicht sah er sie auch nicht: Als sie sich umdrehte und gehen wollte, kam halb

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