Gefährliches Verlangen
ihm ausgelöst hatten und ihn Tag für Tag eine richtige Blutschlacht in seinem Kopf abspielen ließen. Rafael sog die Luft tief ein, atmete dann langsam wieder aus. Jep, nun konnte er mit dieser ausweglosen Situation wieder besser umgehen. Innerhalb eines Wimpernschlags spielte er alle möglichen Antworten durch, die Simon auf gar keinen Fall Verdacht schöpfen ließen. Wenn er es verneinen würde – und bei Gott, er hatte verdammt noch mal keine Lust auf andere Frauen, zumindest nicht in seiner jetzigen Verfassung – dann würde Simon sofort Verdacht schöpfen. Denn das war so gar nicht Rafaels Art. Er liebte Frauen. Vergnügte sich gerne und regelmäßig mit ihnen. War ein richtiger Charmeur. Konnte flirten und sich immer von seiner Schokoladenseite zeigen. Ja, das würde sicherlich auffallen. Also gab es nur eine mögliche Erwiderung auf Simons soeben getätigte Äußerung. „Protest war das keiner. Wüsste nicht, wogegen. Ich wollte einfach mal wieder eine kleine Veränderung. Das ist schon alles. Aber, das mit den Frauen, ja, da könntest du schon recht haben. Ich bräuchte wirklich mal wieder eine. Oder zwei. Besser gleich drei.“ O ja, das war gut. Das hatte er gut gemacht. Das klang nach ihm, nach dem Rafael, den Simon kannte, dachte er bei sich und schickte noch schnell ein Lächeln hinterher, um seine Worte zu bekräftigen.
Dachte ich es mir doch, kam Simon in den Sinn. Rafael wirkte nun auf ihn wieder normal, eigentlich so, wie er ihn kannte. Möglicherweise hatte er das Ganze ja überspitzt gesehen. Aber eine Frau, das ließe sich schon machen. „Heute Abend ist im Club ein Event, bei dem ich anwesend sein muss. Und es sind sehr viele schöne Frauen eingeladen. Ich schätze, da ist sicherlich auch etwas für dich dabei. Trifft deinen Geschmack bestimmt perfekt.“ Simon lächelte verschmitzt und zog dabei seine rechte Augenbraue hoch. Sein blondes, zerzaustes Haar stand in alle Richtungen ab, und an manchen Tagen sah er aus wie ein kleiner Junge. Aber diese fast unordentliche Frisur stand ihm sehr gut. Wirkte im Gegensatz zu seinen sonst so schlichten, edlen Anzügen richtig peppig.
Verflucht, darauf hatte er wirklich keine Lust. Aber er hatte keine andere Wahl. Rafael überlegte blitzschnell. Er musste zustimmen. „Das ist ja prima.“, sagte er trocken, obwohl er nicht beabsichtigt hatte, seine Antwort so lustlos klingen zu lassen. „Hat Jake schon herausgefunden, wo sich Rose aufhält?“, fragte er, um vom Thema abzulenken. Rose hatte Katelyn vor einigen Wochen in eine missliche Lage gebracht, sie verschleppt und dafür gesorgt, dass James Stark sie in seine Gewalt bringen konnte. Rose hatte Rafael diesbezüglich ganz schön übel mitgespielt und die bewusstlose Katelyn in einem Koffer an ihm vorbei geschmuggelt. Das hatte an Rafaels Ego ganz schön gekratzt. Daher hatte er sich vorgenommen, Rose hierfür höchstpersönlich zu bestrafen. Ihm war zwar noch nichts Boshaftes eingefallen – denn Frauen tötete er grundsätzlich nicht – aber Rose war ja derzeit auch nicht auffindbar. Bis dahin würde ihm schon noch etwas einfallen.
„Scheint fast so, als sei sie spurlos verschwunden. Aber ich bin mir sicher, früher oder später finden wir sie.“ Simon war das leidige Thema Rose so satt. Rose war seine Ex-Sub, die Katelyn ziemlich übel mitgespielt hatte. Nachdem sie ihn so schamlos hintergangen hatte, war ihm persönlich sehr viel daran gelegen, Rose für ihre Missetaten gebührend zu bestrafen. Auch er wusste noch nicht, was er mit ihr anstellen könnte, machte sich aber auch nicht ernsthaft Gedanken hierüber. Denn schließlich hatte man sie ja noch nicht gefunden. Obwohl Jake Blood sein bester Mann war, hatte auch dieser so seine Schwierigkeiten, diese miese Verräterin aufzuspüren.
„Stimmt.“, erwiderte Rafael, biss erneut in sein en inzwischen staubtrockenen Toast und spülte den Bissen mit Orangensaft herunter. Der bevorstehende Clubbesuch fiel ihm dabei wieder ein, aber er hatte wohl keine Chance, aus dieser Nummer wieder herauszukommen. Denn so, wie es aussah, würde Simon darauf bestehen, dass er mitginge. Schon allein der Frauen wegen und dem Vergnügen, das ihm laut Simon ja fehlte. O Mann, wäre der Abend doch schon längst vorbei. Dumm war nur, dass die Uhr noch nicht einmal zur Mittagsstunde geschlagen hatte.
***
Der Club N° 34 war ziemlich voll und die Luft stand förmlich bei dieser quälenden Hitze, die die Menschenmasse darin allein durch ihre Körpertemperatur
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