Gefaehrliches Verlangen
nagelneuen Smoking am Rand des Feenkreises auf uns und strahlt übers ganze Gesicht.
»Du siehst bildschön aus, Schatz. Wunderschön.« Er tupft sich die Augen trocken.
Jen schiebt meinen Arm unter seinen, Tanya drückt meine freie Hand und reicht mir den Brautstrauß.
»Bereit?«, frage ich Dad.
»Bereit.«
Jen und Tanya treten hinter mich und heben meine Schleppe.
Dann begeben wir uns auf die Lichtung.
❧ 86
A lles ist perfekt – wir schreiten unter dem dichten Blätterdach hervor in den Sonnenschein.
Ich habe mich gegen Musik während der Trauzeremonie entschieden. Vogelgezwitscher und das leise Rauschen der Bäume sollen die einzige Geräuschkulisse dieses Moments sein.
Am hinteren Ende der Lichtung steht ein hölzerner, mit geschnitzten Efeublättern und Rosen verzierter Altar, den Marcs Freund Peter selbst gezimmert hat. Dahinter sitzt Tom in einem der ausgeflipptesten Anzüge, die ich je an ihm gesehen habe: braun mit grünen Paspeln und Paisleymuster am Revers.
Um ihn herum haben sich die Hochzeitsgäste versammelt, die mich alle lächelnd ansehen.
Am breitesten lächelt Annabel, die neuerdings wie verwandelt zu sein scheint. Sie trägt ein schlichtes hellgrünes Sommerkleid und hat sich Gänseblümchen ins Haar geflochten. Auf dem Arm hat sie einen bildhübschen kleinen Jungen, ihren Sohn Daniel, der den Kopf an ihre Schulter lehnt und sichtlich zufrieden am Daumen lutscht.
Danny Blackwell. Endlich wieder mit seiner Mutter vereint. Es war eine echte Freude, ihn während der vergangenen Wochen kennenzulernen. Er ist schüchtern und wirkt manchmal etwas gedankenverloren, lächelt aber auch gern. Ich habe ihn ein paarmal mit zu Dads Cottage genommen, damit er mit Sammy spielen kann, und die beiden scheinen sich blendend zu verstehen.
Ich bleibe kurz stehen und zerzause ihm das Haar. »Na, gefallen dir all die Bäume, Danny?«
Er nickt verschüchtert und lächelt mich an.
Denise steht mit Sammy an der Hand neben Annabel.
Ich lächle auch ihr zu und beuge mich zu Sammy hinunter.
»Was ist mit dir, kleiner Mann? Magst du die Bäume auch?«
Sammy nickt ebenfalls und presst sich an Denise – er hat sich, ebenso wie Dad, innerhalb kürzester Zeit rettungslos in sie verliebt.
Als Genoveva erfuhr, dass es eine neue Frau in Dads Leben gibt, hat sie ihn mit Anrufen bombardiert. Allem Anschein nach ist ihr Freund, der Arzt, reumütig in den Schoß seiner Familie zurückgekehrt, und sie ist allein.
Dad hat ihr erklärt, dass er nicht länger an einer Ehe mit ihr interessiert sei, aber er erlaubt ihr, Sammy alle zwei Wochen zu besuchen. Manchmal kommt sie vorbei, manchmal vergisst sie die Besuche aber auch.
»Sollen wir später auf einen klettern?«
»Ja!«, ruft er ein wenig zu laut.
Die Gäste lachen.
Alles ist perfekt, doch am perfektesten ist Marc, der neben dem Altar steht.
Er trägt einen schwarzen, schmal geschnittenen Anzug und steht vollkommen reglos da. Obwohl er mir den Rücken zukehrt, kann ich sein Lächeln spüren.
Ich hole tief Luft und hake mich wieder bei Dad unter.
»Bereit?«, flüstert er.
Ich nicke, und Dad führt mich zu meinem zukünftigen Ehemann.
Zweige knacken leise unter unseren Füßen. Marc dreht sich um. Unsere Blicke begegnen sich.
Es ist ein unvergesslicher Moment. Seine Augen sind so leuchtend blau, so intensiv, dass sie bis tief in mein Innerstes vordringen. Seine dunkle Seite – er hat sie nicht verloren, zumindest nicht ganz. Doch ich erkenne auch das Licht in ihm. Viel, viel Licht.
Es fühlt sich immer noch an, als ziehe er mich mit seinen Blicken aus. Ich verliere kurz den Halt, sodass Dad mich festhalten muss.
Marc hebt flüchtig eine Braue und wirft mir ein fragendes Lächeln zu.
Ich nicke und lächle ebenfalls, als ich die letzten Schritte auf ihn zugehe.
Behutsam legt Dad meine Hand in Marcs. Einen Moment lang stehen wir da und sehen einander tief in die Augen.
Noch nie habe ich mich so sehr von einem anderen Menschen geliebt gefühlt – hier mit Marc zu stehen, inmitten all unserer Freunde und Familien, bereit, eine lebenslange Bindung mit ihm einzugehen, ist ein Traum, der nun für mich in Erfüllung geht.
Tom räuspert sich. »Nun gut, ihr beiden. Jeder kann wohl sehen, dass ihr beide diesen Bund der Ehe eingehen möchtet. Seid ihr bereit, es nun zu tun?«
Leises Lachen ertönt im Hintergrund.
Ich nicke. »Ja.«
»Bereit wie nie zuvor«, sagt Marc.
Unser Ehegelübde ist sehr schlicht. Wir versprechen, einander für den Rest
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