Gefährliches Verlangen (German Edition)
hatte kommen können. Noch nie hatte mich meine Menschenkenntnis derart getrogen. Nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass Daniel ein so jähzorniger, gewalttätiger Mensch sein könnte. Was hatte mich nur in seine Arme getrieben? Bevor ich länger meinen Gedanken nachhängen konnte, öffnete sich die Tür und Marcus trat herein, einen Arzt im Schlepptau.
„Guten Morgen Miss Ridgway . Ich bin Doktor Myers, Ihr betreuender Arzt.“
Er stellte sich an das Fußende und sah auf sein Klemmbrett. Er machte auf Anhieb einen sympathischen Eindruck auf mich. Er mochte Mitte vierzig sein, sein Haar war etwas wirr, aber hinter seiner Lesebrille blitzten ein paar lustige Knopfaugen auf.
„Was soll ich sagen, Miss Ridgway . Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos.“
Er lächelte mir freundlich zu während er das sagte.
„Sie haben ein paar Rippenbrüche erlitten, drei, um genau zu sein. Dazu Prellungen an der Hüfte, am Rücken und an der Schulter. Die Hämatome im Gesicht sehen schlimmer aus als sie sind. Wir konnten keinerlei Frakturen feststellen. Dafür haben sie einen Backenzahn eingebüßt, aber so etwas ist ja heutzutage ein Routineeingriff.“
„Wie lang muss ich noch hier bleiben, Doktor Myers?“
„Nun, ich würde Sie gern noch für fünf Tage hier behalten. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Sie in dieser Zeit unbedingt das Bett verlassen wollen würden .“
Ich lächelte schwach. In meinem derzeitigen Zustand konnte ich mir nicht einmal vorstellen, dieses Bett überhaupt jemals zu verlassen.
„Sie können froh sein, Miss Ridgway , dass Ihr Verlobter hier“, dabei blickte er zu Marcus, „Sie so schnell hergebracht hat. So konnten wir einen größeren Blutverlust vermeiden. Mister Sutton , bitte geben Sie in der nächsten Zeit besonde rs viel Acht auf unsere Patienti n. Versprechen Sie mir das.“
Marcus nickte zustimmend .
„Das ist doch selbstverständlich, Doktor Myers.“
„Also gut, ich sehe dann später nach Ihnen, Miss Ridgway . Gute Besserung.“
Mit diesen Worten verabschiedete sich der Doktor und ließ Marcus und mich allein zurück.
„Marcus“, begann ich leise, „es tut mir so leid.“
„Ruhig, was sagst Du denn da? Dir muss nichts leidtun .“
„Wenn ich mich nicht mit Dir getroffen hätte und es Daniel erzählt hätte, dann wäre es nie so weit gekommen.“
„Das ist Unfug, Tess. Wenn nicht gestern, dann hätte sich zu irgendeinem anderen Zeitpunkt seine Wut an Dir entladen.“
„Da hast Du wohl Recht.“
„Wenn es jemandem leid tut, dann mir. Ich erst habe Dich diesem Monster vorgestellt. Ich könnte mich jetzt noch dafür ohrfeigen“, Marcus klang jetzt sehr aufgebracht.
„Lass uns jetzt nicht darüber sprechen“, bat ich.
„Du hast Recht, Tess. Die Hauptsache ist, dass Du wieder auf die Beine kommst.“
Er lächelte mich an, um mir Mut zu machen und merkwürdigerweise schien es zu helfen. Mit Marcus an meiner Seite wusste ich, würde ich es schaffen .
1 8
I ch hatte das Krankenhaus vor zwei Tagen verlassen. Zwar war mein Gesicht noch immer grün und blau und auch die Rippen verursachten mir noch Schmerzen, trotzdem hätte ich es keinen Tag länger in dem Bett ausgehalten. Ich musste raus an die frische Luft. Nur mit Luft und ausreichend Bewegung würde ich alsbald wieder auf den Damm kommen. Doktor Myers hatte mich guten Gewissens entlassen, nicht ohne sich vorher zu versichern, dass „mein Verlobter“ auch gut auf mich aufpassen würde. Das Versprechen hatte er bisher ganz gut eingehalten. Während meines Krankenhausaufenthaltes hatte er fast jede freie Minute an meinem Bett zugebracht. Er hatte mir vorgelesen, mich zum Lachen gebracht, kurz, sich darum bemüht, mir die Zeit so gut es ging zu vertreiben. Außerdem hatte er sich darum gekümmert, meine Wohnung von allem Schaden zu befreien und die notwendigen Reparaturen zu veranlassen.
Als ich aus dem Krankenhaus kam, erwartete mich auf der Bar ein Strauß Rosen sowie eine Grußkarte: Willkommen D aheim, Tess. M.
Gleich am ersten Tag war ich zur Polizei gegangen und hatte Anzeige gegen Daniel wegen schwerer Körperverletzung erstattet . Die Polizei hatte ihn daraufhin festgenommen und in Untersuchungshaft gesteckt. Es würde bald zur Anklage kommen.
Marcus hatte die letzten zwei Nächte bei mir übernachtet. Ich hatte ihn nicht darum gebeten, aber ich war ihm durchaus dankbar dafür. Allein hätte ich wohl nicht viel Schlaf gefunden. Er hatte ganz brav neben mir gelegen und mir die
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