Gefaehrliches Verlangen
wirklich?«, fragte er und seine Worte trieften vor Sarkasmus. » Ich habe dich angelogen?«
Mia schluckte noch einmal. »Du hast mich dahingehend manipuliert, dass ich genau das gemacht habe, was du von mir wolltest«, sagte sie stur. »Ich wollte überhaupt nichts von alledem — ich wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden ...«
Er sah sie immer noch mit einem unleserlichen Gesichtsausdruck an. »Ist das immer noch so?«, fragte er sanft. »Dass du in Ruhe gelassen werden möchtest?«
Mia starrte ihn völlig überrascht an. Ihr Mund öffnete sich, aber es kam nicht ein einziger Laut heraus.
»Und lüge mich jetzt nicht an, Mia«, fügte er ruhig hinzu. »Ich weiß immer, wenn du lügst.«
Mia blinzelte zornig und versuchte einen plötzlichen Tränenausbruch zu unterdrücken. Mit dieser einen simplen Frage hatte er sie völlig bloßgestellt, alle ihre Schwachstellen aufgezeigt, um sie ausnutzen zu können. Sie wollte nicht, dass er wusste, wie tief ihre Gefühle für ihn waren, wollte sie nicht vor ihm ausbreiten, damit er mit ihnen spielen konnte. Was war sie nur für ein Idiot, dass sie mit jemandem wie ihm zusammen sein wollte. Ihn gleichzeitig so sehr hasste und liebte.
Seine Lippen verzogen sich zu einem Halblächeln. »Ich verstehe.« Er lehnte sich zu ihr hinüber und küsste sie mit sanften Lippen zärtlich auf den Mund.
»Ich schau mal, ob ich dir nicht einen Praktikumsplatz besorgen kann«, sagte er, rückte von ihr ab und stand auf. »Und ich werde dich mit einigen anderen menschlichen Mädchen hier in der Siedlung bekannt machen — vielleicht wirst du ja ein paar neue Freunde finden.«
Und als Mia ihn überrascht ansah, lächelte er sie wieder an und ging in sein Büro, was ihr die Gelegenheit gab, in Ruhe das verdauen zu können, was gerade passiert war.
7. Kapitel
Drei Stunden später lag Mia völlig vertieft in die frühe Evolutionsgeschichte der Krinar auf dem Bett, als Korum ins Schlafzimmer kam.
»Wir gehen in zwanzig Minuten Essen«, sagte er ihr, »vielleicht möchtest du dich langsam fertig machen?«
Verblüfft sah Mia ihn an. »Wohin gehen wir essen?«
»Arman ist ein Bekannter von mir«, erklärte ihr Korum, setzte sich neben sie aufs Bett und legte seine Hand auf ihr Bein. »Er hat uns zu sich eingeladen, als ich ihm von dir erzählt habe. Er hat auch einen Charl, ein costa-ricanisches Mädchen, das jetzt schon seit ein paar Jahren mit ihm zusammen ist. Sie freut sich riesig darauf, dich kennen zu lernen.«
Mia grinste und war plötzlich ganz aufgeregt. »Ich würde sie auch wahnsinnig gern kennen lernen!« Sie konnte es kaum noch erwarten mit einem anderen Mädchen in ihrer Situation zu reden und etwas aus der Perspektive eines Menschen über die Krinar zu erfahren, der sie auch ganz genau kannte — und sogar schon viel länger.
Korum lächelte zurück. »Ich dachte mir, dass du das würdest. Wie gefällt dir das Buch bis jetzt?«
»Es ist faszinierend«, antwortete sie ihm aufrichtig. »Ich hatte keine Ahnung, dass ihr auch von einer affenähnlichen Spezies abstammt.«
Er nickte. »Das tun wir. Es gab viele Parallelen in unserer Evolution und eurer, bis auf die Tatsache, dass es auf Krina letztendlich zwei verschiedene Rassen gab: uns und die Lonar — das sind die Primaten, von denen ich dir schon einmal erzählt habe. Wir waren größer, stärker, schneller, langlebiger und sehr viel intelligenter als die Lonar, aber wir waren an sie gebunden, weil wir ihr Blut brauchten, um überleben zu können.«
Mia starrte ihn an. Das hatte sie auch gerade alles erfahren und sie konnte die Bilder der frühen Krinar nicht aus ihrem Kopf bekommen. Das Buch hatte einige sehr lebhafte Beschreibungen geliefert, wie die Urkrinarer ihre Beute gejagt hatten: jeder männliche Krinar markierte sein Territorium rund um eine kleine Gruppe Lonar und verjagte die anderen Krinar, um die Blutversorgung für sich und seine Partnerin sicherzustellen. Wenn sich die Lonar erst einmal innerhalb eines krinarischen Territoriums befanden, hatten sie kaum Chancen zu überleben, da sie durch den ständigen Blutverlust geschwächt, und durch das Erlebnis gejagt zu werden traumatisiert wurden. Letztendlich war ihre Anzahl extrem gesunken und die Krinar sahen sich gezwungen, ihre Ernährungsplanung umzustellen.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Krinar immer noch eine primitive Rasse, kaum mehr als Jäger und Sammler. Durch den raschen Schwund der Lonar mussten sie sich weiterentwickeln, weg von den
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