Gefährte des Wolfes: William
du sicher, dass du nicht mit uns zum Essen kommen willst? Du weißt, dass du immer willkommen bist.«
»Ja, aber ihr seid mir einfach zu gefühlsduselig und Alex und Raul sind nicht besser. Ich schwöre dir… eigentlich hatte ich gedacht, Werwölfe wären irgendwie… ich weiß nicht… wilder.«
Tristans Augen begannen zu glänzen. »Oh, sie sind sogar ziemlich wild …« Er ließ das letzte Wort unkommentiert, ließ aber keinen Zweifel daran, worauf es sich bezog.
»Arschloch«, schnaubte Will und schlug Tristan leicht gegen die Schulter. »Es ist nicht fair, schadenfroh zu sein und über dein Sexleben zu reden, wenn ich keins habe und du auch nicht bereit bist, deins mit mir zu teilen.«
***
Der Geruch von gegrilltem Fleisch zog durch das offene Fenster des Farmhauses und vermischte sich mit dem frischen, süßen Duft von Flieder. Tristan konnte das leise Grollen von Benjamins Lachen hören, der mit Alex und Raul auf der Veranda scherzte. Die kleinen Härchen in seinem Nacken stellten sich auf und ein Schauder durchlief seinen Körper.
Er nahm die halbleere Flasche Wein von der Arbeitsplatte, gab ein wenig davon in das Dressing, das er gerade mixte, und den Rest in sein Glas. Irgendetwas stimmte nicht. Tristan hatte sich den ganzen Tag über unwohl gefühlt und seit sie das Land des Rudels betreten hatten, hatte ihn immer wieder ein unerwartetes Frösteln erfasst.
Es gab keinen sichereren Platz als das Zuhause des Rajans – oder Königs – des ansässigen Rudels, doch das bewahrte Tristan nicht vor der Furcht, die ihn immer wieder durchlief wie eine Welle.
Eine neue Stimme mischte sich unter das Gespräch und Tristan ging auf die offene Glastür zu, sicher, dass sich der Grund für sein Unwohlsein bald aufklären würde. Eric, der Anführer der Wächter – die Werwölfe, die an den Grenzen des Gebietes patroullierten und sie beschützten –, stand vor Alex und erklärte ihm etwas. Raul, Alex' Gefährte, stand neben ihm und runzelte die Stirn.
»Willst du, dass ich ihn wegschicke?«, fragte Alex seinen Gefährten und strich mit seinen kräftigen Fingern durch Rauls dichtes, blondes Haar.
Raul schüttelte den Kopf und lehnte sich in der Hoffnung auf Trost und Bestätigung in die Berührung. »Nein, es war unvermeidlich, dass ich meiner Familie irgendwann gegenübertreten muss. Garantier ihm sicheres Geleit und wir werden uns anhören, was er zu sagen hat. Mein Vater würde Nicolai nicht schicken, wenn es nicht um etwas wirklich Wichtiges ginge.«
Alex wandte sich wieder an den großen, dunklen Krieger, der als Zeichen seines Standes einen silbernen Reif auf dem Kopf trug. »Er darf unser Gebiet betreten, aber eskortier ihn direkt hierher. Verdoppelt die Wachen an den Grenzen und am Haus.«
»Sofort«, antwortete der Wächter und verbeugte sich formell vor Alex, ehe er sich zum Gehen wandte.
»Vielleicht sollten wir besser gehen«, schlug Benjamin vor und erhob sich aus dem Liegestuhl.
Raul legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht, als er ihn zurück auf den Stuhl schob. »Nein. Du kennst meine Vergangenheit. Es gibt keinen Grund, weshalb du und Tristan während dieser Diskussion nicht anwesend sein könnt. Um ehrlich zu sein, möchte ich, dass ihr hier bleibt. Ich würde gern Tristans Meinung hören.«
Tristan gesellte sich zu der kleinen Gruppe und ließ sich auf der Armlehne von Benjamins Stuhl nieder. »Meine Meinung wozu?«
»Der Mann, der gleich ankommt, ist einer der vertrauenswürdigsten Berater meines Vaters und ziemlich alt. Reisen ist für ihn nicht einfach. Dass er hierher kommt, heißt nichts Gutes. Ich habe keine Ahnung, was während meiner Abwesenheit passiert ist, aber bedenkt man die Umstände meiner Ankunft hier…«
»Meinst du den Versuch, dich zu töten?«, warf Benjamin im sarkastischen Tonfall ein. »Oder eher Alex auszutricksen und dich damit legitim umzubringen?«
Raul nickte und die Andeutung eines Lächelns hob seine Mundwinkel. »Ja, genau das…«
»Wisst ihr, ich habe noch nie die vollständige Version dieser Geschichte gehört – nur Auszüge aus Gesprächen, so wie gerade«, erinnerte Tristan die Gruppe.
»Später, versprochen.« Raul zog fest an einer von Tristans langen, dunklen Locken.
Tristan wischte Rauls Hand beiseite, als würde er eine lästige Fliege verscheuchen. »Ja ja, schon gut. Wozu willst du meine Meinung hören?«
»Wahrscheinlich um zu beurteilen, wie glaubhaft das ist, was Nicolai zu sagen hat. Ich
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