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Gefährte des Wolfes: William

Gefährte des Wolfes: William

Titel: Gefährte des Wolfes: William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhianne Aile , Anne Sommerfeld
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gewesen war, doch die Sonne würde bald untergehen und er war am Verhungern. Die Lichtung, auf der er sich befand, war klein und an allen Seiten von Laubbäumen begrenzt. Sie war gut für die Jagd geeignet, doch es war nicht sein Revier.
    Raul Carlisle war der Beta des Cayuga-Rudels, eines der ältesten Werfwolfrudel im Nordosten der Vereinigten Staaten – über ihm stand nur sein Vater, der Alpha und König ihres Rudels. Sein Zwillingsbruder Richard war der Gamma, oder Dritte, und Anführer der Wächter.
    Dem Schicksal war es zu verdanken, dass er nur wenige Sekunden vor seinem Zwilling geboren worden war; allerding war er auch Fridolf , der Friedensstifter. In jeder Generation der königlichen Familie gab es nur ein Kind, das ohne die Neigung, um das Recht der Führung zu kämpfen, geboren wurde. Sie waren Vermittler zwischen dem Rudel, anderen Lykanern und Menschen.
    Richard hatte nie verstanden, warum Raul den Thron nicht wollte. Raul wollte sein Rudel mit der gleichen Intensität führen und verteidigen wie sein Vater und Bruder. Allerdings fehlte ihm der Kampfeswille, die Rolle des Alpha einzunehmen und zu halten.
    Am Rand des Waldes ließ sich Raul auf einem umgestürzten Baumstamm nieder und betrachtete die Sonne, die hinter den Baumwipfeln verschwand und den Himmel in Pink- und Orangetönen erstrahlen ließ. Das Verlangen, nach seinem Rudel zu heulen, war fast überwältigend.
    Den Gerüchen nach zu urteilen, hatten Richard und seine Hexe Sienna jedoch etwas mit seinem Dilemma zu tun. Darauf würde er sein Leben verwetten. Je nach dem, was sie ihm angetan und wo sie ihn hingebracht hatten, ohne dabei seine Anwesenheit zu verschleiern, würde es wahrscheinlich tatsächlich darauf hinauslaufen, sein Leben zu verwetten . Der Wald um ihn herum sah nicht nur anders aus als der, aus dem er kam, er roch auch anders – intensiver, mit einer harten Note und mehr Nadelbäumen.
    Er wandte den Blick nach Osten. Der blasse Schein des zunehmenden Mondes ging ihm durch Mark und Bein. In zwei Tagen war Vollmond. Wenn er sich nicht vollkommen irrte, müsste heute dann Freitag sein. Er musste herausfinden, wo er war und was sein Zwillingsbruder mit ihm angestellt hatte.
    Jede von Rauls Formen hatte ihre Vorzüge, doch allein und orientierungslos in einem fremden Wald war sein Wolf definitiv geschickter darin, Nahrung zu finden. Er war sich nicht sicher, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte, doch sein grummelnder Magen setzte die Nahrungssuche an die erste Stelle seiner To-Do-Liste.
    Raul wartete auf die Dämmerung, ehe er vorsichtig seine Kleidung auszog und sie über einen tiefhängenden Ast legte. Lykaner hatten selbst in Gesellschaft anderer kein Problem damit, nackt zu sein, doch ein Großteil der menschlichen Bevölkerung schon. Es wäre also besser, die einzigen Kleider, die er besaß, auch zu behalten.
    Rauls Körper schimmerte leicht und verwandelte sich, als er hinter sich einen Busch rascheln hörte. Wo eben noch ein großer, blonder Mann gestanden hatte, sprang nun ein rostfarbener Wolf zwischen die Bäume, die Ohren aufgestellt.
    Sein Abendessen bestand aus ein paar Kaninchen, was dem vertriebenen Wolf jedoch genügte. Hätte er Wild geschlagen, hätte das hier ansässige Rudel den Kadaver gewittert und gewusst, dass sich ein einzelner Wolf auf ihrem Territorium herumtrieb.
    Solange dem Protokoll ordnungsgemäß gefolgt wurde, fürchtete er die Begegnung mit einem fremden Rudel nicht; immerhin war er darauf seit seiner Geburt trainiert worden. Aber das Territorium eines anderen Rudels zu betreten, ohne vorher um Erlaubnis gefragt zu haben, bedeutete ausnahmslos den Tod. Vorausgesetzt, dass er ein Opfer von Verrat geworden war, war sich Raul sicher, dass sein Tod das Ziel dieses Plans war und dass die Schuld auf das ansässige Rudel geschoben werden sollte.
    Raul trank klares, kaltes Wasser aus dem Fluss, den er während seiner Jagd überquert hatte, ehe er hineinstieg, um sein Fell zu waschen. Als er zurück ans Ufer kletterte, schüttelte er sich auf dem Weg zurück zur Lichtung, um sich zu trocknen.
    Satt, sauber und angezogen wägte er ab, was er nun am besten tun sollte. Zuerst musste er herausfinden, wo er war, und dann die Grenzen dieses Territoriums erreichen, um um Erlaubnis zu bitten, sich hier aufhalten zu dürfen. Jedes Rudel hatte Wächter, die an den Grenzen patroullierten und sie vor Eindringlingen schützten. Wenn er auf dem Territorium erwischt wurde, würden sie ihn töten. Schaffte er es

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