Gefährte des Wolfes: William
Richard ist noch immer unter Siennas Bann gefangen. Sie teilen sich einen Körper, der Wolf kann also eine Verwandlung erzwingen, aber ich bezweifle, dass er je daran gedacht hat, zu sprechen.«
Will starrte den langsamen Wasserkocher an und verkroch sich dann in einer Ecke der Couch, zog die Beine an den Körper und schlang die Arme um seine Knie.
»Immerhin ist er nicht verschwunden, als ich geschlafen habe. Fühlt sich an, als würden wir Fortschritte machen.« Will lachte. »Es ist einfacher, zu sehen, wie er geht, anstatt aufzuwachen und zu merken, dass er weg ist. Ich habe ihn gebeten, heute Nacht wiederzukommen.«
»Das ist fantastisch. Irgendetwas davon muss bis zu Richard durchdringen. Je mehr wir seinen Wolf umwerben, umso mehr Fortschritte machen wir.« Raul goss das heiße Wasser in Wills vorbereitete Teetasse und reichte sie ihm. »Du solltest versuchen, ein bisschen zu schlafen.«
Will zuckte die Schultern und pustete in den Dampf, der von der heißen Flüssigkeit aufstieg, ehe er vorsichtig an der Tasse nippte. Dann stellte er sie auf den Tisch und schnappte sich den Stapel Blätter von Tristan. »Nachher vielleicht.«
»Okay«, stimmte Raul widerwillig zu. »Erschöpft hilfst du niemandem.«
Will sah zu Raul auf und lächelte. »Du auch nicht.«
Raul lachte. »Du musst mich nicht überzeugen. Ich gehe gleich wieder ins Bett. Wir sehen uns dann zu einer anständigen Uhrzeit.«
Will durchwühlte die Zettel nach einem bestimmten Artikel, lehnte sich zurück und breitete die Blätter auf seinen Beinen aus. Während Will las, wurde der Himmel erst grau, dann pink und dann blau. Irgendwann nach acht hörte er Raul in seinem Schlafzimmer hantieren, dann wurde die Dusche angestellt.
Endlich fand er den Absatz, den er gesucht hatte. Er schwang die Füße auf den Boden und setzte sich aufrecht hin. Den Artikel musste er bestimmt schon sechsmal gelesen haben, aber dieses Mal kam ihm eine Idee, die so einfach war, dass er sich selbst verfluchte, nicht früher darauf gekommen zu sein.
Abrupt stand er auf, sodass die Zettel von seinen Beinen rutschten und in einem unordentlichen Haufen auf dem Boden landeten. Er rannte zum Badezimmer und stürmte durch die nicht abgeschlossene Tür, ohne zu klopfen.
»Ich hab's, Raul!«, schrie er, um das rauschende Wasser zu übertönen.
»Du hast was?« Raul spähte hinter dem Duschvorhang hervor.
»Ich hab eine Idee, wie wir Richard befreien können!« Will war so aufgeregt, dass er auf den Fußballen wippte.
»Das ist großartig«, antwortete Raul aufrichtig erfreut, fühlte sich dank des durchsichtigen Vorhangs zwischen ihnen jedoch etwas unwohl. Es ging ihm nicht um seine Nacktheit. Will hatte Raul während zahlreicher Zeremonien unbekleidet gesehen, aber Will war Richards Gefährte und der Gedanke, was Alex tun würde, wenn er sie so sehen könnte… Raul erschauderte. »Darf ich trotzdem fertig duschen?«
»Oh... Oh, na klar«, stammelte Will und verließ das Badezimmer. Irgendwann würde er lernen, erst zu denken und dann zu handeln.
Einige Minuten lang stand er vor der Badezimmertür und vibrierte vor Aufregung. Als das Wasser nicht sofort abgestellt wurde, zwang er sich dazu, sich zu beruhigen. Zehn oder zwanzig weitere Minuten würden jetzt auch keinen Unterschied mehr machen. Aber er musste seinen Durchbruch mit irgendjemandem teilen, sonst würde er platzen.
Will ging auf den Balkon hinaus und trat ins warme Sonnenlicht, wo er mit seinen morgendlichen Yogaübungen begann. Als er den ruhigen Punkt in der Mitte der Übungen erreicht hatte, verschränkte er die Beine und schickte seinen Geist nach Tristan aus.
Sein Zwilling schlief und steckte mitten in einem erotischen Traum mit Benjamin in der Hauptrolle. Will rüttelte ihn an der Schulter. »Wach auf, bevor es für uns beide richtig peinlich wird«, befahl er grob.
Tristan wandte sich von seinem Zwillig ab, zog sich die Decke über den Kopf und murmelte etwas Unverständliches.
»Komm schon, Tris«, bettelte Will. »Es ist wichtig.«
Nachdem er die Decke entnervt zurückgeworfen hatte, setzte Tristan sich auf und lehnte sich ans Kopfteil des Bettes. »Du hast hoffentlich einen guten Grund«, warnte er.
»Einen sehr guten sogar! Ich hab die Sachen durchgelesen, die du mir geschickt hast, und dabei ist mir eine Idee gekommen: Der Autor hat es zwar zu einem vollkommen anderen Zweck verwendet, aber ich glaube, dass es trotzdem funktioniert... Basierend auf seinem Verhalten, wenn Sienna nicht dabei
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