Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
Vom Netzwerk:
haben soeben Platz genommen. Mein Vater ist auch dort, und ebenso dein Vater mit deinem Bruder Hilsir, Lyannen. Hey, der neue Umhang von Hilsir ist echt nicht schlecht, damit sieht er fast wie ein Held aus. Das kannst du ihm bei Gelegenheit sagen.«
    Als Lyannen empört schnaufte, lachte Validen der Goldene, der neben ihm im Gras lag, auf. Er hatte gerade mit seinem Taschenmesser die Rinde von einem kleinen Ast entfernt, und wenn ihn jetzt einer seiner Lehrer dabei beobachtet hätte, hätte der gesagt, dass sich dieses Verhalten für den Neffen des Königs absolut nicht ziemte.
    Lyannen wendete ihm seinen Ellenbogen so heftig in die Seite, dass Validen der Zweig aus der Hand flog. »Ist Eileen auch da?« fragte er, wieder zu Drymn gewandt.
    Drymn musste grinsen. »Nein, leider nicht.«
    »Dann ist das also wirklich was Ernstes mit meiner Cousine?«, sagte Validen.
    Lyannen wendete sich demonstrativ ab und gab ihm keine Antwort. Drymn auf Elfhalls Schultern unterdrückte hinter vorgehaltener Hand ein Lachen, wodurch er gefährlich ins Wanken kam und sein Untermann zum Ausgleich zwei Schritte zurückweichen musste.
    »Noch so eine Aktion und ich lasse dich fallen, Drymn«, knurrte Elfhall. »Darf ich wenigstens erfahren, was es da zu lachen gibt?«
    »Ach nichts. Ich habe nur daran gedacht, dass unser schüchterner, kleiner Lyannen hier wohl der einzige Junge auf der Welt ist, dem es peinlich ist, dass sich ein hübsches Mädchen in ihn verliebt
hat. Ich an seiner Stelle würde es auf alle Mauern der Stadt schreiben!« Er lachte wieder. »Nichts für ungut, Lyannen.«
    »Jetzt halt endlich die Klappe und erzähl lieber, was drinnen passiert«, rief Lyannen aufgebracht. »Das zwischen mir und Eileen geht nur uns beide was an. Außerdem ist das hier gar nicht das Thema. Vielleicht ist es dir ja schon mal in den Sinn gekommen, dass wir nur deswegen gerade Kopf und Kragen riskieren, weil wir wissen wollen, was bei den Ratssitzungen gesagt wird.«
    »Schließlich ist alles so schrecklich geheim, dass nicht einmal ich es erfahre, obwohl ich der Neffe des Königs bin.« Validen hatte sichtlich Freude daran, das noch einmal klarzustellen. »Also, Drymn?«
    Drymn gähnte betont laut. »Nichts Besonderes. Oder genauer gesagt, ich kann kein Wort von dem verstehen, was man sich da drinnen so erzählt.«
    »Wenn das alles ist, was du zu bieten hast, kannst du auch gleich von meinen Schultern steigen«, schimpfte Elfhall. »Ich erinnere dich daran, dass ich an der linken Schulter eine Kriegsverletzung habe, die inzwischen zwar wieder verheilt ist, aber trotzdem eine Schwachstelle bleibt. Sollte ich sie später deinetwegen wieder spüren, dann glaube mir, kein Busch im Reich kann so dicht sein, dass du dich dahinter verstecken könntest! Ich krieg dich doch und mach dich fertig.«
    »Sei still!«, ermahnte ihn Drymn. »Wenn ich nichts verstehe, dann liegt das auch an euch und eurem ständigen Gequatsche. Ich glaube, sie reden über die Goblins.«
    »Was du nicht sagst.« Validen hatte einen anderen Zweig aufgehoben und versuchte jetzt, mit seinem Messerchen kleine Holzkügelchen herauszuschnitzen. Das Gras vor ihm war mit Spänen übersät. »Drymn, ich will dir jetzt ja keinen Schock fürs Leben verpassen, aber ich muss dir leider mitteilen, dass wir uns im Krieg mit den Goblins befinden. Und das seit nunmehr, lass
mich nachdenken, ach ja fünfzehn Jahren, und das ist nun wirklich nichts, was ich als großes Geheimnis bezeichnen würde. Ich bezweifle, dass mein Onkel mich nicht an den Ratssitzungen teilnehmen lässt, weil ich nicht erfahren soll, dass dort über Goblins gesprochen wird. Jeder dahergelaufene Bauer aus dem Norden könnte dir sagen, dass sie über Goblins sprechen, ohne überhaupt eine genaue Vorstellung davon zu haben, was eine Geheime Ratssitzung ist. Und allmählich habe ich meine Zweifel, ob bei unserem tollen Vorhaben hier irgendetwas herauskommt. Kommt, wir nehmen unsere Sachen und gehen nach Hause.« Er stand auf und fegte sich die Holzspäne von der Hose.
    Lyannen tat es ihm etwas unwillig gleich. Er drehte sich um und wollte Elfhall und Drymn rufen, doch Drymn stand jetzt wie erstarrt auf Elfhalls Schultern und schaute auf einmal höchst interessiert durch das Fenster. »Hey, Validen, warte noch einen Moment«, rief er ihn zurück.
    Validen blieb verärgert stehen. »Was gibt’s denn noch?« Dann sah er Drymns angespanntes Gesicht. »Drymn?«
    Drymn antwortete nicht.
    Elfhall stieß einen lauten Seufzer aus.

Weitere Kostenlose Bücher