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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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doch dann konnte man sehen, dass er schmunzeln musste, und der Stein auf Lyannens Seele zerbröckelte vollends. »Aber euer Bemühen, euch gegenseitig zu decken, ist so bewundernswert, dass ich euch gerne vergebe, umso mehr, weil ihr, wenn ich recht verstanden habe, sowieso kein Wort mitbekommen habt. Sagen wir, dass ich dieses Mal so tun werde, als ob ich nichts gehört oder gesehen hätte. Und damit rate ich euch, euch schleunigst zu verziehen und diesen schönen sonnigen Nachmittag zu genießen. Aber stellt möglichst nichts mehr an.«
    Lyannen wäre dieser Aufforderung liebend gerne nachgekommen und war schon aufgestanden, um so schnell wie möglich durch die Tür zu verschwinden, als Validens Stimme ihn zurückhielt.
    »Nur eins noch«, hörte er ihn sagen. »Ich glaube, dass bei der Ratssitzung heute etwas sehr Bedeutsames oder Schlimmes vorgefallen ist. Nun wissen anscheinend alle außer uns, worum es geht. Wäre es da zu unverschämt, euch zu bitten, dass ihr uns erzählt, was passiert ist?«
    Lyannen drehte sich interessiert um und bekam gerade noch Alvidrins betroffene Miene mit. Schweigend erteilte Vandriyan ihm mit einem Kopfnicken seine Zustimmung und nach einem tiefen Seufzer erklärte Alvidrin mit seiner tiefen Stimme: »Diese Frage hattest du dir bereits zurechtgelegt, oder?« Er musterte Validen aufmerksam. Man sah ihm deutlich an, dass er überlegte, wie man gegen diese Burschen ankommen sollte. »Das habe ich mir schon gedacht. Ich bin mir keineswegs sicher, ob es eine kluge Entscheidung ist, euch bereits jetzt alles zu erzählen, doch ich vermute, dass ihr es sowieso bald erfahren würdet, und das wäre
noch schlimmer. Nun denn,Validen, deine Cousine Eileen, also die Tochter des Sire und damit die einzige Thronfolgerin, ist … nun ja... entführt worden.«
    »Eileen?«, schrie Lyannen fassungslos auf. »Das kann doch nicht wahr sein! Ich meine...«, verbesserte er sich, als ihm klar wurde, dass er gerade einen Hohen Ratgeber - und damit eine der ranghöchsten Persönlichkeiten des Reiches - angebrüllt hatte. »Das meint Ihr doch nicht ernst, ehrenwerter Alvidrin, nicht wahr?« Noch während er das sagte, wurde ihm klar, dass Alvidrin mit einer solchen Sache niemals Scherze treiben würde. Und in der Tat antwortete Alvidrin nicht, sondern seufzte nur laut.
    »Nein, Lyannen, das ist kein Scherz«, antwortete Vandriyan an seiner Stelle. »Eileen ist wirklich entführt worden, und es nicht nur die Dreistigkeit dieser Tat, die mich beunruhigt. Wer auch immer es war, ist nach Dardamen hereingekommen, hat unbemerkt die ganze Stadt durchquert und ebenso unbemerkt die Residenz betreten. Danach ist er durch die Flure hier geschlichen, ohne dass ihn die Wachen aufgehalten oder überhaupt bemerkt hätten, ist in Eileens Privatgemächer eingedrungen und hat sie schließlich aus ihrem Zimmer, der Residenz und der Stadt fortbringen können. Prinzessin Eileens Zofe hat vorhin nach ihr gesucht und dabei im leeren Zimmer ein Schreiben auf dem Bett gefunden. Ist dir klar, was das bedeutet? Wer auch immer das war, er hat uns nicht einfach nur hinters Licht geführt. Er hat bewiesen, dass er uns jederzeit in größte Bedrängnis bringen könnte, ohne dass wir in der Lage wären, ihn daran zu hindern. Das ist nicht nur schlimm, das ist sehr schlimm, das ist mehr als schlimm.« Er zog aus seinem Gewand ein dunkles, zweimal gefaltetes Pergament und reichte es Lyannen. »Schau dir das einmal an. Das ist die Botschaft, die wir in Eileens Kammer gefunden haben. Und ich glaube, es ist nicht nur eine Drohung.«
    Besorgt riss ihm Lyannen den Brief aus der Hand. Drymn und Validen blickten ihm über die Schulter, um mitzulesen. Lyannen
faltete das Pergament auf; es war mit einer glänzenden dunkelroten Tinte beschrieben worden und mit einer sehr spitzen Feder, die den Brief an mehreren Stellen durchbohrt hatte. Die Schrift war klein, wirkte sauber und elegant. Die Botschaft war in der Sprache des Königreiches verfasst. Doch Lyannen war zu aufgeregt, um länger darüber nachzudenken.
    An meine werten und vielgehassten Feinde im Ewigen Königreich, ganz besonders an Sire Myrachon, wie er sich jetzt zu nennen pflegt.
    So lautete die Anrede. Lyannen blickte kurz auf. Ihm fiel im Moment niemand aus den gesamten Benachbarten Reichen ein, der es wagen würde, sich in so herablassender Weise an die Ewigen und den Sire zu wenden. Auch ihre alten Feinde wie die Goblins oder die Kobolde legten einer Autorität wie ihm gegenüber eine

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