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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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»Drymn, bist du tot?«
    »Gerade ist ein Bote hereingekommen«, antwortete Drymn. »Mit einem Schreiben für den König. Ihr könnt ihn ja nicht sehen, aber er ist bleich wie der Tod. Und ich verwette das Schwert meines Vaters, dass es keine guten Nachrichten sind, die er bringt.«
    Lyannen setzte sich zunächst kommentarlos wieder hin. »Ein Bote mit schlechten Neuigkeiten, Validen«, meinte er. »Und sie müssen wirklich schlimm sein, denn Drymn hat das Schwert seines Vaters verwettet. Du weißt ja, was das bedeutet.«
    »Verflucht.« Validen warf sich neben Lyannen ins Gras und suchte nach einer Holzkugel, die dort noch am Boden lag. »Ausgerechnet jetzt muss der eintreffen, wo ich gerade runter zum Fluss zum Schwimmen wollte. Gut, wollen wir die schlechten
Nachrichten noch abwarten, Hauptsache, sie beeilen sich. Los, Drymn, jetzt rede schon.«
    Drymn drehte sich auf Elfhalls Schultern um. Er wirkte überhaupt nicht glücklich. »Die Situation da scheint sehr ernst zu sein«, meinte er düster. »Der Bote hat dem Sire das Schreiben überreicht, und als der Sire es gelesen hat, Himmel, ist der kreidebleich geworden! Was auch immer in diesem Schreiben steht, ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das wirklich wissen will. Jetzt brüllt er den Boten an. Der Ärmste, er weiß wahrscheinlich nicht, was er ihm antworten soll. Und mein Vater und der Hauptmann lesen es jetzt auch.« Er warf Lyannen und Validen einen raschen Blick zu. »Nein, eigentlich ist es besser, dass ihr sie nicht seht. Also, mein Vater gibt irgendwelche Anweisungen, jemand soll geholt werden, der Bote nutzt die Gelegenheit, sich davonzumachen, das kann ich ihm nicht verdenken, ich hätte genauso gehandelt. Es sieht fast so aus, als wäre der Sire in Ohnmacht gefallen. Also, er bewegt sich nicht. Nein, Moment, jetzt spricht er mit dem Hauptmann. Na also.« Plötzlich erstarrte er und riss die Augen weit auf. »Himmel! Elfhall, hol mich runter! Sofort!«
    Elfhall blieb überrumpelt stehen. »Warum?«
    Drymn antwortete nicht sogleich. Er war blass geworden. »Weil mein Vater mich gesehen hat«, hauchte er schließlich.
    »Oh verflucht«, riefen Lyannen und Validen gleichzeitig.
    »Guten Morgen, Drymn«, ertönte über ihren Köpfen ironisch, aber nicht ohne Schärfe die Stimme des Hohen Ratgebers Alvidrin. »Glaub mir, das ist eine wirkliche Überraschung.«
    Drymn versuchte ziemlich erfolglos ein klägliches Lächeln. »Ich kann alles erklären«, stammelte er. Dann drehte er sich um und sah in die Gesichter von Lyannen und Validen. »Vielleicht.«
     
    So leer wirkte der Saal des Hohen Rates noch viel größer. Die Läden vor den Fenstern waren allesamt geschlossen, nur vom Oberlicht in der Decke drang ein heller Lichtstrahl herein, in
dem der Staub tanzte, doch der reichte nicht aus, um den ganzen Saal zu erhellen. Lyannen hatte sich immer heimlich gewünscht, einmal auf den hohen, mit violettem Samt bezogenen Stühlen zu sitzen, auf denen sich die Feldherren bei ihren geheimen Versammlungen berieten, doch als er nun tatsächlich auf einem saß, wäre er liebend gerne irgendwo anders gewesen. Drymn, Elfhall und Validen neben ihm schienen das genauso zu sehen. Drymn blickte nach hinten,Validen starrte zur Decke und Elfhalls Blick verlor sich ins Leere. Lyannen, der die ganze Zeit seine Gefährten aus dem Augenwinkel beobachtet hatte, wurde von der laut dröhnenden Stimme Alvidrins des Großen jäh in die Wirklichkeit zurückgerufen.
    »Ich verlange eine Erklärung. Und zwar von euch allen vieren.«
    Alvidrin schritt ein paar Mal vor den jungen Männern auf und ab, die in verschiedene Richtungen schauten und versuchten, eine Gelassenheit vorzutäuschen, die sie keineswegs empfanden. Von dem Ehrenplatz am Ende des Saales aus, auf dem in der gerade unterbrochenen Sitzung eben noch der Sire gesessen hatte, nickte Vandriyan zustimmend. Er thronte dort wie ein Richter, der alles andere als gnädig gestimmt wirkte. Lyannen, der wusste, dass er sich in der Rolle des Angeklagten befand, wollte nicht auf einen Freispruch wetten. Allerdings meinte er, dass sie sich nicht allzu viel hatten zuschulden kommen lassen. Ganz offensichtlich war während der Ratssitzung eine schlechte Nachricht eingetroffen, und so, wie der Sire und die Feldherren darauf reagiert hatten, musste es sich um etwas sehr Schlimmes handeln. Doch obwohl sie versucht hatten zu lauschen und man sie dabei erwischt hatte, waren sie wohl die Einzigen hier im Saal, die noch nicht wussten, was

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