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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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ehe er die Schlange aus blauem Stein erkannte, die ihm Theresian geschenkt hatte. Das lag allerdings auch daran, dass sie nun ganz anders aussah als damals, als Theresian sie ihm gegeben hatte. Die rätselhaften Runen zeichneten sich deutlicher ab und der Stein leuchtete in einem bläulichen Schein. Lyannen hob ihn auf. Noch ein magischer Gegenstand? Ob der ihm irgendwie helfen konnte?
    Und noch während er den Stein verwundert, verwirrt, ja schmerzenserfüllt betrachtete, hörte er, wie eine Stimme seinen Namen rief. »Lyannen! Lyannen!«
    Hinter ihm eilte jemand herbei und zog dann sein Schwert aus der Scheide. Lyannen schaute wieder zur Finsternis auf und las Überraschung in ihrem Gesicht, doch er widerstand seiner Neugier und beging nicht die Unvorsichtigkeit, sich nach dem Neuankömmling umzusehen und damit seinem schrecklichen Gegner den Rücken zuzuwenden. Die Schritte hallten weiter durch den Raum und Lyannen hörte direkt hinter sich jemanden keuchen.
    »Lyannen, geht es dir gut?«, fragte eine Stimme hastig. Lyannen nickte, ohne genau zu wissen, warum. Sie kam ihm bekannt vor,
aber er konnte sie niemandem zuordnen. Dann hörte er, wie die Stimme klar und hell ertönte und sich nun mutig an die Finsternis wandte.
    »Wir sind gekommen, um dich daran zu hindern, noch mehr Böses anzurichten, elendes Wesen!« Es war eine helle, klare Stimme, in der nicht das geringste Anzeichen von Furcht mitschwang. Und sie klang frei, ja, das war das richtige Wort dafür. »Und wenn du unseren Frieden vernichten willst, wirst du zuerst uns töten müssen!«
    Die Finsternis lachte nicht. Sie war offensichtlich überrascht darüber, dass es noch jemandem von den Ewigen gelungen war, ihr Versteck zu finden. Dass noch jemand von den Ewigen den Mut fand, ihr entgegenzutreten.
    »Es reicht!«, dröhnte sie schließlich, aber hinter dieser zornigen, zur Schau gestellten Macht verbarg sich wachsende Unsicherheit. »Ich bin es leid: Ihr und Euer pathetischer Widerstand! Jetzt ist der Moment gekommen, dem ein für alle Mal ein Ende zu setzen.«
    Lyannen wusste instinktiv, dass die Kraft der Magie, die die Finsternis nun entfesseln würde, ausreichen würde, um sie beide zu töten - ihn und auch den geheimnisvollen Neuankömmling. Er schloss die Augen. Denn er wollte nicht, dass das Letzte, was er in seinem Leben sehen würde, das triumphierende Grinsen des Feindes war, dem er sich vergeblich entgegengestellt hatte. Seine Hände legten sich wie in einem verzweifelten stummen Gebet um seinen Sternenanhänger, obwohl er wusste, dass dessen Magie nicht reichen würde, nicht genug war, um sie zu verteidigen und erst recht nicht, um die Finsternis zu vernichten.
    Die Magie der Finsternis brach unvermittelt über sie herein, wie ein heftiger Windstoß. Lyannen hörte, wie der andere neben ihm auf die Knie sank, ihre Schultern berührten sich, und er hörte, wie seine klare freie Stimme in einen lauten markerschütternden Schrei ausbrach. Ohne zu wissen, warum, schrie nun
auch er aus Leibeskräften. Er schrie aus voller Seele, mit all seiner Kraft, aus der Tiefe seiner von Hass und Wut erfüllten Brust. Er schrie und wartete darauf, dass ihn die Magie mit einer solchen Wucht treffen würde, dass seine Knochen zu Staub zerfielen, sein Fleisch zu Asche verbrannte und sein Wille sich im Nichts auflösen würde. Das Silber seines Anhängers, das in Wahrheit niemals Silber gewesen war, glühte in seinen Händen. Es war so heiß, dass es ihn verbrannte, aber er ließ ihn nicht los.
    Doch unglaublicherweise kam der erwartete Schlag nicht.
    Lyannen blinzelte überrascht und verwirrt. Lichtstrahlen drangen durch seine ineinander verschränkten Finger, ein so intensives und gleißendes Licht, dass es ihn blendete, dass es alles erfüllte, die Luft durchdrang und sie zu reinigen schien und die Dunkelheit hinwegfegte. Sein Gefährte neben ihm umklammerte zu seiner Überraschung auch etwas und auch aus seinen Händen drang dieses intensive überirdische Licht. Lyannen konnte noch einen Moment das erschütterte Gesicht der Finsternis sehen, bevor ihre Umrisse zu verschwimmen und sich aufzulösen schienen. Der Schrei, der dann Lyannen in den Ohren gellte, klang keineswegs klar und frei, denn er kam nicht mehr von ihm oder seinem Gefährten. Das war ein schrecklicher Schrei voller Wut und Verzweiflung. Er stieg aus der Erde auf, aus der Luft, er war überall. Er kam aus diesem Ort jenseits der Grenzen der Wirklichkeit, den die Finsternis erschaffen hatte, um

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