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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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er konnte der Finsternis ganz bestimmt nicht in eine andere Welt folgen. Er war nur ein Halbsterblicher. Jeder andere als er wäre besser geeignet, diese schwierige Situation zu meistern.
    Verärgert griff er zum Anhänger seines Vaters. Anscheinend dachten alle, dass er die Welt retten konnte, weil er diesen mächtigen Zauber besaß. Mächtig, das mochte stimmen, aber auch nutzlos! Was hatte der ihm denn bislang gebracht? Er war sich wohl bewusst, dass er sich nicht auf Magie, auf eine unbeständige Kraft, verlassen konnte, weil er sie nicht nach seinem Belieben heraufbeschwören konnte und sie sich schon mehrfach nicht gezeigt hatte, wenn er ihrer bedurft hätte.
    Er schloss die Finger um den Anhänger. Was nutzte ihm eine Magie, die er nicht kontrollieren konnte?
    Lyannen zuckte zusammen.Wie als Antwort auf seine Gedanken hatte sich der silberne Stern unter seinen Fingern erhitzt. Wie die anderen Male, als die Magie sich gezeigt hatte.
    Ob ihm diese Macht, die er so dringend brauchte, wohl endlich zu Hilfe kam?

    Den Anhänger in der Hand, erhob er sich. Nun hatte er wieder dieses merkwürdige Gefühl, diese Gewissheit, dass er den richtigen Weg gewählt hatte. Er überlegte kurz, wieder aufs Pferd zu steigen, doch dann verwarf er diesen Gedanken sofort. Die Hand um den Stern begann schon zu brennen, und außerdem wusste er nicht, wie lange der Zauber dieses Mal anhalten würde. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte, doch ihm war klar, dass er sich beeilen musste.
    Wieder einmal verließ er sich auf seinen Instinkt und ging, wohin seine Füße ihn trugen.
    Und da sah er plötzlich die Tür vor sich - klar und ebenso unwirklich zeichnete sie sich vor dem eintönigen Hintergrund der Wüste ab.
    Auch später, wenn er versuchte zu erzählen, was ihm geschehen war, musste er zugeben, dass er nicht so genau wusste, wie er diesen Übergang zwischen zwei Welten beschreiben konnte. Das Wort »Tür«, wie er ihn genannt hatte, beschrieb dieses Phänomen nur unzulänglich. Es war eher ein Riss, eine Kluft, eine Spalte, mehr hoch als breit, und unregelmäßig ausgezackt, als wäre die Wüste nur ein Gemälde auf Leinwand, in die eine riesige Kralle einen Riss gezogen hatte. Hinter dieser Spalte sah man ein gleißend helles Licht, ganz wie das, das der Silberstern in seinen halb geöffneten Fingern aussandte. Er zögerte nicht. Nun, da sich der Riss durch irgendeinen Zauber geöffnet hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als hindurchzugehen, ehe er sich wieder schloss. Ohne lange nachzudenken, nahm er Anlauf und warf sich gegen die Wand aus weißem Licht.
    Der Übergang war nicht so schrecklich, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Er spürte keinen Schmerz, nur das Gefühl, als hätte ihn ein kräftiger Windstoß getroffen. Geblendet schloss er die Augen. Nun hatte er wieder festen Boden unter den Füßen, der Wind ließ nach. Der Sternenanhänger war wieder nur kaltes Silber in seiner schmerzenden Hand. Er ließ ihn los und öffnete die
Augen, voller Erleichterung darüber, dass er noch gesund und wohlbehalten war.
    Tiefe Verzweiflung erfüllte ihn, als er sah, was für eine Landschaft ihn umgab.
    Er war in einer verlassenen Gegend, die noch trostloser schien als die Ödnis, wenn das überhaupt möglich war. Hier und da zeichneten sich Skelette, Knochentrümmer und alte zerbrochene Waffen wie merkwürdige Felsformationen ab. Um ihn herum nichts als Tod. Er betrachtete seine Hände: Die rechte, mit der er den Anhänger gehalten hatte, war zerschnitten und blutete. Unsicher, was er nun tun sollte, machte er ein paar Schritte vorwärts.
    Aber was ihn zutiefst erschreckte, war der Umstand, dass er diesen Ort schon einmal gesehen und diese Situation schon einmal durchlebt hatte, und zwar in seinen Träumen. Und wie dort wusste er, dass sein Gegner gleich schrecklich und unbezwingbar über ihn kommen würde. Allein bei dem Gedanken lief ihm ein kalter Schauder den Rücken hinab. In seinem Traum war dann, als seine Lage schon aussichtslos schien, Slyman erschienen, um ihm zu helfen. Aber dieses Mal würde das nicht so sein. Dieses Mal konnte er nur auf sich selbst zählen.
    Als wollte sie seine schlimmsten Vermutungen bestätigen, erbebte nun die Erde unter seinen Füßen, dazu ertönte ein ohrenbetäubendes Dröhnen, als ob Hunderte von Steinen einen Abhang hinabrollten. Ein langer Riss tat sich direkt vor Lyannen im Boden auf. Seine Hand ging sofort zum Griff seines Schwerts und er zitterte wie Espenlaub. Er hatte diesen

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