Gefährten des Zwielichts
Er hörte nichts mehr von Darnamur und Skerna!
Er seufzte. Die beiden waren seine fähigsten Mitstreiter, flink und geschickt und findig, und nach Gnomenmaßstäben auch ausgesprochen zuverlässig. Trotzdem kam es ihm mitunter vor, als wäre er mit Kindern unterwegs - wie sonst war zu erklären, dass er immer unruhig wurde, wenn er sie nicht im Auge hatte?
Aber es gab keine besseren Begleiter, die er für diese Mission hätte auswählen können. Widerstrebend hob er den Kopf und schaute sich um. Da entdeckte er Darnamur, der auf der riesigen Hand saß, die unter dem eingerollten Leib des Trolls hervorschaute.
»Schlaf endlich«, murmelte er. »Und wo ist Skerna?«
»Pssst«, zischte Darnamur.
Wito folgte seinem Blick und erblickte seine Gefährtin. Die Gnomin glitt gewandt auf Werzaz zu. Sie nutzte jede spärliche Deckung, die das Gelände bot, und bewegte sich vollkommen lautlos. Dabei schnarchte Werzaz so laut, dass er unmöglich etwas mitbekommen konnte. Es war wohl zumindest ein Tritt nötig, um ihn zu wecken, und den würde der Goblin auch bekommen, ehe der Abend dämmerte. Baskon machte nicht viele Umstände, wenn er aufbrechen wollte.
Wito schüttelte den Kopf und seufzte wieder. Werzaz war ein allzu leichtes Opfer für Skernas Streiche, und es hatte etwas Würdeloses an sich, wenn sie seine Erschöpfung ausnutzte.
»Ich dachte, das hätten wir hinter uns«, bemerkte Wito halblaut. »Wird es nicht allmählich langweilig?«
»Pssst«, machte Darnamur. Er behielt Skerna aufmerksam im Auge, hinter Gibrax' Schulter halb in Deckung. Anspannung hing in der Luft. Etwas ging hier vor. Wito versuchte, die Müdigkeit abzuschütteln, und schaute genauer hin.
Skerna wühlte zwischen den Ausrüstungsgegenständen, die Werzaz um sich her verstreut hatte, bevor er ins Gras gesunken war. Dann hob sie einen Riemen hoch, an dem der Goblin sonst irgendwelche Sachen befestigte. Sie machte den Gurt zu, so dass er eine kleine Schlaufe bildete.
Dann schlich sie weiter.
Wito hielt den Atem an. Ein kaltes Prickeln stach in seinen Nacken. »Leuchmadans Gnade«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Ihr seid ja verrückt!«
Skerna blickte kurz zu Wito hin und lächelte breit. Sie winkte und schlich dann weiter - auf Baskon zu. Wito wollte sie zurückrufen, ihr einen Befehl erteilen, aber er wagte es nicht. Er hätte nur das Lager aufgeschreckt und seine Gefährtin verraten. Unglaublich, dass sie es wagte, sich an den Wardu heranzuschleichen!
Aber Skerna bewegte sich mit äußerstem Geschick. Sie nahm sich Zeit.
Fast schien es so, als könne sie über das Gras schweben, ohne einen Halm zu knicken - ganz wie die Elfen, doch so langsam wie der Mond auf seiner Wanderung über das Firmament. Zoll um Zoll schob sie sich von hinten an den sitzenden Wardu heran und tauchte in ein Gestrüpp, das am Rande des Steilhangs wucherte und dessen Ausläufer bis zu Baskon reichten.
Kein Zweig und keine Ranke regte sich.
Sie ist wirklich gut, dachte Wito. Er behielt das Gestrüpp im Auge, konnte seine Gefährtin aber nicht ausmachen. Was für eine Verschwendung, so viel Geschick für so ein lächerliches Unternehmen!
»Dieser Wardu hält sich für unangreifbar«, flüsterte Darnamur. »Aber auch er kann sich beispielsweise in einem Riemen verheddern, den der schlampige Goblin hat fallen lassen.«
Wito wandte sich nicht um, sondern schaute immer noch zu dem Gestrüpp hinüber. Er schüttelte den Kopf. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Baskon tatsächlich dem Goblin die Schuld geben würde. Der Wardu war nicht so dumm wie Werzaz. Es war einfach zu gefährlich!
Und dann tauchte Skerna wieder auf. Ihr Kopf schob sich neben Baskons Füßen aus dem Dickicht. Mit einer Hand hob sie den Gurt hoch, legte ihn über ihren Unterarm. Baskons Rüstung hatte keine Schnürriemen, und der Wardu besaß auch sonst kein Gepäck, das man ihm stehlen konnte. Also hatten Skerna und Darnamur sich etwas anderes einfallen lassen müssen, um ihn dranzukriegen.
Ganz behutsam hob Skerna den Riemen über Baskons Füße.
Und Baskon hob den scharf geschliffenen, kurzen Speer mit der langen Spitze und schlug zu.
Es war eine beiläufige, fast langsame Bewegung, als würde er eine Fliege erschlagen. Aber Baskons Hieb spaltete Skerna den Schädel und drang bis zur Brust durch den Körper. Wito schrie auf und sprang auf die Füße. Darnamur neben ihm stieß einen erstickten, fassungslosen Laut aus.
Ungerührt legte Baskon den Speer wieder ab und saß so still
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