Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
hier. Wir sind so dicht an dem Herz, und mit Baskons Stärke können wir es uns holen. Wenn wir unsere Kräfte aufteilen und irgendwo in der Ferne danach suchen, schlüpft es uns nur durch die Finger.«
    »Aber warum?«, fragte Wito. »Das Herz kann uns gar nicht entgehen. Wir wissen, wo sie es hinbringen.«
    »Ihr wisst nur das, was die Elfen euch hören lassen wollten«, beschied Daugrula ihn knapp. »Und das war eine durchschaubare Lüge. Baskon selbst hat schon darauf hingewiesen, wie abwegig der Gedanke ist, dass unsere Gegner das Herz einfach vernichten wollen.«
    »Ja«, mischte Werzaz sich ein. »Wir holen das Herz zurück. Das Wort eines Gnoms, der wie ein Kakerlak am Elfentischchen klebte, reicht mir nicht.«
    »Keiner wusste, dass wir da waren!«, sagte Darnamur. »Sie haben unbefangen geredet, und wir haben es belauscht!«
    »Wie auch immer«, sagte Daugrula. »Ob sie euch getäuscht haben oder ob ihr etwas missverstanden habt - es kommt aufs selbe hinaus. Womöglich wart ihr einfach abgelenkt, von irgendwelchen verdrehten Scherzen, und habt etwas Wichtiges nicht mitbekommen. Wir wissen alle, wie Gnome sind.«
    Skerna öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, aber Daugrula schnitt ihr mit einer resoluten Handbewegung das Wort ab und befahl Gibrax, die Gnome wieder auf die Schulter zu nehmen. Der Troll kroch missmutig aus seinem Loch, blinzelte in die untergehende Sonne und gehorchte dann.
    Wito wusste, dass es keinen Sinn hatte, weiter mit der Nachtalbe zu streiten. Sie musste ihre Gründe haben, weshalb sie den Gnomen nicht glaubte - weshalb sie vorgab, den Gnomen nicht zu glauben. Aber was auch immer das für Gründe waren: Wito wollte nicht zulassen, dass sie die Mission gefährdeten. Vielleicht konnte er mehr erreichen, wenn er mit Daugrula unter vier Augen sprach. Oder er würde versuchen, Baskon zu überzeugen. Aber für beides war jetzt nicht der rechte Zeitpunkt.
    Schweigend wanderten die sechs Gefährten durch die dünn besiedelte Landschaft. Daugrula hielt meist die Augen geschlossen, trotzdem führte sie die anderen mit traumwandlerischer Sicherheit.
    Sie bewegten sich am Saum kleiner Haine entlang, im Schutz von Anhöhen oder in der Deckung von Niederungen und Spalten. Dann und wann erblickte Wito von Gibrax' Schulter aus in der Ferne Tierherden auf der Weide, aber die Nachtalbe leitete sie in weitem Bogen daran vorüber - auch wenn der Troll mit der Zunge schnalzte und Anstalten machte, in Richtung des Viehs vom Weg abzuweichen.
    Irgendwann verhielt Daugrula den Schritt und legte lauschend den Kopf schräg. Dann ging sie weiter, blieb wieder stehen und schaute prüfend zum Himmel. Inzwischen war es Nacht geworden. Im fernen Westen haschten rötliche Schleierwolken nach dem letzten Abendlicht, während über den Bergen bereits die ersten Sterne funkelten.
    »Eigenartig«, befand Daugrula. »Ich könnte schwören, ich höre Baskon. Aber am Himmel ist nichts. Und es klingt anders ...«
    Sie zuckte die Achseln. Die Gefährten setzten den Weg fort, aber Wito fiel auf, dass sie langsamer gingen und Daugrula öfter als sonst einen Bogen schlug und scharfe Abzweige wählte. Schließlich führte die Albe sie auf einen Hügelkamm hinauf, und im Tal dahinter sahen die nachtsichtigen Gnome eine schattenhafte Gestalt, einen einsamen Wanderer, der innehielt und zu ihnen hochblickte.
    Daugrula führte sie direkt auf den Menschen zu, und als sie näher kamen, erkannten die Gefährten schließlich Baskon in seiner unverkennbaren schweren Rüstung, doch ohne sein Reittier.
    »Sind wir schon wieder bei Komfir?«, fragte Darnamur verwundert.
    Wito schüttelte den Kopf. »Ich glaube, nicht«, erwiderte er. »Baskon muss uns unterwegs entdeckt haben und deshalb hier gelandet sein.«
 
    Baskon sprach nicht viel darüber, was geschehen war, aber zumindest erfuhren die Gefährten, dass der Wardu sein Reittier verloren hatte. Außerdem hatte er etwas entdeckt, was ihrer Mission eine ganz neue Richtung gab.
    »Sie sind über die Berge gegangen?«, fragte Daugrula. »Warum sollten sie das tun? Es ist ein Umweg, wenn sie in den Süden wollen, und auf der anderen Seite der Berge gibt es keine Macht, die Leuchmadan herausfordern könnte.«
    »Du hast nur einen Haufen verdammter Fahlhäute, Spitzohren und Bartträger gesehen«, meldete sich Werzaz zu Wort. »Woher wissen wir, dass sie Leuchmadans Herz bei sich haben?«
    »Was kümmert es dich, Goblin?«, drang es aus der Rüstung des Wardu. »Du gehst, wohin ich es

Weitere Kostenlose Bücher