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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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kein Wort.
    Bald schlossen die Gnomen zu ihren schnelleren Kameraden auf. Diese machten Rast auf einem größeren Plateau und betrachteten ein Loch in der Felswand. Die Öffnung war ein wenig höher, als die Nachtalbe groß war, und an der Schwelle anderthalb mal so breit. Es sah nicht aus wie eine natürliche Höhle. Das Gestein war an der rechten Seite behauen und verlief beinahe lotrecht. Die linke Seite war ebenfalls geglättet und verlief in schrägem Winkel zum Boden. So entstand eine dreieckige Öffnung, die nach oben hin spitz zulief. An der Einfassung waren noch schwach ein paar Reliefs zu erkennen, Schatten von verwitterten Figuren, die sich nur mehr erahnen ließen.
    »Das ist ja eine verranzte alte Zwergenmine!«, bemerkte Werzaz.
    »Oder eine Siedlung der Goblins«, erwiderte Daugrula. »Vielleicht auch die Heimstatt eines noch älteren Volkes, das die Dunkelheit liebte und von dem heute niemand mehr weiß.«
    »Hrmph«, stieß Werzaz hervor. »Schaut euch den armseligen Eingang an. So ein Loch ist gerade groß genug für Zwerge.«
    »Er ist eingestürzt«, erklärte Daugrula geduldig. »Der schräge Stein war einstmals der obere Türsturz. Die linke Stütze wurde zermalmt, so dass der Türsturz jetzt dort auf dem Boden aufliegt. Und der Berg ist nachgerutscht.«
    Werzaz lachte. »Ich sehe aber kein nachgerutschtes Geröll, sondern nur gewachsenen Fels! Erzähl einem Goblin nichts von Steinen und Höhlen, Nachtalbe. Was verstehst du denn schon davon?«
    »Wir Nachtalben verstehen etwas vom Alter«, sagte Daugrula. Ihre Stimme klang leise, fast beklommen. »Und diese Gänge sind alt. Kalk ist eingesickert und hat das Geröll geglättet. Ich werde diesen Gang nicht betreten.« Die letzten Worte waren an Baskon gerichtet, der teilnahmslos dabeistand.
    »Wir müssen den Gang nicht betreten«, sagte der Wardu. »Hinter dem Berg kommt ein Riss. Der trägt keine Spuren mehr von dem alten Volk.«
    »Das tote alte Volk, das diese Höhlen grub, kümmert mich nicht«, entgegnete Daugrula. »Ich mache mir Sorgen um den, der jetzt darin wohnt. Man kann ihm nicht trauen. Und seine Behausung liegt weit oberhalb der Baumgrenzen - an diesem Ort ist kein Leben mehr. Er liegt jenseits der Grenzen meiner Magie. Wenn du zu Grautaz willst, musst du allein zu ihm hinabsteigen.«
    »Grautaz«, ließ der Troll sich von hinten vernehmen. »Gibrax kennt den Namen. Trolle bleiben weg von Grautaz, weil der auch Trolle frisst, wenn er sie bekommt. Hat Gibrax gehört.«
    Baskon lachte dröhnend. »Grautaz wird niemanden fressen. Und wir steigen nicht zu ihm hinab. Er wird zu mir kommen, und er wird uns helfen. Er ist ein uralter Verbündeter von Leuchmadan.«
    »Ach?«, sagte Daugrula spitz. »Dann muss seine Aufwartung bei Hofe mir aber entgangen sein.«
    Baskon zuckte mit der Schulterplatte seiner Rüstung. Dann wandte er sich ab und ging weiter. Werzaz blickte Daugrula an, aber als die Nachtalbe einfach stehen blieb, ging er schließlich los und trottete hinter dem Wardu drein.
    »Wer bei Leuchmadan ist dieser Grautaz?«, fragte Wito.
    »Grautaz ist der große Unkwitt«, erklärte Daugrula. »Womöglich der Letzte seines uralten Geschlechts ... Ein Drache. Man sagt, er sei Leuchmadans Verbündeter. Aber soweit ich weiß, sagte man das vor tausend Jahren auch, und doch war in der großen Schlacht kein Drache zu sehen. Ich denke, Baskon ... geht ein Risiko ein.«
    Sie verließ ebenfalls den Felssims. Die Gnome und Gibrax folgten ihr.
    Hinter dem Plateau schien der Weg zu enden. Die Gefährten kämpften sich über eine Geröllhalde. Bei jedem Schritt traten sie Kaskaden von kleinen Steinen los, die hinter der nächsten Abbruchkante in einem bodenlosen Abgrund verschwanden.
    Wieder war es Gibrax, der sich um die Gnome kümmerte und sie ein ums andere Mal mit seinen breiten Schaufelhänden auffing, wenn sie ins Rutschen gerieten. Er selbst hielt sich so sicher auf dem unsicheren Hang wie ein Baum, der Wurzeln geschlagen hatte - obwohl er sich für einen verwurzelten Baum erstaunlich rasch fortbewegte.
    Endlich gingen sie um eine weitere Felskante herum und gelangten an einen tiefen Einschnitt, der quer zum Hang verlief. Der Berg klaffte hier auseinander wie von einer Titanenaxt gespalten, und vor dieser Kluft sammelte sich die Gruppe wieder. Daugrula ermahnte ihre Begleiter: »Es heißt, ein Unkwitt könne tief in die Seele schauen und die geheimsten Beweggründe seines Gegenübers erkennen, und auch jede Schwäche. Wenn wir dieses

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