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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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wäre es, wenn der Drache ihn gleich vernichtet hätte.«
    »Wem sagt Ihr das«, seufzte Darnamur.
    Wito trat näher heran. Er sah eine große Lache rot glühenden Stahls, von dem Dampf aufstieg. Der Lehm darum herum war hart gebacken wie Tonziegel, und Wasser rann darüber, ohne zu versickern.
    Nun erblickte Wito überall im Umkreis kleine Pfützen und Teile aus Eisen, manchmal zu bizarren Formen erstarrt. Manche Stücke wirkten fast lebendig, wie amorphe Geschöpfe, die im Kriechen erstarrt waren.
    »Baskon?«, hauchte er.
    »Seine Rüstung«, bestätigte Daugrula. »Sein Leib.«
    Darnamur betrachtete den Ort der Verwüstung. Wenn man genau hinsah, konnte man sogar feine Eisenperlen im Schlamm entdecken - erstarrte kleine Tropfen, die überall auf der Lichtung verspritzt waren. »Also, für mich sieht er tot genug aus«, stellte Darnamur fest. Er stieß mit dem Schuh gegen ein größeres Bruchstück, kratzte mit dem Fingernagel an einem kleinen Eisenbrocken, der ganz unter Wasser lag und abgekühlt genug wirkte. »Es regt sich nicht. Und dieser Ton fehlt. Glaubt Ihr wirklich, Baskon kann wieder zurückkommen?«
    »Vermutlich nicht in diese Rüstung«, sagte Daugrula. »Oder in das, was davon übrig ist. Aber ja, er wird zurückkommen - sobald Leuchmadans Kästchen nicht durch Seide oder Magie verhüllt ist und er einen geeigneten Klangkörper findet, der seine Seele aufnimmt. Aber das ist nicht das Problem ...«
    »Für mich schon«, sagte Darnamur.
    Wito stieß ihn an. Er schaute zu Daugrula, die über die Lichtung hinweg ins Leere starrte. »Was dann?«, fragte er.
    »Hast du vergessen, was ich vorhin erzählt habe? Baskons Seele mag weiterleben, aber sie ist unrein. Das Drachenfeuer hat sie verzehrt. Baskon ist verloren.«
    Daugrula richtete sich wieder auf. »Aber wir haben immer noch einen Auftrag zu erledigen. Wir müssen ein Kästchen beschaffen. Mit oder ohne Baskon.«
 
    »Lindwurmscheiße«, flüsterte Werzaz. »Erklär's mir noch mal, Pickelzapfen: Was machen wir hier, wenn Leuchmadans Herz beim Drachen ist?«
    Vor ihnen erstreckte sich der tote Wald über eine Fläche von hundert Schritt Durchmesser, graue, kahle Stämme, die aussahen wie versteinert. Die meisten von ihnen endeten abrupt. Die Wipfel der Bäume waren wie die Blätter und Zweige verschwunden.
    Darnamur streckte einen Finger aus seinem Versteck und berührte einen dicken Ast, der dicht am Rand der Schwende lag. Er zerfiel sofort zu dem flockigen zähen Staub, der den Boden bedeckte.
    »Ich kann es dir nicht noch einmal erklären«, antwortete Wito dem Goblin, »weil Daugrula gar nichts erklärt hat. Sie sagte, wir müssen uns hier umsehen, und das tun wir auch.«
    Werzaz brummte vor sich hin, aber leise. Sie alle sahen die Gestalten auf der anderen Seite der vom Drachenfeuer gerodeten Schneise, die sich im Schutz der Bäume versammelt hatten und ihre Verletzten versorgten oder Rat hielten oder was auch immer sie da trieben.
    Die anderen. Die Herzdiebe. Ihre Feinde.
    Jetzt waren es selbst beraubte Diebe, denn Daugrula war überzeugt, dass der Drache ihnen Leuchmadans Herz abgejagt hatte. Nur so waren die Spuren zu deuten.
    »Was nun?«, wandte Wito sich mit gedämpfter Stimme an die Albe. Daugrula verbarg sich wie Werzaz und die Gnome hinter einem dichten Gestrüpp an der Grenze des toten Waldes. Die Hälfte des Buschwerks war vom Drachenfeuer ausgedörrt und so grau und tot wie die Ascheskulpturen vor ihnen. Die Welke griff bereits auf die Hälfte über, die vom Feuer unversehrt geblieben war. Aber noch bot die Hecke ihnen Schutz.
    »Sie wollen das Kästchen ebenso wie wir«, sagte Daugrula. Ihre Stimme klang unentschlossen, als würde sie sich wünschen, dass ein anderer die Entscheidung träfe.
    »Aye«, bestätigte Werzaz. »Dreckige Diebe. Wir erschlagen sie alle, bevor sie wissen, wie ihnen geschieht.«
    Daugrula war im Grunde von Anfang an die Anführerin der Gefährten gewesen, denn Baskon hatte sich abseits gehalten und nur selten gezeigt. Und stets wusste die Nachtalbe mehr als alle anderen. Sie schien in die Zukunft schauen zu können und weit in das Umland. Doch die Zerstörung des Wardu hatte ihr Selbstvertrauen ins Wanken gebracht. Jetzt, da die Gruppe ihre Führung so nötig hatte wie nie, wirkte sie eigentümlich zaghaft.
    Wito nahm seinen Mut zusammen. »Was sollen wir tun?«, fragte er. »Müssen wir überhaupt gegen sie kämpfen, wo das Kästchen doch ohnehin beim Drachen ist?«
    Daugrula atmete tief durch. »Nein. Sie

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