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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Sie wusste genau, dass die Menschen etwas Kostbares lieber zerstören würden, als es einem anderen zu gönnen.«
    Werzaz war ein wenig näher getreten und hatte mit seinem einen Ohr den letzten Satz mitbekommen. »Ja«, stellte er fest. »Manchmal können die Flachköpfe auch ganz vernünftig sein.«
    Wito beachtete ihn nicht.
    »Und was ist mit Baskon?«, fragte er unvermittelt. »Könnt Ihr seine Gegenwart fühlen?«
    »Das ist nicht schwer«, sagte Daugrula. »Er bringt den ganzen Wald in Aufruhr und läuft kreuz und quer in der Gegend des Flusses umher. Ich höre ihn schon seit gestern Abend, aber ich halte lieber Abstand zu ihm. Wäre er bei uns, würde er uns nur verraten.«
    »Meinetwegen kann er im Fluss stehen bleiben, bis er durchgerostet ist«, meinte Darnamur.
    »Baskon ist ein starker Krieger«, warf Werzaz ein. »Wenn der Schuppenwurm uns verrät oder wenn wir auf den Lumpenhaufen stoßen, der Leuchmadans Herz gestohlen hat, brauchen wir den Wardu.«
    »Wenn wir ihn brauchen, können wir schnell genug zu ihm gelangen«, befand Daugrula. »Solange ich weiß, wo er ist, muss er nicht unbedingt neben mir stehen.«
    Nachdem Werzaz das Wildschwein fertig gebraten hatte, außen schwarz verbrannt und innen blutig, hieß Daugrula ihn, das kleine Feuer zu löschen. Der Goblin trat auf die schwelenden Zweige und deckte sie schließlich mit Erde zu. Als der zähe Qualm aus dem aufgehäuften Waldboden quoll, stapfte Werzaz fluchend zum Firnbach, schöpfte Wasser und goss es über die Flammen.
    »Könnt euch ruhig mal nützlich machen, ihr Warzenhaare«, fauchte er die Gnome an, bevor er ein zweites Mal zum Wasser ging.
    »Mir liegt dein Schwein noch wie ein Stein im Magen«, erwiderte Darnamur. »Darum halte ich mich lieber vom Wasser fern.«
    Er hatte nicht sehr laut gesprochen, und Werzaz war nicht mehr in der Nähe. Wito war froh, dass der Goblin die freche Antwort nicht gehört hatte, denn auch ihm war noch unwohl von dem verbrannten und viel zu frischen Braten. Er hatte keine Lust zu streiten, und es wäre ihm schwergefallen, Schlägen des Goblin auszuweichen.
    »Meine Güte«, sagte er. »Ich frage mich, ob Kohle wohl als ›lebendiges Material‹ zählt oder ob es uns den Leib aufreißt, wenn wir versuchen, unsere Größe zu ändern.«
    Daugrula warf ihnen einen Blick zu, der sie verstummen ließ.
    Anspannung lag in der Luft.
    Die Vögel hatten aufgehört zu singen, und der Wald selbst schien abzuwarten. Der Unkwitt musste in der Luft sein.
    Dann hörte Wito ein Brüllen, gefolgt von Rufen und Schreien. Holz brach, als würden schwere Stämme umgerissen. Werzaz griff nach seiner zusammengeklauten Ausrüstung, aber Daugrula hielt ihn zurück.
    »Es riecht verbrannt«, stellte Wito fest. Er blickte unruhig zum Fluss.
    Das Dämmerlicht des Waldes schien sich zu bewegen, Schatten nahmen Gestalt an zwischen den Bäumen - und dann brandete eine Wolke von Qualm und Asche über sie hinweg. Wito warf sich auf den Boden und legte schützend die Arme über den Kopf. Doch die Asche war kalt.
    Dicke, ölige Flocken rieselten herab wie Schnee und bedeckten die Bäume ringsum. Die Gefährten waren mit einer grauen Schicht überzogen, der Tag hatte sich plötzlich verdüstert, und als Gibrax sich die Asche aus dem Gesicht wischte, verschmierte er sie zu grauschwarzen Schlieren.
    Werzaz schnaubte durch seine breite Nase.
    »Es ist vorbei«, flüsterte Daugrula. »Der Drache ist weitergeflogen. Sehen wir nach, was er zurückgelassen hat.«
    »Wir laufen mitten ins Feuer«, warnte Wito, aber die Nachtalbe schüttelte nur den Kopf.
    »Es ist kein gewöhnliches Feuer«, erklärte sie. »Es ist Drachenfeuer, so verderbt und zerstörerisch, dass es sich selbst verzehrt und selten ausbreitet. Es verbrennt alles, doch zuvor raubt es allem, womit es in Berührung kommt, die Essenz und das Leben. Wo der Hauch des Unkwitt hinweht, bleibt meist nichts übrig, was weiterbrennen kann. Nur Asche, oft so schnell verglüht, dass man die ursprüngliche Form noch erkennen kann.«
    Daugrula schüttelte den Kopf. »Also, hütet euch vor dem Drachen. Er verbrennt mehr als den Leib, und wer von seinem Feuer getroffen wird und überlebt, ist verflucht und hat nichts als Leid und Unheil zu erwarten. Aber wenn der Drache fort ist, hat man nichts mehr zu fürchten.« Sie seufzte. »Es sei denn, man hat seine Magie und sein eigenes Sein dem Leben geweiht und empfindet dessen Fehlen als ziehenden Schmerz. Aber das ist bloß eine

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